Uni-Projekt in Leipzig: Trauerbewältigung per E-Mail
01.12.2014
Dass Menschen trauern, wenn sie eine nahestehende Person verloren haben, ist ganz natürlich. Manche kommen aus ihrer Trauer aber ohne Hilfe nicht mehr heraus. Dafür werden meist Therapeuten aufgesucht. Ein neues Forschungsprojekt an der Uni Leipzig bietet demnächst für Trauernde Psychotherapie per E-Mail.
Forschungsprojekt an Leipziger Universität
Trauer nach dem Verlust einer nahestehenden Person ist ganz natürlich. Manche Menschen kommen aus ihrem Tal der Trauer jedoch nicht mehr allein raus und suchen Hilfe. Von Experten wird dazu geraten, einen Therapeuten aufzusuchen, wenn man nach einem halben Jahr noch immer trauert, denn zu langes Verharren in Trauer kann krankhaft sein. An der Universität Leipzig werden dabei nun neue Wege gegangen. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, ist dort Psychotherapie per E-Mail für Trauernde ein neues Forschungsprojekt.
Projekt startet nächstes Frühjahr
Es geht dabei konkret um Menschen, die Angehörige durch Suizid verloren haben. Angelegt ist die Studie auf zwei Jahre und wird von der Roland-Ernst-Stiftung unterstützt. Beginnen soll sie den Angaben zufolge im Frühjahr 2015. „Wir gehen davon aus, in dieser Zeit etwa 60 Patienten behandeln zu können“, so die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Prof. Anette Kersting, gegenüber dpa. Den Patienten werden innerhalb eines fünfwöchigen Programms ganz bestimmte Schreibaufgaben gestellt, die als E-Mails auf eine geschützte Internetplattform gelangen und von Psychotherapeuten beantwortet werden.
Nicht alle Trauernden kommen für die Therapie in Frage
Im Vorhinein gibt es eine umfangreiche Diagnostik. Diejenigen Trauernden, die selbstmordgefährdet sind, Depressionen haben oder suchtkrank sind, kommen für diese spezielle Therapie nicht in Frage. Prof. Kersting hat mit ihrem Team bereits Erfahrungen mit internetgestützter Therapie gesammelt, beispielsweise bei der Hilfe für Frauen, die ihr Kind während der Schwangerschaft verloren haben. Die Psychosomatikerin sagte, dass die Menschen auf ganz unterschiedlichen Wegen kämen. So würden viele von Kollegen geschickt und manche seien auf die Internettherapieprojekte aufmerksam geworden und hätten den Kontakt aufgenommen.
Therapeuten-Hilfe bei zu langer Trauer
Die Wissenschaftlerin zeigte in einer epidemiologischen Studie, dass 6,7 Prozent der deutschen Bevölkerung, die einen Verlust erlebt haben, eine pathologische Trauer entwickeln. Sind Trauerende nach einem halben Jahr noch immer im Trauerprozess gefangen, sehnen sich nach dem Verstorbenen, empfinden ihr Leben als sinn- und bedeutungslos und finden nicht in ihr aktuelles Leben zurück, dann sei eine Therapie zur Trauerbewältigung nötig. Prof. Kersting zufolge brauchen solche Menschen besondere Angebote. Dies sei in Studien untersucht worden. „Antidepressiva wirken bei Trauernden nicht, wenn sie nicht zusätzlich unter einer Depression leiden“, so Kersting.
Trauer kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken
In den vergangenen Jahren konnten Forscher in verschiedenen Untersuchungen feststellen, dass Trauer zahlreiche gesundheitliche Folgen haben kann. Beispielsweise kamen US-Wissenschaftler der Harvard Universität in einer Studie zu dem Ergebnis, dass schwerer Kummer auch das Herzinfarkt-Risiko erhöht. Den Angaben zufolge hat dies mit dem oftmals durch einen Trauerfall ausgelösten Bluthochdruck, dem damit verbundenen Stress sowie einer unter Umständen stärkeren Blutgerinnung zu tun. Zudem würden Trauerende häufig auch unter Schlafmangel und Essstörungen leiden. (ad)
Bild: Angieconscious / pixelio.de
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