Studie: Trinkwasser durch undichte Bohrlöcher beim Fracking verunreinigt
16.09.2014
In vielen Ländern der Welt gibt es große Vorbehalte gegen Fracking. Durch diese Methode, die in der Erdgasförderung eingesetzt wird, wurde mancherorts bereits das Grundwasser verunreinigt. Forschern zufolge stamme die Kontamination aus Lecks an den Gasbohrungen und könne technisch behoben werden. Die Bedenken wegen einer möglichen Gesundheitsgefahr bleiben.
Verunreinigungen gehen auf undichte Bohrlöcher zurück
Offenbar gehen die Verunreinigungen des Trinkwassers infolge von Fracking meist auf undichte Bohrlöcher zurück. Wie ein Forscherteam um Thomas Darrah von der Duke University in Durham (US-Staat North Carolina) im Fachmagazin „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“) berichtet, sei vermutlich das Aufsprengen des Gesteins in der Tiefe in der Regel nicht für die Verschmutzungen verantwortlich. Die Forscher hatten insgesamt 133 Trinkwasserproben aus zwei Förderzonen in den Staaten Pennsylvania und Texas analysiert. Dabei fanden sie in acht Proben-Gruppen erhöhte Konzentrationen von Kohlenwasserstoff-Verbindungen wie Methan. Die Wissenschaftler betonten, dass die meisten Probleme vermutlich technisch behoben werden könnten.
Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien
Beim Fracking wird Gestein in großer Tiefe unter hohem hydraulischen Druck aufgebrochen, wobei normalerweise ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien zuerst durch Bohrlöcher in die Tiefe geleitet und dort horizontal in die jeweilige Zielschicht gepresst wird. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die Gas entweichen und dann mit Rohren durch das Bohrloch an die Oberfläche befördert werden kann. Wie die Forscher schreiben, kann das Wissen über die Kontamination „zu einer Verbesserung der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit der Schiefergasförderung“ führen.
In Frankreich gilt ein Fracking-Verbot
Auch in Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern wird über den Einsatz des Verfahrens diskutiert. In den USA wird Fracking schon seit längerem praktiziert, dort stammt mittlerweile bereits ein Drittel der gesamten Erdgasproduktion aus dieser Technik. Frankreich hingegen hat die umstrittene Erdgasförderung offiziell untersagt. Es war somit weltweit das erste Land mit einem Fracking-Verbot. Von Kritikern wird befürchtet, Fracking könne das Trinkwasser mit Kohlenwasserstoff-Verbindungen oder anderen Chemikalien verseuchen. In Deutschland hat unter anderem die Landesärztekammer Baden-Württemberg in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang gewarnt: „Verunreinigtes Trinkwasser gefährdet die Gesundheit unserer Bevölkerung.“ Auch wenn durch die neue Untersuchung aus den USA offenbar geklärt wurde, wie solche Stoffe ins Grundwasser gelangen: Die Angst vor möglichen Gesundheitsgefahren dürfte bei den meisten Menschen damit nicht ausgeräumt sein.
Gase können Hunderte Meter durch das Bohrloch aufsteigen
In der Untersuchung analysierten die US-Forscher in den Jahren 2012 und 2013 insgesamt 113 Proben von Trinkwasserquellen die aus Schichten weit unter dem Grundwasserspiegel stammten. Dabei wurden die Proben unter anderem auf bestimmte Edelgase untersucht, deren Konzentration Aufschluss über die Herkunft der Substanzen geben. „Unsere Daten fanden acht Gruppen von Quellen – sieben in Pennsylvania und eine in Texas – mit Verunreinigungen, darunter erhöhte Werte von Erdgas aus der Marcellus-Formation in Pennsylvania und von flacheren, mittleren Schichten in beiden Staaten“, erläuterte Darrah in einer Mitteilung seiner Universität. „Unsere Daten zeigen eindeutig, dass die Kontaminierung dieser Gruppen von Problemen mit der Unversehrtheit der Bohrlöcher stammt, wie etwa schlechtes Verschalen und Ausbetonieren.“ Die Gase können demnach durch das Bohrloch Hunderte Meter aufsteigen und dann in die Grundwasserschicht gelangen.
Trinkwasserqualität verschlechtert
In Texas bezeugten die Wissenschaftler, wie sich die Trinkwasserqualität verschlechterte. „Das Wasser der Menschen wurde durch das Bohren geschädigt“, so Mitautor Robert Jackson. „In Texas sahen wir sogar, wie in zwei Wohnungen zunächst sauberes Trinkwasser nach dem Beginn unserer Studie kontaminiert wurde.“ Wahrscheinlich entstand jedoch keine der Verunreinigungen durch das eigentliche Aufbrechen des Gesteins in der Tiefe, sondern sie hingen mit dem jeweiligen Bohrloch zusammen. Den Forschern zufolge könnten die meisten Probleme künftig verhindert werden. Doch Studien müssten klären, ob die großen Wassermassen, die unter enormem Druck in die Tiefe gepresst werden, die Auskleidung der Bohrlöcher beschädigen können. Das Fazit der Wissenschaftler: „Die Unversehrtheit des Bohrlochs ist eine entscheidende, machbare und kosteneffektive Möglichkeit, Probleme mit Trinkwasserverunreinigung zu reduzieren und Sorgen der Öffentlichkeit in Zusammenhang mit Fracking zu mindern.“
Viele Experten fordern komplettes Verbot von Fracking
Die Schiefergas-Reserven in Deutschland belaufen sich einer Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (GBR) zufolge auf rund 13 Billionen Kubikmeter in Tonstein gebundenes Gas, wovon etwa zehn Prozent nach heutigem Stand der Technik förderbar seien. Dies sei deutlich mehr, als in den konventionellen Erdgasreserven derzeit gespeichert ist. Aufgrund der befürchteten Umweltfolgen gibt es aber auch in Deutschland erheblichen Widerstand gegen das Fracking. Vom Umweltbundesamt (UBA) wird eine rasche gesetzliche Regelung der Technologie gefordert. Fracking solle in Wasserschutz- und Heilquellschutzgebieten sowie anderen sensiblen Gebieten grundsätzlich verboten werden. Eine umfangreiche Risikobewertung soll sowohl vor Erprobungs- als auch vor Förderbohrungen erfolgen. Naturschutzverbände und viele andere Experten fordern jedoch ein komplettes Verbot der Technologie. (ad)
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