Sind Fingerstiche zur Blutzuckermessung bald obsolet?
16.09.2014
Die regelmäßige Blutzuckermessung mittels lästiger Fingerstiche könnte für viele an Diabetes erkrankte Menschen bald der Vergangenheit angehören.
Mit mindestens 1800 Stichen im Jahr wird die Blutzuckermessung der zu Therapierenden Person überwacht. Dieses ist dringend notwendig, um die benötigte Insulinmenge an die Zuckerwerte anzupassen und um eine Unterzuckerung , die fachsprachlich auch Hypoglykämie genannt wird, des Körpers zu vermeiden. Speziell die an dem Diabetes Typ-1 erkrankten Personen sind davon betroffen. Eine Unterzuckerung kann sich z.B. durch Kopfschmerzen, allgemeine Schwäche und zittern bemerkbar machen. Auf dem Diabeteskongress in Wien stellte der US-Diagnostik-Konzern Abbott "ein neuartiges System vor, um Diabetes Patienten die Stichproben zu ersparen.
Alte Messmethoden könnten bald überflüssig sein
Es handelt sich dabei um kleine Faser, die beim Aufbringen fast schmerzfrei in das Unterhautgewebe des Oberarms eindringen. Diese Faser ist nur 5mm lang und 0,4mm dünn. Der Sensor, an dem dieser Messfaser liegt, ist nicht größer als eine 2 Euro Münze und misst über die Gewebeflüssigkeit kontinuierlich den Zuckerwert.
Ohne weiteren Aufwand kann der Patient mit einem kleinen Lesegerät über den Sensor fahren, um umgehend die aktuellen Zuckerwerte zu erfahren. Das Gerät ist in der Lage ein Profil der letzten acht Stunden anzuzeigen. Geläufige Methoden machten bis zu 15 mal täglich eine Messung erforderlich, um genaue Daten zu erhalten. Das neue Sensormodul wiederum wird nur 14 Tage getragen und kann dann entsorgt werden. "Im Grunde genommen will man ja nicht einzelne Blutzuckerwerte haben, sondern das Blutzuckermuster wissen und die Krankheit insgesamt unter Kontrolle bringen", sagte der britische Diabetologe Gerry Rayman. Sollte das System Erfolg haben, so stünde für Patienten ein Einstich alle 14 Tage gegenüber den anfangs erwähnten 1800 jährlichen Stichen gegenüber.
Weltweit sind 371 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt
Das neue System könnte laut Abbott bis zu 371 Millionen an Diabetes betroffene Menschen erreichen. Allein in Europa sind es 55 Millionen Patienten. 40% aller Diabetiker testen ihre Blutzuckerwerte überhaupt nicht. Durch das neue System könnte sich das bei vielen ändern. Um die Zuverlässigkeit des Systems zu testen, wird es eine Langzeitstudie mit Diabeteserkrankten der Typen 1 und 2 geben. Es wird in den kommenden Wochen in 7 europäischen Staaten auf dem Markt kommen. Über eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen gibt es bislang noch keine Angaben. (bn)
Bild: Henrik Gerold Vogel / pixelio.de
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