08.09.2014
Asthma ist insbesondere bei Stadtkinder relativ weit verbreitet, während Landkinder deutlich seltener an der chronischen entzündlichen Atemwegserkrankung leiden. Auf dem internationalen Kongress der Europäischen Atemwegsgesellschaft (European Respiratory Society; ERS) in München hat Dr. Christina Tischer vom Helmholtz Zentrum München nun die Ergebnisse einer Studie präsentiert, die zeigt, dass ein Schaffell offenbar die positiven mikrobiellen Effekte des Landlebens auch in der Stadt entfalten kann. Das Schaffell habe eine Schutzwirkung gegen Asthma und Allergien, berichtet die ERS in ihrer Pressemitteilung zu dem Kongress.
Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass die Exposition gegenüber verschiedenen mikrobiellen Umwelteinflüssen in jungen Jahren vor Asthma und Allergien schützt, so die Mitteilung der Fachgesellschaft. In ihrer Studie haben die Forscher des Helmholtz Zentrums München nun untersucht, welche Auswirkungen das weit verbreitete Tier- beziehungsweise Schaffell für Babys in diesem Zusammenhang hat. Sie nutzten für die Analyse die Daten der deutschen Geburtskohorte „LISAplus“ mit über 3.000 gesunden Neugeborenen, überwiegend aus dem Geburtsjahrgang 1998. „Die Forscher sammelten Informationen über die Exposition des Tierfells in den ersten drei Monaten des Lebens sowie Informationen über die Gesundheit der Kinder bis zum Alter von zehn Jahren“, berichtet die European Respiratory Society.
Mehr als die Hälfte der Kinder schlafen auf einem Tierfell
Insgesamt wurden die Angaben von 2.441 Kindern in der Studie berücksichtigt, wobei 55 Prozent der Kinder in den ersten drei Monaten des Lebens auf einem Tierfell geschlafen haben. „Die Ergebnisse zeigten, dass das Schlafen auf dem Tierfell mit einem reduzierten Risiko für eine Reihe von Asthma-Faktoren verbunden war“, so die Mitteilung der ERS. Das Risiko einer Asthma-Erkrankung war den Ergebnissen der Münchener Forscher zufolge bis zum Alter von sechs Jahren bei Kindern, die nach der Geburt auf einem Tierfell geschlafen haben, um 79 Prozent niedriger, als bei Kinder, die nicht auf einem Tierfell schliefen. Im Alter von zehn Jahren sei das Asthma-Risiko immer noch 41 Prozent geringer gewesen.
Schützende Mikroorganismen im Schaffell
Die Expertin des Helmholtz Zentrums München, Dr. Christina Tischer, erklärte, dass aus früheren Studien bereits der schützende Effekt der Mikroben in ländlichen Gebieten bekannt gewesen sei. Die aktuellen Ergebnisse würde hier den Schluss nahe legen, dass eine Tierhaut ein Reservoir für verschiedene Arten von Mikroorganismen bildet, daher Mechanismen ähnlich wie in ländlicher Umgebungen auslöst und auch bei Stadtkindern eine präventive Wirkung gegenüber Asthma entfaltet. In einem nächsten Schritt solle nun geprüft werden, welche Mikroorganismen für diese schützende Wirkung verantwortlich sind. (fp)
Bild: lichtkunst.73 / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.