Forscher vergleichen Diäten
15.11.2014
Studien konnten zwar bislang nachweisen, ob eine Diät erfolgreich ist oder nicht. Aber die Langzeiteffekte wurden bislang kaum untersucht. Zudem wurden Diäten nie im direken Vergleich untersucht. Kanadische Kardiologen und Epidemiologen sind in der Forschungsarbeit genau dieser Frage nachgegangen. Ein Forscherteam um Dr. Renée Atallah von der Universität in Montreal hat bisherige Studien zu vier in Nordamerika populären Diäten untersucht: Der Atkins-, Zone-, Weight-Watchers- und South-Beach-Diät. Dabei haben sie nur randomisiert-kontrollierte Studien analysiert, in der Kontrollgruppen zum Vergleich verwandt wurden.
Ergebnisse ernüchternd
Im Ergebnis zeigte sich, dass das Weight-Watchers (vier Studien) Programm den anderen Abnehmformen überlegen war. Hier konnten die Probanden ihr Gewicht in vielen Fällen auch nachhaltig senken und halten. Auch die anderen Diäten konnten kurzfristig Erfolge zur Gewichtsreduktion erreichen. „Doch um so länger die Studien andauerten, um so geringer waren die Langzeiteffekte“, wie es in dem Studienbericht heißt. Das ernüchternde Ergebnis war auch bei Weight-Watchers zu beobachten. Nach zwei Jahren Laufzeit waren viele Teilnehmer wieder bei ihrem Ursprungsgewicht angelangt. Einige hatten sogar mehr Pfunde drauf, als zuvor. Im Direktvergleich schnitt Weight Watcher im Langzeiteffekt nicht besser ab, als alle anderen untersuchten Diäten oder Kontrollgruppen. Der durchschnittliche Gewichtsverlust lag hier nach einem Jahr bei 3 bis 5 Kg. In der Kontrollgruppe lag dieser jedoch auch bei etwa 2,5 Kg.
Selbstkasteiung durch Diäten meist sinnlos
Der Freiburger Sportmediziner Dr. Michael Lehmann warnt: „Selbstkasteiung durch Diäten ist meist nicht nur sinnlos, sondern auch riskant." Durch Diäten komme es zu mehr Fettsüchtigen. Außer einer ausgewogenen Ernährung ist vor allem Sport enorm wichtig für einen gewollten Gewichtsverlust. Der Mediziner rät zum Fahrradfahren. „Radfahren regt den Stoffwechsel an", so Lehmann, „und eigne sich gerade für übergewichtige Menschen.“ Beim Radfahren werden die Gelenke entlastet, da das Körpergewicht vom Drahtesel getragen wird. Außerdem gilt grundsätzlich, dass man abnimmt, wenn mehr Kalorien verbrannt als aufgenommen werden. „Wenn diese Energiebilanz stimmt, ist keine Diät notwendig." Sowohl für die regelmäßigen sportlichen Aktivitäten als auch bei der langfristigen Ernährungsumstellung muss man sich aber an seine eigenen aufgestellten Regeln halten, um erfolgreich abzunehmen.
Der Mensch isst, was ihm schmeckt
Professor Dr. med. Andreas F. H. Pfeiffer, Leiter der Abteilung für Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke und Leiter der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährung der Charité, erklärt: „Ernährungskonzepte zur langfristigen Gewichtskontrolle wurden in zahlreichen Studien entwickelt, scheitern aber bisher bei der Mehrheit der Menschen in der Praxis.“ Weiter erläutert er: „Menschen essen langfristig das, was ihnen am besten schmeckt und es ist außerordentlich schwierig, Ernährungsmuster zu verändern.“ Das Problem besteht darin, dass für viele Menschen besonders fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel, die sehr energiereich sind, geschmacklich attraktiv seien. Um einer Zunahme von Fettleibigkeit und damit verbundenen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirken zu können, müssten gesündere, energieärmere Lebensmittel entwickelt werden, die aber auch sättigen. „Diese wären sowohl für Patienten mit Zuckerstoffwechselstörungen als auch für Gesunde von Vorteil", meint Pfeiffer. Die Entwicklung von Suppen, Nudeln, Backwaren, Brot und Snacks, die einen höheren Anteil an pflanzlichen Eiweißen und unlöslichen, nicht fermentierbaren Ballaststoffen enthalten, seien Beispiele dafür. Eine Ernährung, die eher wenig und pflanzliches Fett, sowie mageres und pflanzliches Eiweiß, viel Gemüse und insgesamt einen niedrigen glykämischen Index aufweist, könne einen dauerhaften Gewichtsverlust am erfolgreichsten unterstützen, so das Ergebnis von mehreren Studien. Nach Ansicht des Vegetarier Bundes Deutschlands (Vebu) kann eine vegetarische Ernährung dabei helfen, überschüssiges Gewicht zu verlieren. (sb)
Bild: Alexandra H. / pixelio.de
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