Hirnforschung: Hirn kann nach Verletzung neue Nervenzellen bilden
24.09.2014
Der Stammzellforscherin Prof. Magdalena Götz stieß eine kleine Revolution unter den Hirnforschern los, als sie im Jahr 2000 entdeckte, dass das Hirn nach Verletzungen – entgegen der bisherigen Expertenmeinung – in der Lage ist, neue Nervenzellen zu bilden. Es dauerte einige Jahre bis die Forschungsergebnisse der studierten Biologin und Philosophin auch von anderen Wissenschaftlern belegt und anerkannt wurden. Bis dahin hatte Götz teilweise mit regelrechten Anfeindungen wegen ihrer revolutionären Forschungserkenntnisse zu kämpfen. Am Dienstagabend erhielt die engagierte Hirnforscherin den mit 50.000 dotierten Schering-Preis.
Münchner Hirnforscherin bricht alte Dogmen in der Hirnforschung auf
Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass die Gehirnsubstanz aus zwei Arten von Zellen besteht, den Nervenzellen (Neuronen), die für die Reizleitung zuständig sind, und den Gliazellen, die lediglich eine Stütz- und Ernährungsfunktion haben sollten. Götz konnte jedoch zeigen, dass Gliazellen während der Entwicklung des Gehirns als Stammzellen fungieren, aus denen sich alle möglichen unterschiedlichen Zellarten entwickeln können – so auch die Nervenzellen des Gehirns. Tritt eine Verletzung oder Erkrankung dieser Nervenzellen auf, ist es demnach möglich, dass die Gliazellen frische Neuronen hervorbringen und die alten defekten Zellen ersetzen.
Für diese bahnbrechende Erkenntnis erhielt die Direktorin des Instituts für Stammzellforschung am Münchner Helmholtz Zentrum und Professorin am Lehrstuhl für Physiologische Genomik an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität am Dienstag den Ernst-Schering-Preis. Von Götz’ Forschungsergebnisse könnten zukünftig Patienten mit Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose profitieren, sofern es gelingt, die Nachbildung von Neuronen durch Medikamente anzuregen. „Götz‘ Forschungsarbeiten gelten als wegweisend für die Versuche, die zielgerichtete Differenzierung von Stammzellen zu lenken und damit eines der zentralen Probleme der angewandten Stammzellforschung zu lösen“, heißt es in einer Mitteilung des Helmholtz Zentrums München.
Nachwuchspreis geht an Biologin aus Heidelberg
Der Friedmund Neumann Nachwuchspreis der Schering Stiftung wurde an Dr. Maja Köhn von den Europäischen Molekularbiologie Laboratorien in Heidelberg verliehen. Die chemische Biologin widmet sich der Erforschung von Phosphatasen. Das sind Enzyme, die Phosphatreste von Proteinen beseitigen können. Dieser Prozess übernimmt eine wesentliche Funktion bei der Signalübertragung in der Zelle, beispielsweise bei der Entscheidung, ob sich eine Zelle sich selbst tötet oder zur Krebszelle entartet. Köhns Ergebnisse sind insbesondere für die Erforschung neuer Medikament interessant.
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