Beteiligung von Brustimplantaten bei Krebserkrankung
06.10.2014
Eine internationale Studiengruppe kam nach Analyse zahlreicher weltweit verfügbarer Studien und Daten zu dem Ergebnis, dass Brustimplantate eine neue Unterart des seltenen, aber bösartigen Lymphdrüsenkrebses ALCL auslösen können. Die tatsächlichen Gründe dafür bleiben jedoch unklar.
Unterart eines seltenen Lymphdrüsenkrebses
Unter Beteiligung des Wiener Pathologen Lukas Kenner hat eine internationale Studiengruppe den Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und der Entstehung von Lymphomen, welche im Narbengewebe um das Transplantat wachsen, untersucht. Wie in einer Mitteilung der Veterinärmedizinischen Universität Wien berichtet wird, gehen die Forschenden davon aus, „dass Brustimplantate eine neue Unterart des seltenen, aber bösartigen Lymphdrüsenkrebses ALCL auslösen können.“ Zu diesem Ergebnis kam die Studiengruppe nach Analyse zahlreicher weltweit verfügbarer Studien und Daten. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal „Mutation Research“.
Weltweit 71 solche Erkrankungen
Die Forscher fanden weltweit 71 solche Erkrankungen in Literatur und Registerdaten, bei denen die Implantate für die Entstehung von ALCL (Anaplastic Large Cell Lymphoma) verantwortlich gewesen sein dürften. Normalerweise betrifft ALCL Lymphknoten in der Haut, der Lunge, der Leber und des Weichgewebes, nicht aber jene in der Brust. Im Brustbereich gibt es ALCL fast ausschließlich bei Patientinnen mit Brustimplantaten und entwickelte sich bei den Betroffenen rund zehn Jahre nach der Implantation. Dabei wuchsen die Tumore im Narbengewebe rund um das Implantat. Wie die Forscher schreiben ist das „absolute Risiko“ gering und im Bereich „1 : 500.000 bis 1 : 3.000.000 Patientinnen mit Brustimplantaten im Jahr“ anzusiedeln.
Tatsächliche Gründe bleiben unklar
Allerdings bleiben die tatsächlichen Gründe, warum Implantate zu Lymphomen führen können, noch unklar. So erhielten zwar einige Patientinnen Chemotherapien und Bestrahlungsbehandlungen, doch bei vielen anderen bildeten sich die Lymphome bereits nach der Entfernung der Implantate und des umgebenden Gewebes von selbst zurück. Dies stärkt die Annahme, dass eine abnormale Immunantwort des Körpers den Krebs verursachte. Nun werden von Lukas Kenner und seinem Team weitere Studien vorbereitet, in denen Implantate und Prothesen an anderen Körperstellen untersucht werden sollen.
Gesundheitliches Risiko
Eingriffe am Körper stellen immer ein gewisses gesundheitliches Risiko dar, allerdings sind bislang noch keine Studien veröffentlicht worden, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und anderen Krebserkrankungen herstellten. Andere Gefahren sind aber dokumentiert worden. So hatten französische Behörden bereits 2010 aufgedeckt, dass bei der Herstellung mancher Silikonkissen minderwertiges Gel verwendet wurde, wodurch vermehrt Risse der Implantate und infolgedessen Entzündungen aufgetreten sind. Auch bei mehreren aufgetretenen Krebs-Verdachtsfällen wurde damals ein Zusammenhang vermutet. (ad)
Bild: Peter Smola / pixelio.de
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