Berlin und Brandenburg starten neues Register zur besseren Patientenversorgung
31.10.2014
Große Zufriedenheit herrschte am Mittwoch unter Vertretern von Krankenkassen, dem Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) und einigen Ärzten, die das von Czaja neu vorgestellte Krebsregister angesichts der Tatsache, dass Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland ist, als „großen Wurf“ bezeichneten. Es fehle nur noch ein Staatsvertrag, um starten zu können.
Krebsregister soll der Qualitätssicherung dienen
Damit entspricht das neue Krebsregister laut einer Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, der im Nationalen Krebsplan festgelegten gesetzlichen Verpflichtung der Bundesländer zur Einrichtung solcher klinischer Krebsregister.
Dort sollen, über die bisherige Erhebung von Anzahl und Art von Fällen pro Region hinaus, Daten von der Diagnose über Behandlungsschritte- und Erfolge sowie die Nachsorge bis hin zu Rückfällen auf die Behandlung bezogen statistisch erfasst und ausgewertet werden.
Die so gewonnenen Erkenntnisse der Auswertung sollen dann den behandelnden Medizinern zur Verfügung stehen. So werde die interdisziplinäre, direkt auf einzelne Patienten bezogene Kooperation bei der Behandlung weiter gefördert. Damit sei das klinische Krebsregister ein wirksames „Instrument zur Qualitätssicherung einer Krebsbehandlung“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Da viele der in Berlin behandelten Krebspatienten aus Brandenburg stammen und Brandenburg bereits über ein klinisches Krebsregister und somit über Erfahrungswerte verfügt, ist dies „eine Synergieeffekt bringende Lösung“ für die Region.
Datengrundlage zukünftig besser – Patienten sollen von verbesserter Behandlung profitieren
Für Czaja ist damit eine „wesentliche Grundlage“ zur Einrichtung eines klinischen Krebsregisters geschaffen: „Mit dem klinischen Krebsregister schaffen wir ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Qualität von Krebsbehandlungen. Durch die einrichtungsübergreifende Zusammenführung und Auswertung von standardisierten Informationen zu Diagnostik, Therapie und Verlauf von Tumorerkrankungen werden Behandlungen und Tumorkonferenzen eine deutlich bessere Datengrundlage haben.“
Der Einrichtung des gemeinsamen Krebsregisters gingen lange Verhandlungen des Gesundheitssenators voraus, auch deshalb, weil es den Datenschutz betrifft und Ärzte nur ungern Patienten abgeben würden.
Dementsprechend haben Patienten ein Widerspruchsrecht. Zudem würden die Namen der Patienten nur den behandelnden Ärzten zugänglich gemacht. Darüber hinaus sollen aber alle Mediziner Zugriff auf die dann anonymisierten medizinischen Daten haben, um ihre Behandlungen zu verbessern.
Um effektive Veränderungen bei den Behandlungsstrategien zu erreichen, brauche es laut Czaja allerdings „eine hohe Meldequote.“ Daher appelliere er „schon jetzt an alle Ärztinnen und Ärzte, die Krebs behandeln, aktiv mitzumachen, damit das klinische Krebsregister ein Erfolg werden kann“, so Czaja in der Pressemitteilung. Laut PNN würden Ärzte in Berlin 84 Prozent der Krebsfälle melden, in Brandenburg seien es sogar fast 99 Prozent.
Lob, aber auch Kritik
Es gibt aber auch Kritiker, die, auch wenn sie die Einrichtung des gemeinsamen Krebsregisters ausdrücklich loben, auf die verfahrene Situation im Berliner Gesundheitswesen hinweisen. Zudem bemängelt etwa der grüne Berliner Gesundheitsexperte Heiko Thomas, dass noch nicht klar ist, „ob all die Akteure bereitwillig ihre Daten hergeben.“ Derweil steigt in Deutschland die Zahl der Tumorerkrankungen analog zum Durchschnittsalter der Bevölkerung. (jp)
Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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