WHO besorgt – Vor allem junge Frauen, Drogensüchtige und Homosexuelle betroffen
03.12.2014
HIV wird häufig mit Ländern in Verbindung gebracht, die außerhalb Europas liegen. Doch auch in Europa nimmt die Zahl der Infektionen stark zu. Insgesamt gibt es 860 000 registrierte Infektionen. Bis Ende 2015 rechnet die WHO mit einer Million Infektionen.
Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der WHO hervor. So wurden von den HIV-Neuinfektionen in der Europäischen Region im Jahr 2013 mehr als 105 000 in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens (EECA), über 29 000 in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie ca. 2000 in anderen Staaten außerhalb der EU gemeldet. Das bedeutet im Vergleich zu 2004 eine Verdreifachung der neuen HIV-Fälle EECA-Ländern, während in den Staaten der EU und des EWR kein Rückgang der HIV-Diagnosen erfolgte.
„Der Europäischen Region ist es nicht gelungen, die im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele festgelegte Zielvorgabe zu erreichen, bis 2015 die Ausbreitung von HIV/Aids zum Stillstand zu bringen und allmählich umzukehren. Die Uhr läuft allmählich ab. Auch wenn wir immer mehr neuen gesundheitlichen Bedrohungen gegenüberstehen, werden wir hier wiederum daran erinnert, dass wir bei HIV/Aids nicht in Untätigkeit verfallen dürfen“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „In Osteuropa, wo 77% aller Neuinfektionen gemeldet wurden, wurden zwei Drittel der Fälle unter injizierenden Drogenkonsumenten verspätet entdeckt. Das bedeutet, dass von ihnen eine größere Gefahr einer Übertragung von HIV ausgeht, ihre Behandlung mehr kosten wird und sie mit höherer Wahrscheinlichkeit sterben werden. Jetzt gibt es neue Leitlinien der WHO, die es den Ländern ermöglichen, speziell die in Bezug auf HIV-Infektion am meisten Gefährdeten ins Visier zu nehmen. Darin werden mit Nachdruck bewährte Interventionen zur Schadensminderung für injizierende Drogenkonsumenten propagiert. Durch gezieltes Handeln können wir das Blatt noch wenden.“
Russland besonders von Neuinfektionen betroffen
Bei den Neuinfektionen ist vor allem in Russland ein rasanter Anstieg zu verzeichnen. 200 Neuinfektionen täglich gibt es demnach. Das berichteten russische Mediziner laut dpa am Montag in Moskau. Zudem prognostizieren sie für die kommenden Jahre einen Anstieg der Neuinfektionen um 10 Prozent jährlich. Dabei dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen.
Vor allem junge Frauen im Alter zwischen 25 und 35 seien demnach betroffen. Ca. 100 würden sich täglich anstecken, so der Leiter des föderalen Zentrums zum Kampf gegen Aids, Wadim Pokrowski. Bei den Homosexuellen wären dagegen Steigerungen von einem Prozent zu verzeichnen gewesen.
Vor allem fehle es an Medikamenten zur frühzeitigen Behandlung von Infizierten. So würden laut Pokrowski lediglich 175 000 Patienten Medikamente erhalten, unter Ihnen überwiegend Schwersterkrankte. Diese Zahl müsse verdoppelt werden, so der Mediziner: „Dann würde die Schärfe des Problems abnehmen.“ Pokrowski nannte den Anstieg „rasend schnell.“ (jp)
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