Knacken, Blubbern, Grummeln: Körpergeräusche können auf Erkrankungen hinweisen
31.10.2014
Der menschliche Körper erzeugt verschiedenste Laute, die vielfach als unangenehm empfunden werden. Doch "Magengrummeln", "Rülpsen" und "Pupsen" sind an sich völlig normale Vorgänge. Allerdings kann ein verstärktes Auftreten unter Umständen Hinweis auf vorliegende gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Erkrankungen sein. Da die meisten Mitmenschen insbesondere Rülpsen und Flatulenzen als belästigend empfinden, entsteht für die Betroffenen hier oftmals im wahrsten Sinne des Wortes ein besonderer Druck. Andere genieren sich indes nicht und lassen den Körpergeräuschen freien Lauf, was wiederum für ihre Umgebung häufig unangenehm ist.
Insbesondere der Magen-Darm-Trakt erzeugt relativ viele Körpergeräusche, die dem aufmerksamen Zuhörer auch einiges über den Zustand des Verdauungssystems verraten können. Knurrt der Magen, ist dies zum Beispiel ein Hinweis auf fehlende Nahrung und die Geräusche gehen in der Regel mit Hunger einher. Erzeugt werden sämtliche Laute des Magen-Darm-Traktes durch die Bewegung von Luft beziehungsweise Gasen und Körperflüssigkeiten innerhalb des Verdauungssystems. Bei bestimmten Erkrankungen gelangt jedoch vermehrt Luft in den Verdauungstrakt und/oder es werden verstärkt Gase gebildet. Starke Blähungen und Darmgeräusche sollten daher ärztlich überprüft werden.
Unangenehme Körpergeräusche
Der gesellschaftlich Umgang mit den natürlichen Körpergeräuschen wird recht gut an der Aussage der Hamburger Etikette-Trainerin Imme Vogelsang deutlich, welche die Nachrichtenagentur „dpa“ zitiert: „Aus Rücksicht auf die Umgebung sollte man immer versuchen, die Geräusche zu vermeiden oder zu reduzieren – kommentiert oder entschuldigt werden sie jedoch nie.“ Aus Scham versuchen die meisten Menschen in der Öffentlichkeit Rülpser und Pupse zu vermeiden. Auch lautes Magengrummeln ist den meisten Betroffenen unangenehm. Mit einigen einfachen Maßnahmen lassen sich die Körpergeräusche in vielen Fällen allerdings minimieren. Pathologisch bedingte Körpergeräusche gehen auf diese Weise jedoch nicht zurück. Sie bedürfen einer Behandlung der ursächlichen Erkrankung.
Luftbewegung im Verdauungstrakt
Meist entsteht Magenknurren, wenn sich verschluckte Luft statt Nahrung im Magen bewegt. Die Bewegung der Luftblasen im Magensaft erzeugt ein gluckerndes Geräusch. Beim Auftretend des Magenknurrens spielen allerdings „auch die Säure im Magen und Belastung durch Stress eine Rolle“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ Christian Trautwein von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Berlin. Abhilfe könne hier die Zufuhr von Nahrung bieten. „Vor einer Konferenz oder einer anderen längeren Veranstaltung sollte man vorsichtshalber eine leicht verdauliche Kleinigkeit zu sich nehmen“, um die Magengeräusche zu vermeiden, empfiehlt der Experte. Auf diese Weise werde die Säure gebunden, der Magen könne sich beruhigen und gleichzeitig werde Mundgeruch verhindert.
Verschluckte Luft muss entweichen
Auch vermehrtes Aufstoßen steht oft im Zusammenhang mit verschluckter Luft. „Viel Luft gelangt dann in den Magen, wenn hastig geschlungen, nicht richtig gekaut oder gleichzeitig geredet wird“, zitiert die „dpa“ den Facharzt Peter Walger vom Berufsverband Deutscher Internisten. Die verschluckte Luft muss anschließend wieder über die Speiseröhre entweichen und erzeugt dabei ein mehr oder weniger lautes Geräusch. Um dies weitestgehend zu unterdrücken, kann der Mund geschlossen bleiben. Begünstigt wird das Aufstoßen zum Beispiel durch die Aufnahme kohlensäurehaltiger Getränke, wobei hier die Gasentwicklung innerhalb des Magens eine wesentliche Rolle spielt. Auch Nikotin oder bestimmte Medikamente können dem Experten zufolge vermehrtes Rülpsen bedingen. Zudem bestehe nicht selten ein Zusammenhang mit den Essgewohnheiten. Des Weiteren weist der DGVS-Experte Trautwein gegenüber der „dpa“ darauf hin, dass auch eine Erkrankung hinter verstärktem Aufstoßen stecken kann. „Wer vermehrt aufstößt, dabei einen sauren Geschmack im Mund und Schmerzen im Oberbauch hat, leidet möglicherweise unter einer Reflux-Erkrankung“, zitiert die Nachrichtenagentur den Mediziner.
