11-köpfige Familie mit Lähmungserscheinungen nach Kugelfisch-Genuss
28.10.2014
Großes Glück hatte eine elfköpfige Familie aus Rio de Janeiro, wie der Merkur unter Berufung auf den Independent berichtet. Sie hatte, wohl aus Unkenntnis über dessen toxischen Ballast, einen Kugelfisch verzehrt, der ihnen von einem Freund geschenkt worden war. "Der Fisch sah so lecker aus, dass wir gleich die ganze Familie einluden", erzählt Cristiane Souza im brasilianischen Fernsehen "RJ TV".
Das Familienessen endete fast in einer Katastrophe. Bereits wenige Sekunden nach Beginn des Verzehrs mussten sich die ersten Familienmitglieder übergeben, kurz darauf traten erste Lähmungserscheinungen auf. "Mein Ehemann war der erste, der seine Zunge nicht mehr fühlen konnte, dann sein Gesicht, seine Arme und Beine", so die Ehefrau des Mannes. „Bei meinem Schwager war es genauso, er schaffte es nicht mal mehr aus der Tür. Wir mussten sie im Auto zur Klinik bringen.“
Extrem starkes Nervengift
Dass es nicht schlimmer kam, dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass Cristiane Souza noch nicht von dem Fisch gegessen hatte und so überhaupt nur in der Lage war zu helfen. Ob sich die Betroffenen Familienmitglieder, darunter auch Kinder, wieder vollständig erholen, ist derweil noch ungewiss. Nach Aussage der Großmutter Mara do Carmo gehe es vielen der Familienmitglieder immer noch sehr schlecht, so die alte Dame gegenüber dem Independent: „Wir beten für ein Wunder.“
Tetrodotoxin, das Gift des Kugelfisches entfaltet nach dem Verzehr eine fatale Wirkung auf die Nerven- und Muskelfunktion. Bereits in der ersten Stunde nach dem Verzehr zeigen die Betroffenen erhebliche Ausfallerscheinungen, wie Lähmungen der Muskulatur, Koordinations- und Bewusstseinsstörungen. Die Lähmungen betreffen dabei unter Umständen auch die Atemmuskulatur, was bei unterlassener medizinischer Versorgung zum Tod der Patienten führt. Ab einer Dosis von 0,5 Milligramm, bis einem Milligramm wirkt Tetrodotoxintödlich.
Japanische Delikatesse
In Japan gelten die hochgiftigen Kugelfische als Delikatesse. Da sich das Nervengift Tetrodotoxinnur in den Organen, nicht aber im Fleisch des Fisches befindet, kann man ihn, fachmännisch zerlegt, geniessen. Zerlegen dürfen ihn allerdings in Japan nur speziell ausgebildete und lizensierte Köche, die ihn nach einem streng festgelegten Prozedere zubereiten dürfen. Laut Independent kommt es in Japan jährlich zu 20- 40 Zwischenfällen mit Tetrodotoxinvergiftungen. (jp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.