Versicherte haben Anspruch auf kostenlose ärztlichen Zweitmeinung
17.10.2014
Viele Patienten sind vor allem nach einer schweren Diagnose wie Krebs oder einem Herzleiden mit der Situation überfordert. Eine ärztliche Zweitmeinung kann dann sehr hilfreich sein. Eine Studie der Asklepios Kliniken Hamburg und des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung hat ergeben, dass sich jeder zweite Befragte von 1.000 Studienteilnehmern bereits mindestens einmal eine Zweimeinung eingeholt hat. Viele Deutsche wissen jedoch gar nicht, dass sie ein Recht auf die Einschätzung eines zweiten Arztes haben. Das geplante Versorgungsstärkungsgesetz soll Ärzte dazu verpflichten, ihre Patienten auf die Möglichkeit einer Zweitmeinung aufzuklären.
Ärztliche Zweitmeinung kann vor unnötigen Operationen bewahren
In den Medien wird regelmäßig berichtet, dass Eingriffe an der Wirbelsäule, dem Knie und der Hüfte in vielen Fällen ohne medizinischen Nutzen durchgeführt werden. So kamen Experten der Universität Hamburg und der Technischen Universität Berlin in einem Gutachten vom Juli 2014 zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Behandlungen in Klinken deutlich gestiegen ist, wobei es keine signifikante Erhöhung der Einwohnerzahl gegeben hat. Auch mit der alternde Bevölkerung lässt sich der deutliche Anstieg dem Gutachten zufolge nicht erklären. Die Autoren konnten jedoch nicht eindeutig klären, ob die vermehrten Eingriffe tatsächlich notwendig sind oder ob die Kliniken sie vor allem aus finanziellen Interessen durchführen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wirft den Kliniken schon seit einiger Zeit finanzielle Interessen vor, während die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die steigende Zahl der Behandlungen mit einer zunehmenden Krankenlast der Menschen erklärt. Die Autoren des Gutachtens fordern eine verbindliche ärztliche Zweitmeinung, um finanzielle Interessen bei kostspieligen Operationen weitgehend ausschließen zu können.
Junge Menschen wissen häufig nicht von ihrem Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung
Eine Studie der Asklepios Kliniken Hamburg und des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung zeigt, dass bereits viele Deutsche das Angebot einer ärztlichen Zweitmeinung in Anspruch nehmen. Von den 1.000 Befragten hat die Hälfte bereits von einer Zweitmeinung Gebrauch gemacht. Mehr als 90 Prozent der Umfrageteilnehmer, die bisher noch keine ärztliche Zweitmeinung eingeholt haben, würden dies zukünftig tun oder in Erwägung ziehen.
Vor allem bei schweren Erkrankungen wie Herzleiden, Krebs oder neurologischen Erkrankungen, wünschten sich die Befragten eine zweite Einschätzung. Der Studie zufolge wissen aber viele Deutsche gar nicht, dass sie ein Recht auf eine kostenlose Zweitmeinung haben. So sind 40 Prozent in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen nicht darüber informiert. (ag)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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