Multiresistente Erreger in Großteil der Fleischproben entdeckt
03.12.2014
Multiresistente Erreger (kurz MRGN) stellen eine immer größer werdende Gefahr dar, denn mittlerweile sterben jährlich tausende Menschen hierzulande an MRGN-Infektionen. Bislang traten die Keime vor allem in Krankenhäusern auf, doch immer häufiger werden sie auch bei Nutztieren und in Lebensmitteln nachgewiesen. Mit erschreckendem Ausmaß, denn wie eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. ergab, waren in 65 % der untersuchten Proben mit MRSA und ESBL-Keimen kontaminiert.
MRGN zeigen sich zunehmend resistent gegen verschiedene Antibiotika
Als „multiresistente Erreger“ (kurz MRGN) werden gramnegative Stäbchenbakterien bezeichnet, welche sich zunehmend resistent gegenüber verschiedenen Antibiotika zeigen. Zu den bekanntesten Erregern gehört hier der Methicillin resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), welcher in Kliniken gehäuft auftritt und daher oft auch als “Krankenhauskeim” benannt wird. In den meisten Fällen besiedeln MRSA den Menschen lediglich, ohne ihn krank zu machen. Gelangen die Bakterien aber über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper, kann eine Infektion ausbrechen, die aufgrund der Unempfindlichkeit des Bakteriums gegenüber vielen Antibiotika einen schweren Verlauf nehmen kann. Mögliche Symptome sind dabei Hautentzündungen bzw. Geschwüre oder ein Abszessund Wundinfektionen, aber beispielsweise auch eine Lungen- oder Harnwegsinfektion sowie eine Blutvergiftung.
Übertragung von Erregern findet meist im Krankenhaus statt
Die Übertragung von MRSA findet hierzulande vor allem in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen statt, denn der Erreger kommt dort vor, wo häufig Antibiotika eingesetzt werden, zudem halten sich in Kliniken viele geschwächte Menschen auf, bei denen er sich leichter festsetzen kann. Doch wie die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung im Auftrag der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. nun zeigt, "finden sich die resistenten Keime auch dort, wo sie nicht unbedingt vermutet werden". Demnach sei "gerade das Fleisch in hiesigen Supermärkten" laut der Untersuchung "in vielen Fällen mit MRSA-Erregern belastet", wobei auch die selteneren, aber dennoch "unter Umständen gefährlichen Darmbakterien „ESBL“ (Extended Spectrum Beta-Lactamasen) vielfach nachgewiesen werden konnten".
65% der Proben mit Keimen belastet
Wie Peta berichtet, waren für die Untersuchung 57 Fleischproben der fünf Handelsketten Aldi Süd, Lidl, Edeka, Real und Rewe in einem Labor auf antibiotikaresistente Keime untersucht worden. Das erschreckende Ergebnis: In insgesamt 65 % der untersuchten Proben konnten Keime nachgewiesen werden, dabei waren 31% der Produkte mit MRSA belastet, in 45 % der Stücke fand sich das gefährliche ESBL. Wie Peta weiter berichtet, waren in einigen Stücken sogar beide Erreger gefunden worden, besonders schwerwiegend sei zudem das Ergebnis für die 30 analysierten Hühner- und Putenfleischproben ausgefallen. Hier hatte sich in 86 % der Fälle ein Keimbefall gezeigt, auch bei den 12 Proben Hackfleisch kam das Labor auf knapp über 66 %.
Tonnenweiser Einsatz von Antibiotika in den Tierfabriken
Für Peta jedoch kein allzu überraschendes Ergebnis, stattdessen werde nach eigenen Angaben schon seit Längerem auf die Gefahr der steigenden Antibiotikaresistenzen aufmerksam gemacht: „Wo Antibiotika eingesetzt werden, nehmen Resistenzen zu. In den Tierfabriken werden die Medikamente tonnenweise verabreicht, da die auf Leistung gezüchteten Tiere die kurze Zeit in den unhygienischen und nicht annähernd tiergerechten Haltungsbedingungen nicht überleben würden”, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA Deutschland e. V. Da einzelne kranke Tiere unter diesen Haltungsbedingungen üblicherweise nicht gezielt behandelt werden, würde stattdessen immer dem ganzen Bestand Antibiotika verabreicht – was am Ende dann zu den gefährlichen Antibiotikaresistenzen führe. „Wegen antibiotikaresistenten Bakterien versagen lebensnotwendige Medikamente und alleine in Deutschland sterben jedes Jahr über 30.000 Menschen an nicht behandelbaren Infektionen“, so Dr. Edmund Haferbeck weiter.
Qualitätssiegel bieten Verbrauchern keinen sicheren Schutz vor Belastungen
Auch das sogenannte Qualitätssiegel könne dabei laut Peta nicht vor den Keimen schützen, denn wie die Analyse gezeigt habe, sei fast jedes der untersuchten Produkte mit dem “QS-Siegel” ausgezeichnet gewesen, welches dem Verbraucher Qualität, Sicherheit und „ein erhöhtes Maß an Anforderungen und Kontrollen suggerieren soll“. Dementsprechend könne in Hinblick auf die vielen Fleischskandale in den letzten Jahren nie von „sicherem Fleisch“ gesprochen werden, außerdem erfülle das “QS-Siegel in den meisten Fällen „nur die geringen gesetzlichen Standards“, schreibt die Tierrechtsorganisation weiter. Demnach waren sogar in drei von vier Bioprodukten MRSA-Erreger gefunden worden. Auch eins der beiden untersuchten „PRO PLANET-Produkte“ war der Analyse nach positiv auf Keime getestet worden, wobei es sich um ein Siegel handelt, welches das der Konzern REWE in Kooperation mit der Naturschutzorganisation WWF vergibt.
Keime lassen sich mit Hitze abtöten
Für die Keime gilt, dass sie sich grundsätzlich durch Hitze abtöten lassen. Wenn Lebensmittel deutlich über 60 bis 70 Grad erhitzt werden, wie dies beim Kochen, Grillen oder Braten normalerweise der Fall ist, überleben die Erreger das nicht. Durch tiefe Temperaturen, wie etwa beim Tiefkühlen, werden Viren und Bakterien jedoch nicht abgetötet. Eine Ausbreitung der Keime lässt sich zudem mit wenigen Vorsichtsmaßnahmen verhindern. So sollte etwa rohes Fleisch nie mit demselben Messer geschnitten werden wie gegartes Fleisch oder Gemüse. Auch das Schneidebrett sollt dann ein anderes sein. (nr)
Bild: Cornelia Menichelli / pixelio.de
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