In vielen Kliniken fehlt die Routine für die durchgeführten Operationen
03.09.2014
Einige Operationen stellen einen derart komplizierten Eingriff dar, dass diese nur in hierauf spezialisierten Kliniken durchgeführt werden sollten. Doch eine aktuelle Untersuchung von Forschern der Universität Witten/Herdecke (UW/H) zeigt, dass in den Krankenhäusern vielfach die erforderliche Routine für die durchgeführten Eingriffe fehlt. Laut Mitteilung der Universität überprüften die Wissenschaftler die Einhaltung der sogenannten Mindestmengenvorgaben von 2004 bis 2010 und stellten dabei fest, dass diese von etlichen Kliniken missachtet werden.
Im Rahmen der Untersuchung werteten die Forscher vom Lehrstuhl für Gesundheitssystemforschung an der UW/H die Qualitätsberichte von fast 2.000 Krankenhäusern aus den Jahren 2004, 2006, 2008 und 2010 aus. Im Fokus ihres Interesses stand die Einhaltung der Mengenvorschriften bei komplizierten Operationen an der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse, beim Einbau von Knievollprothesen sowie bei der Transplantationen von Leber, Niere oder Stammzellen. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass viele Krankenhäuser ohne die erforderliche Routine immer noch Operationen vornehmen, die nach dem Willen des Gesetzgebers nur in dafür spezialisierten Kliniken durchgeführt werden sollten. Die Forscher der Universität Witten/Herdecke haben die Mindestmengenvorgaben daher insgesamt „für wenig wirksam befunden.“
Kliniken halten sich nicht an die Mindestmengenvorgaben
„Wir haben bei unserer Studie feststellen müssen, dass im kompletten Zeitraum von 2004 bis 2010, also immerhin sechs Jahre, die Verstöße gegen die Mindestmengenverordnung gleich hoch geblieben sind“, betonte Studienautor Dr. Werner de Cruppé. Dies lege den Schluss nahe, „dass die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten hierdurch nicht wie erhofft positiv beeinflusst wurde.“ Eigentlich sollte mit den Mindestmengenvorgaben sichergestellt werden. „dass nur noch erfahrene Kliniken bestimmte komplizierte Eingriffe vornehmen“, erläuterte der Experte und ergänzte: „Wir haben aber herausgefunden, dass viele Krankenhäuser sich nicht daran halten.“ So führe gut die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser mindestens eine der genannten Behandlungen durch, obwohl „je nach Eingriffsart fünf bis 45 Prozent der Kliniken dies nicht dürften.“ Demnach würden „je nach Operation ein bis 15 Prozent der Patienten in Krankenhäusern behandelt, die die Vorgaben nicht einhalten.“ Veröffentlicht wurde die Studie im „Deutschen Ärzteblatt“. (fp)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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