Alzheimer könnte übertragbar sein
17.09.2014
Bei einem Kongress in München diskutieren in dieser Woche rund 7.000 Experten über Diagnosen, Therapien und auch Ursachen von neurologischen Krankheiten. Dazu gehören auch Alzheimer und Parkinson. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Erkrankungen über Blut übertragbar sein könnten, wie jetzt mitgeteilt wurde.
Tausende Experten diskutieren über neurologische Krankheiten
Rund 7.000 Experten befassen sich derzeit in München bei einem Kongress mit neurologischen Erkrankungen. Die Wissenschaftler diskutieren dort unter anderem über Ursachen, Diagnosen und Therapieansätze von Krankheiten wie Schlafstörungen, Schlaganfall, chronischen Rückenschmerzen, Multipler Sklerose, Schwindel-Syndromen oder Epilepsie. Großes Augenmerk wird zudem von manchen Fachleuten auf zwei weitere Erkrankungen gelegt: Parkinson und Alzheimer. Bei diesen beiden Krankheiten diskutieren Forscher seit Jahren darüber, ob sie sich ähnlich wie Infektionskrankheiten verhalten und über das Blut übertragbar sein könnten.
Hinweise auf mögliche Übertragung über Blut
Dem Münchner Neuropathologen Prof. Armin Giese zufolge lässt sich dieses Risiko nach wie vor nicht ausschließen. Aus Tierversuchen gebe es solche Hinweise auf eine Übertragung. So erklärte Giese am Dienstag bei der Eröffnung der Neurowoche in München, dass "verklumpte Eiweiße aus dem Gehirn von Parkinsonpatienten Affen gespritzt worden sind, bei denen dann ähnliche Veränderungen im Gehirn beobachtet worden sind". Die "verklumpten Proteine lösen offenbar eine Kettenreaktion aus, die wie eine Lawine auf verschiedene Gehirnteile übergreift". Derzeit befasse sich die Neuromedizin intensiv mit der Frage, wie diese Kettenreaktion gestoppt werden kann. „Wenn es gelänge, diese Prozesse aufzuhalten, könnte das ein wichtiger Schritt zur Behandlung dieser bisher unheilbar fortschreitenden Erkrankung sein.“
Mögliche Übertagungswege über Bluttransfusionen nicht geklärt
Giese gab zu bedenken, dass es bei Alzheimer-Demenz und Parkinson Parallelen zu den sogenannten Prionerkrankungen wie Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) und BSE gebe. Die Übertragbarkeit sei bei diesen erst spät nachgewiesen worden. Ererklärte weiter, dass es zwar derzeit keinen Hinweis gebe, „dass man sich mit Alzheimer oder Parkinson beim sozialen Kontakt oder bei der Pflege von Patienten anstecken kann“. Allerdings seien mögliche Übertragungswege etwa bei Bluttransfusionen oder OPs nicht vollständig geklärt.
Patientenschützer verlangt Sicherheitsvorkehrungen
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, verlangte, dass dieses theoretische Risiko schon heute mit Sicherheitsvorkehrungen bei Operationen ausgeschlossen werden müsse. Er rief jedoch gleichzeitig zu Zurückhaltung auf: „Ich warne davor, ungesicherte Annahmen zu früh in die öffentliche Diskussion zu tragen. Zu Panik gibt es keinen Anlass.“ Noch bis zum Freitag werden in der bayerischen Landeshauptstadt rund 7.000 Fachleute beim „Festival der Neuromedizin“ über neurologische Erkrankungen debattieren. (ad)
Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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