Fatigue-Syndrom kann offenbar mit bildgebenden Verfahren besser erkannt werden
30.10.2014
Menschen, die von dem so genannten „Chronischen Erschöpfungssyndrom“ betroffen sind, leiden vor allem an einem dauerhaften, lähmendem Erschöpfungszustand, der in vielerlei Hinsicht eine Beeinträchtigung des Lebens mit sich bringt. Bislang sind die Ursachen für die Erkrankung nicht geklärt, dementsprechend schwierig gestalten sich auch die Diagnose und Behandlung. Nun haben jedoch Mediziner der Stanford University herausgefunden, dass das Syndrom offenbar Veränderungen im Gehirn bewirkt, welche mit bildgebenden Verfahren gut erkennt werden könnten.
Schätzungsweise 300.000 am „Fatigue-Syndrom” erkrankt
Schätzungsweise 300.000 Menschen sind laut der Patientenorganisation „Fatigatio e.V.“ allein in Deutschland von dem so genannten „Chronischen Erschöpfungssyndrom“ betroffen, welches häufig auch als „Fatigue-Syndrom” (CFS) bezeichnet wird. Bei diesem handelt es sich um eine chronische und bislang unheilbare Erkrankung, die in erster Linie durch einen lähmenden Erschöpfungszustand gekennzeichnet ist, welcher länger als sechs Monate andauert. Bedingt durch die dauerhafte körperliche und geistige Abgeschlagenheit kommt es meist auch zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und weiteren Symptomen wie Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, geschwollenen Lymphknoten, Übelkeit und anderen Magen-Darm-Problemen.
Forscher entdecken mithilfe der Kernspintomografie Veränderungen im Gehirn
Wodurch das Fatigue Syndrom verursacht wird, ist bislang ungeklärt. Dementsprechend sei laut Fatigatio auch bis heute weder eine eindeutige Dianostik möglich, noch bestehen standardisierte Behandlungsverfahren, bei denen von einem garantierten Erfolg ausgegangen werden könne. Nun haben jedoch Mediziner der Stanford University School of Medicine aber offenbar neue Erkentnisse über die rätselhafte Erkrankung gewinnen können. Wie die Forscher aktuell im Fachjournal "Radiology" berichten, habe das Team um Dr. Michael Zeineh unter anderem mithilfe eines Kernspintomografen entdeckt, dass das Gehirn von Personen mit CFS drei spezifische Veränderungen aufzeige. „Wenn Sie nichts über die Krankheit wissen, werfen Sie Darts mit verbundenen Augen. Wir haben uns gefragt, ob eine Bildgebung des Gehirns etwas aufzeigen könnte, das sich in den Gehirnen von CFS Patienten und denen gesunder Menschen unterscheidet. Und interessanterweise hat es das getan“, so Dr. Zeineh laut einer aktuellen Mitteilung der Stanford University.
Zusammenhang zwischen CFS und chronischen Entzündungsreaktionen vermutet
Demnach sei zum Beispiel weniger weiße Substanz vorhanden, welche aus Nervenfasern besteht, die verschiedene Hirnabschnitte miteinander verbinden. Diese Entdeckung sei jedoch laut Michael Zeineh nicht ganz unerwartet gewesen, da schon länger ein Zusammenhang zwischen CFS und einer chronischen Entzündung vermutet werde, „möglicherweise in Form einer langwierigen immunologischen Reaktion auf eine bislang nicht näher spezifizierten Virusinfektion.“ Bekannt sei jedoch schon länger, dass Entzündungen eine negative Wirkung auf die weiße Hirnsubstanz haben können, so der Studienleiter weiter.
Veränderungen auch in der rechten rechten Hirnhälfte der Fatigue-Patienten
Neben dem konnten die Forscher nach eigenen Angaben durch ihre Untersuchungen von 15 CFS-Patienten und 14 gesunden Probanden aber auch etwas gänzlich Neues entdecken. Demnach hatte das Team mithilfe der „diffusionsgewichteten Kernspintomografie“ auch Veränderungen in einem bestimmten Teil der Nervenbahn in der rechten Hirnhälfte der Fatigue-Patienten entdeckt, welcher fachsprachlich als „rechter Fasciculus arcuatus“ bezeichnet wird und die Stirnlappen mit dem Schläfenlappen verbindet. Neben dem konnten die Forscher auch eine starke Korrelation zwischen dem Grad der Anomalie im rechten Fasciculus arcuatus bei CFS-Patienten und der Ausprägung des Krankheitszustandes erkennen, ebenso wie eine Verdickung der grauen Substanz an zwei Stellen in der Nähe dieser Nervenfasern, so die Mitteilung der Universität weiter. Was diese Ergebnisse nun konkret für die Forschung bedeuten, sei allerdings noch unklar, erklärt Dr. Zeineh: „Es ist frustrierend für Patienten mit dem Erschöpfungssyndrom, weil sie sich müde fühlen und Schwierigkeiten haben, klar zu denken – und die Wissenschaft muss erst noch herausfinden, was falsch läuft.“
Umfangreichere Studie bereits in der Planung
Dennoch biete Studie einen Ansatz, um Fatigue zukünftig mithilfe bildgebender Verfahren schneller und besser diagnostizieren zu können, schreiben die Forscher weiter. Obwohl die Zahl der Probanden relativ gering war, sei die verwendete Technik laut Zeineh vielversprechend, denn das Syndrom war in 80% der Fälle eindeutig erkennt worden. Trotz der stabilen Ergebnisse müssten diese nun weiter bestätigt werden, dementsprechend seien die Wissenschaftler aus Stanford gerade in der Planungsphase für eine wesentlich größere Untersuchung: „Diese Studie war ein Anfang. Sie zeigt uns, wo wir hinsehen müssen“, so Dr. Zeineh. (nr)
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