Virenreservoirs: Unbekanntes Virus bei Königspythons entdeckt
13.09.2014
Zahlreiche Viren, die gefährliche Infektionskrankheiten hervorrufen können, stammen aus dem Tierreich. Doch nicht nur Säugetiere, sondern auch Reptilien können ein Reservoir von Viren sein. US-amerikanische Forscher haben nun einen bislang unbekannten Erreger bei Königspythons entdeckt.
Atemwegserkrankungen bei Pythons in Gefangenschaft
US-amerikanische Forscher haben Pressemeldungen zufolge ein Virus entdeckt, dasbei Königspythons lebensgefährliche Atemwegserkrankungen auslöst. Die Biologen um Joseph DeRisi von der University of California in San Francisco wiesen den zu den Nidoviren zählenden Erreger bei acht in Gefangenschaft lebenden Schlangen nach, die eine Lungenentzündung hatten. Laut einer Mitteilung der Zeitschrift „mBio“, in der die Studie erscheint, sagte der Biochemiker DeRisi: „Das ist sehr spannend, weil bis zum jetzigen Zeitpunkt kein Virus dieser Art bei Reptilien bekannt war.“ Bei Königspythons (Python regius), die in Gefangenschaft leben, sind diese "Atemwegserkrankungen seit den 1990er-Jahren bekannt, ohne dass man die Ursache kannte".
Bislang unbekanntes Virus entdeckt
DeRisi und seine Kollegen verglichen nun Gewebeproben von acht an Lungenentzündung erkrankten Pythons und von 57 gesunden Schlangen. Dabei entdeckten sie unter dem Elektronenmikroskop zunächst bei zwei Pythons virusähnliche Partikel in Zellen, welche die Lunge auskleiden. Schließlich fanden sie das bislang unbekannte Virus im Erbgut aller erkrankten Schlangen, dort vor allem in den Atemwegen, jedoch nicht bei den gesunden Reptilien. Der Erreger erhielt von den Forschern den Namen „Ball Python Nidovirus“ (Königspython-Nidovirus). Wie die Wissenschaftler schreiben, sei es mit rund 33.500 Basenpaaren das größte bekannte Nidovirus-Genom.
Viren könnten möglicherweise Menschen gefährlich werden
Die Forscher wissen aber noch nicht, wie sich das Virus verbreitet, ob es auch in anderen Tieren vorkommt und wie häufig es bei Königspythons in der Natur auftritt. Doch dieser Bericht wird den Wissenschaftlern zufolge „Diagnosen ermöglichen, anhand derer sich die Rolle des Virus bei der Entstehung von Krankheiten besser bestimmen lässt.“ Die Krankheit könnte so in Zoos und privaten Sammlungen besser in den Griff bekommen werden – Königspythons werden weltweit auch als Haustiere gehalten. Wie das Team betonte, seien auch Reptilien Reservoirs von Viren, die dem Menschen möglicherweise gefährlich werden könnten.
Zahlreiche gefährliche Viren stammen aus dem Tierreich
Zahlreiche Viren, die bei Menschen gefährliche Erkrankungen hervorrufen können, stammen aus dem Tierreich. So sind etwa für HIV, Sars oder Mers Tiere wie bestimmte Affenarten, Kamele oder Fledermäuse als Ursprung ausfindig gemacht, beziehungsweise vermutet worden. Auch bei der derzeit in Westafrika grassierenden Ebola-Epidemie stammt der Erreger vermutlich aus dem Tierreich. So können sich Menschen etwa über den Kontakt zu erkrankten Affen mit dem Virus infizieren und entwickeln oft innerhalb weniger Tage die typischen Ebola-Symptome.
Wissenschaftler raten zu mehr Forschung
Die Biologen wollen nun auch Reptilien verstärkt auf Krankheitserreger untersuchen. Wissenschaftler der Columbia University in New York haben erst kürzlich hochgerechnet, dass "allein die Gruppe der Säugetiere weltweit mindestens 320.000 unterschiedliche Viren beherbergen". Was derzeit über Viren bekannt sei, beruhe weitgehend auf denjenigen Erregern, die schon auf Menschen oder Tiere übergesprungen seien und Krankheiten verursacht hätten. In Anbetracht der Bedrohung für die Menschheit und der mit neuen Krankheiten verbundenen Kosten raten die Forscher in der Zeitschrift „mBio“ dringend dazu, diese Mikroorganismen stärker zu erforschen. Gewonnene Erkenntnisse daraus könnten dazu beitragen, Menschen vor Krankheiten zu schützen. (ad)
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