Blähungen stehen oft im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme
Bei Blähungen kann verschluckte Luft ebenfalls eine Rolle spielen, doch entweichen hier vor allem Gase, die bei den Verdauungsprozessen im Darm gebildet werden. Ein gewisses Maß an Gasentwicklung ist dabei völlig normal und jeder Mensch gibt diese Darmgase in Form von Pupsen ab. Allerdings können „schwer verdauliche Hülsenfrüchte, aber auch Knoblauch oder Kohl zu vermehrter Gasbildung“ führen, zitiert die „dpa“ den Internisten Peter Walger. Empfindlichen Personen rät der Facharzt hier, die kritischen Zutaten sowie ballaststoffreiche Kost grundsätzlich zu meiden. Zur Beruhigung des Verdauungstraktes könne Anis oder Kümmel beitragen, berichtet die „dpa“ weiter. Dies hilft allerdings nicht immer. Denn mitunter ist die verstärkte Darmgasbildung auch auf bakterielle Infektionen des Darmes (beispielsweise mit Escherichia Coli), eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder eine Laktoseintoleranz zurückzuführen, berichtet die „dpa“ unter Berufung auf Christian Trautwein von der DGVS. Sind vermehrte Blähungen unabhängig von bestimmten Nahrungsmitteln festzustellen und leiden die Betroffenen möglicherweise unter weiteren Beschwerden, empfiehlt der Experte einen Gang zum Facharzt, da dies erste Symptome einer chronischen Erkrankung sein können.
Weitere Geräusche des Körpers
In ihrem Beitrag geht die Nachrichtenagentur „dpa“ nicht nur auf Körpergeräusche des Verdauungstraktes, sondern auch auf andere Körpergeräusche wie Niesen oder Husten ein. Diese seien gesellschaftlich zwar eher akzeptiert als Verdauungsgeräusche, doch auch sie können zu unangenehmen Situationen beispielsweise bei einem Konzertbesuch oder einer Lesung führen. Zudem liefern sie ebenfalls häufig Hinweise auf vorliegende Erkrankungen. Beispielsweise ist Hustenoft auf eine Erkältung beziehungsweise eine Infektion der Atemwege zurückzuführen. Niesen kann ebenfalls auf eine aufkommenden Erkältung zurückgehen, ist jedoch zudem häufig bei chronischen Allergien festzustellen, berichtet die „dpa“. Das Niesen könne allerdings „auch eine spontane lokale Reaktion der Nase sein – beispielsweise auf Umweltschmutz, einen intensiven Geruch oder auch einen starken Lichtreiz“, zitiert die Nachrichtenagentur den Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Roland Laszig.
Beim Niesen nicht die Nase zuhalten
Der Facharzt gibt zudem einen Tipp, wie sich bevorstehende Niesattacken unterdrücken lassen. „Wenn man merkt, dass man gleich niesen muss, kann man mit dem Finger in den oberen Bereich der Vertiefung zwischen den beiden Hautfalten über der Oberlippe drücken und so versuchen, das Niesen zu unterdrücken“, zitiert die „dpa“ den Mediziner. Abzuraten sei indes vom Zuhalten der Nase, denn dies erzeuge einen erhöhten Druck, der dazu führen könne, dass Bakterien in die Ohren und die Nasennebenhöhle gepresst werden. „Kann man das Niesen nicht unterdrücken, sollte man den linken Handrücken oder den linken Ellenbogen vorhalten“, so die Aussage von Laszig in dem Beitrag der „dpa“. Der Facharzt geht zudem auf eine weitere unterbewusste Handlung – nämlich das Gähnen ein. Dies „ist eine über das Nervensystem gesteuerte, meist unwillkürliche und damit auch nicht unterdrückbare Reaktion“, erklärt Laszig. Allerdings sei der Drang zum Gähnen in einem etwas kühleren, am besten frisch gelüfteten Raum deutlich geringer als in einem überheizten Zimmer, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf den Mediziner. Auch diese unterbewusste Handlung ist allerdings als Teil der Körpersprache nur bedingt zu beeinflussen und mit zunehmender Müdigkeit neigen die Betroffenen generell zu verstärktem Gähnen. (fp)
Bild: Gila Hanssen / pixelio.de
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