Experten warnen: Kassen-Zusatzbeiträge nicht künstlich niedrig halten
29.10.2014
Mit den künftigen Zusatzbeiträgen will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mehr Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen schaffen. Experten befürchten jedoch, dass manche Kassen in finanzielle Schieflage geraten könnten, wenn sie den Zusatzbeitrag künstlich niedrig halten.
Finanzielle Schieflage einzelner Kassen
29.10.2014
Ab 2015 können die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland selbstständig Zusatzbeiträge auf den allgemeinen Beitragssatz von dann 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens erheben. Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge hieß es am Dienstagabend in Kreisen der Kassen, dass der zusätzliche Beitrag künstlich gehalten werden könnte und sich nicht am Finanzbedarf orientiere, um so keine Versicherten zu verlieren. Da in den kommenden Jahren der Zusatzbeitrag voraussichtlich deutlich steigen wird, könnte eine solche künstliche Deckelung schnell zu finanziellen Schieflagen einzelner Krankenkassen führen.
Zusatzbeiträge ab kommendem Jahr
Zum 1. Januar 2015 senkt der Gesetzgeber den bisherigen allgemeinen Beitragssatz von 15,5 auf 14,6 Prozent. Ab dann haben die Kassen selbst die Möglichkeit, einen allein von den Versicherten zu zahlenden Zusatzbeitrag zu bestimmen. Dadurch soll zwischen den einzelnen Krankenkassen mehr Wettbewerb erreicht werden. Den Versicherten muss von den Kassen künftig angezeigt werden, ob andere Versicherungen günstigere Angebote haben, und die Mitglieder gegebenenfalls ziehen lassen. Für 2015 prognostizierte das Gesundheitsministerium einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag der Kassen von 0,9 Prozentpunkten. In Kreisen der Krankenkassen geht man davon aus, dass sich die meisten Kassen im ersten Jahr des Wettbewerbs weitgehend an dem vorgegebenen Durchschnittswert orientieren werden. Manche dürften mit 0,8 Prozenten knapp darunter liegen, andere ebenfalls nur knapp darüber. Teilweise wurde angegeben, zunächst gar keine Zusatzbeiträge erheben zu wollen.
Anstieg der Kosten für Krankenversicherung
Jens Baas, Vorstandschef der Techniker-Krankenkasse (TK) erwartet, dass der Zusatzbeitrag nach 2015 sehr schnell ansteigen werde. Er verwies auf einer „Handelsblatt“-Tagung in Berlin auf Modellrechnungen seiner Kasse. Demzufolge droht bereits 2017 ein Anstieg auf 1,16 Prozent und 2017 auf 1,41 Prozent. Dies würde bedeuten, dass die durchschnittliche Beitragsbelastung bis zum Ende der Legislaturperiode von 15,5 auf über 16 Prozent allein für die Krankenversicherung steigen wird.
Anstieg der allgemeinen Ausgaben
Von Seiten des GKV-Schätzerkreises, der sich aus Experten des Bundesministeriums fürGesundheit, des Bundesversicherungsamtes und des GKV-Spitzenverbandes zusammensetzt, war bereits vor wenigen Wochen ein Anstieg der allgemeinen Ausgaben je Versicherten um 4,1 Prozent für das kommende Jahr prognostiziert worden. Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, hält die Prognose für 2015 indessen für sehr optimistisch und teilte mit: „Der Schätzerkreis hat noch nicht zur Kenntnis genommen, dass die Konjunkturerwartungen sich deutlich eingetrübt haben.“ (ad)
Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
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