Chronische Krankheiten bedingen oft erhebliche Beeinträchtigungen der Sexualfunktion
28.11.2014
Chronische Erkrankungen gehen häufig mit einer Störung der Sexualfunktion einher. „Bis zu 80 Prozent aller chronisch-kranken Menschen leiden“, laut Angaben der MedUni Wien, „gleichzeitig an Sexualfunktionsstörungen, die entweder durch die Erkrankung selbst oder durch Medikamente oder andere medizinische Interventionen ausgelöst werden können.“
Die Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten haben extrem häufig mit Beeinträchtigungen ihrer Sexualfunktion zu kämpfen. Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Arterienverkalkung, Krebserkrankungen und Übergewicht werden hier von der MedUni Wien als beispielhafte Ursachen für Sexualfunktionsstörungen genannt. Am kommenden Wochenende (06. und 07. Dezember) hat die MedUni Wien gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Sexualmedizin und sexuelle Gesundheit zum ersten sexualmedizinischen Kongress geladen.
Nebenwirkungen von Medikamenten schlagen auf die Libido
Aktuellen Zahlen zufolge leiden 54,4 Prozent aller Diabetiker, 63 Prozent aller Adipositas-Patienten, 41 Prozent der Bluthochdruck-Patienten, 51 Prozent aller Patienten mit Fettstoffwechselstörungen und 71 Prozent der Krebspatienten an einer Sexualfunktionsstörung, erläutert Michaela Bayerle-Eder von der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der MedUni Wien. Oft hätten „Medikamente, mit denen diese und andere Erkrankungen behandelt werden, Nebenwirkungen, die sich auf die Libido negativ auswirken“, so die Expertin weiter.
Sexuell Aktive mit höherer Lebenserwartung
Die Beeinträchtigungen der Sexualfunktion sind für die Patienten mit chronischen Erkrankungen doppelt nachteilig, da ein „erfülltes Sexualleben vice versa positive Gesundheitseffekte“ hat, so die Mitteilung der MedUni Wien. „Sexuell aktive Menschen sind gesünder, leben länger und bleiben auch länger arbeitsfähig“, berichtet die MedUni weiter. Aus diesem Grund sei die sexuelle Gesundheit auch seit 2006 in den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verankert. Betroffen seien dabei alle medizinischen Disziplinen.
Möglichkeiten zur Normalisierung der Sexualfunktion
Den Ausführungen der Expertin zufolge kann eine vorliegende Sexualfunktionsstörung auch Anzeichen für ein seelisches oder körperliches Leiden sein. Den Betroffenen könne hier in rund 80 Prozent der Fälle auf rein medizinischer Ebene geholfen werden. Beispielweise durch eine optimale Einstellung des Blutdrucks, Blutzuckers und des Fettstoffwechsels oder die Therapie einer vorhandenen Schilddrüsenfunktionsstörung und anderer hormoneller Störungen. Auch „sexualfunktionserhaltende Physiotherapie“, adäquate Schmerztherapie, richtige Begleitmaßnahmen bei Bestrahlung und Chemotherapie oder die Umstellung auf ein “sexualneutrales Antidepressivum“ werden hier von der MedUni Wien als mögliche Maßnahmen genannt.
Schattendasein der Sexualität
Bis heute führt die Sexualität laut Michaela Bayer-Eder „in der Medizin ein Schattendasein, obwohl eine gestörte Sexualfunktion sowohl Ursache als auch Folge einer Vielzahl somatischer und psychischer Erkrankungen sein kann und in fast jeder medizinischen Spezialdisziplin eine große Rolle spielt.“ Infolge der unzureichenden Berücksichtigung komme es oft schon bei jungen Patienten zu einer Verschlechterung der Lebensqualität. Generell essenziell für ein gutes Sexleben seien gesundes Essen, Sport, viel Schlaf und möglichst wenig Stress. (fp)
Bildnachweis: Jörg Brinckheger / pixelio.de
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