Spezial-Klinik: Übergewicht durch OP am Magen reduzieren
02.11.2014
In Deutschland leiden immer mehr Menschen unter starkem Übergewicht. Im hessischen Offenbach hat nun eins der größten Adipositas-Zentren Europas eröffnet. Dort können Menschen mit einem Körpergewicht bis zu 400 Kilogramm am Magen operiert werden, um das Gewicht zu reduzieren. Es sollen bis zu 1.000 Operationen im Jahr werden.
Immer mehr Menschen leiden unter starkem Übergewicht
Immer mehr Menschen haben unter starkem Übergewicht zu leiden. In Deutschland besteht laut Body-Mass-Index (BMI) etwa bei einem Fünftel der Bevölkerung Adipositas. Die Fettleibigkeit wirkt sich auf viele Lebensbereiche nachteilig aus und wird durch diverse Nebenerkrankungen, wie Diabetes mellitus und Gelenkverschleiß sowie steigende Immobilität und Arbeitsunfähigkeit gesellschaftlich zu einem immer größeren Problem. Im hessischen Offenbach hat am Sana-Klinikum nun eins der größten Adipositas-Zentren Europas eröffnet.
Bis zu 1.000 Operationen im Jahr
Das Adipositas-Zentrum gibt es seit Anfang Oktober. Mit 26 Betten zählt es zu den größten in Europa. Wie die „Frankfurter Rundschau“ (FR) berichtet, werden dort Menschen mit bis zu 400 Kilo für eine Gewichtsreduktion am Magen operiert. Demnach sollen es bis zu 1.000 Operationen im Jahr werden. Die Einrichtung ist den Patienten entsprechend angeschafft worden. So wurden die riesigen Toiletten aus den USA eingeflogen, die Stühle sind sehr breit, die OP-Instrumente extra lang und über manchen der besonders robusten Betten schwebt ein Deckenlifter. Die vorhandenen Waagen sind auf bis zu 400 Kilogramm ausgelegt.
Zentrum ist eine Bereicherung für die Klinik
Der FR zufolge erklärte Geschäftsführer Sascha John zum Wechsel von Chefarzt Rudolf Weiner ans Sana-Klinikum: „Wir haben überlegt, was gut zu uns passt.“ Der Mediziner kam mit einem Teil seines Teams vom Krankenhaus in Frankfurt-Sachsenhausen. John sagte, dass ein Adipositas-Zentrum für ein Haus der Maximalversorgung gerade auch im Hinblick auf die steigenden Fallzahlen eine sinnvolle Bereicherung sei. Rund eine Million Euro wurden in das Gebäude investiert, unter anderem in eine besonders robuste Einrichtung und die Überprüfung der Statik.
Patienten aus verschiedenen Nationen behandelt
Der ärztliche Direktor Norbert Rilinger ergänzte, dass dank der hervorragenden Expertise von Weiner internationales Klientel nach Offenbach komme. So haben sich bereits Patienten aus den USA, Schweden, Moldawien und Saudi-Arabien am neuen Adipositas-Zentrum behandeln lassen. Ein Großteil der Kranken sei vor ihrer OP in einer „furchtbaren Situation“, sagte Weiner. Ein adipöser Patient habe kaum die Chance, von allein wieder abzunehmen. „Das höchste Gewicht im Leben zählt für immer“, so der Experte. „Die Fettzellen warten immer auf Nachschub.“ Daher seien für seine Patienten die Nachsorge und eine Ernährungsberatung sehr wichtig.
Wirksame Bekämpfung von Adipositas nur durch Prävention
Andere Fachleute weisen immer wieder darauf hin, dass Übergewicht häufig auf psychische Gründe zurückzuführen ist und raten daher unter anderem zu Verhaltenstherapien. Dabei werden etwa Strategien zum Stressabbau erarbeitet, zu denen neben körperlicher Bewegung auch Entspannungsverfahren wie beispielsweise Meditation oder autogenes Training zählen. Eine wirksame Bekämpfung der zunehmenden Adipositas in der Gesellschaft sieht Weiner jedoch nur in der Prävention. „Hersteller von Kindernahrung müsste man eigentlich einsperren“, so der Chefarzt laut FR. Die Kleinen würden bereits früh an zu süßes Essen gewöhnt. Ansätze für einen wirkungsvollen Kampf gegen die Fettleibigkeit könnten verschiedene Maßnahmen sein: ein drei- bis vierfaches Maß an Sportunterricht, keine Rolltreppen mehr und jeden Tag zuhause frisch kochen.
Innerhalb eines Jahres 80 Prozent des Übergewichts abbauen
Weiner kritisierte zudem: „Wir operieren in Deutschland zu spät.“ So bräuchten junge Patienten, die 120 Kilo wiegen, nach der Behandlung keine plastisch-ästhetische Operation. Doch bei älteren Kranken mit 200 Kilo müsse nach der Gewichtsreduktion auch überschüssige Haut entfernt werden. Für solche Fälle ist dem Adipositas-Zentrum auch ein Bereich für entsprechende Operationen angeschlossen. In den meisten Fällen wird zur Gewichtsreduktion entweder ein Teil des Magens entfernt, so dass er nur noch winzige Mengen aufnehmen kann, oder ein Bypass angelegt, der die Nahrung am Magen vorbei leitet. Weiner zufolge können mit beiden Methoden innerhalb eines Jahres bis zu 80 Prozent des Übergewichts abgebaut werden. Solche Eingriffe werden minimalinvasiv durch den Bauchnabel vorgenommen, was den Vorteil hat, dass die Patienten, die meist beim Eintreffen im Krankenhaus mobil sind, auch schnell wieder auf den Beinen sind. Können Patienten nicht mehr selbst kommen, werden sie mit einem Spezialfahrzeug der Feuerwehr eingeliefert. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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