Neue Variante der Stuhl-Transplantation mittels Kot-Kapseln
15.10.2014
Pathologische Vermehrungen des Darmbakteriums Clostridium difficile können zu lebensbedrohlichen Darmentzündungen führen. Hier bietet eine Therapie mit Hilfe sogenannter Stuhl-Transplantationen einen möglichen Ansatzpunkt, um die Darmflora wieder zu stabilisieren und die Ausbreitung des krankmachenden Bakteriums zurückzudrängen. Das Forscherteam um Elizabeth Hohmann von der Harvard Medical School in Boston hat nun eine neue Methode der sogenannten Fäkalen Mikrobiota Transplantation (FMT) getestet, bei der oral eingenommene Kot-Kapseln die aufwendigeren Verfahren der Stuhl-Transplantation ersetzen. Ihre Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA).
Antibiotika gilt als Wunderwaffe der modernen Medizin und hat in der Vergangenheit Millionen Menschenleben gerettet. Doch greifen die Arzneien auch die Darmflora an, wodurch diese aus dem Gleichgewicht gerät und einzelne Darmbakterien sich in pathologischer Weise vermehren können. Eines dieser Bakterien ist Clostridium difficile. Zwar sind die Bakterien an sich für den Menschen eher ungefährlich und sie finden sich im Darm vieler Patienten. Doch scheidet Clostridium difficile Toxine (Giftstoffe) aus, die in größerer Menge zu Schädigungen des Darms führen können. So droht nach der Einnahme von Antibiotika eine antibiotikaassoziierte Darmentzündung (Kolitis), die schlimmstenfalls tödlich enden kann.
Bisherige Verfahren der Stuhl-Transplantation äußerst unpraktisch
Leiden Patienten nach einer Antibiotika-Behandlung an Symptomen wie stechenden Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber, liegt der Verdacht nahe, dass sich pathologische Erreger im Darm übermäßig vermehren konnten. Die Darmflora ist nachhaltig gestört und bei schweren Clostridium difficile-Infektionen kann gegebenenfalls eine Auflösung der Darmwand einsetzen, die zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen führt. Die Stuhl-Transplantation von einem gesunden Mitmenschen bildet hier eine vielversprechende Maßnahme, um das Gleichgewicht der Darmflora wieder herzustellen. Allerdings waren bisherige Verfahren für den Einsatz im medizinischen Alltag eher ungeeignet. Denn es bedurfte frischer Stuhlsuspensionen, die meist von Verwandten der Patienten genommen wurden. Um sicher zu gehen, dass die Stuhlproben kein Risiko darstellen, mussten zunächst geeignete, gesunde Spender identifiziert und anschließend die Stuhlproben genau untersucht werden, schreiben Hohmann und Kollegen. Da die frischen Stuhlproben allerdings nur rund sechs Stunden haltbaren seien, ergebe sich hier ein zeitliches Problem. Zudem ist die bisherige Praxis der Stuhl-Transplantation über einen Schlauch im Vergleich zur Einnahme von Kot-Kapseln äußerst unpraktisch.
Kot-Kapseln ohne Nebenwirkungen und mit guten Behandlungserfolgen
Die Wissenschaftler testeten in ihrer Studie den Einsatz von FMT-Kapseln, die bei Minus 80 Grad Celsius gelagert wurden, an zwanzig Patienten im Durchschnittsalter von 64,5 Jahren, die mehrere Episoden einer mittleren bis schweren Clostridium difficile-Infektion durchlaufen hatten. Die Patienten erhielten 15 Kapseln an zwei aufeinanderfolgenden Tagen und wurden anschließen über einen Zeitraum von sechs Monaten beobachtet, um das Abklingen der klinischen Symptome und auftretende Nebenwirkungen zu erfassen, berichten die Wissenschaftler. Dabei sei festzustellen gewesen, dass keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse durch die Kot-Kapseln hervorgerufen wurden. Bei insgesamt 90 Prozent der Probanden habe die Behandlung zu einem Abklingen des Durchfalls geführt. Zwar seien „größere Studien notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit zu bewerten“, doch insgesamt bieten die FMT-Kapseln einen vielversprechenden Ansatz zur Behandlung der antibiotikaassoziierten Darmentzündungen, so das Fazit von Elizabeth Hohmann und Kollegen. (fp)
Bild: Karin Bangwa / pixelio.de
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