24 Menschen nach Gratis-Augen-OP erblindet
07.12.2014
Mindestens 24 Menschen sind in Indien erblindet, nachdem sie eine kostenlose Augen-Operation erhalten hatten. Die Patienten waren im Rahmen eines Hilfsprojekts wegen Grauem Star operiert worden. Die Behörden haben Ermittlungen eingeleitet.
Ältere und Arme erblindet
Im Norden Indiens sind einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge nach kostenlosen Augenoperationen mindestens 24 ältere und arme Menschen erblindet. Demnach teilte ein hochrangiger Beamter der Stadt Amritsar am Freitag mit, dass die Behörden Ermittlungen eingeleitet hätten. Mindestens ein Arzt sei bereits von der Polizei festgenommen worden. Die Operationen des Grauen Stars, die in einem medizinischen Camp einer Wohltätigkeitsorganisation im Staat Punjab stattfanden, waren am 4. November an 130 über 50-jährigen Patienten durchgeführt worden.
Keine Erlaubnis für die Operationen
„Erste Untersuchungen zeigen, dass es sowohl an der Nachlässigkeit einiger Ärzte oder an der Verwendung verdorbener Medikamente liegen kann“, teilte der Lokalpolitiker Abhinav Trikha mit. Es habe keine Erlaubnis für die Operationen, die von einem medizinischen Hilfsprojekt geleitet wurden, gegeben. Die Fälle seien erst bekannt geworden als die Opfer ihre Verbände drei Wochen nach dem Eingriff abnahmen und nicht sehen konnten. Wie ein Arzt der Klinik, die die Patienten daraufhin aufsuchten, dem Fernsehsender NDTV erklärte, hatten einige von ihnen schwere Augeninfektionen. Der Mediziner sagte, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass sie wieder sehen werden.
Millionen Menschen ohne Zugang zu Ärzten
Auf dem Subkontinent lassen sich vor allem in ländlichen Gebieten jedes Jahr tausende Menschen in Medizincamps, die von Gesundheitsbehörden und Wohlfahrtsverbänden betrieben werden, am Grauen Star operieren. Der aktuelle Fall wirft wieder einmal ein negatives Schlaglicht auf die desaströsen Zustände des indischen Gesundheitssystems. In Indien haben Millionen arme Menschen keinen Zugang zu Ärzten oder Krankenversicherungen und müssen sich wegen der schlechten Ausstattung und Korruption in staatlichen Krankenhäusern in Medizincamps behandeln lassen. Ein weiterer Skandal ereignete sich im November als vermutlich wegen Rattengift 14 Tote nach Massensterilisierung zu beklagen waren.
Grauer Star kann unbehandelt zu Erblindung führen
Beim Grauen Star, der unbehandelt zur Erblindung führen kann, kommt es zu einer Trübung der Augenlinse. Meist beginnt die Erkrankung im fortgeschrittenen Alter. Global betrachtet ist er eine der häufigsten Ursachen für Erblindungen. Eine Ursache dafür ist, dass die eigentlich einfache Behandlung vor allem in Entwicklungsländern oft nicht ohne Weiteres durchgeführt werden kann. In Deutschland werden laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jährlich rund 800.000 entsprechende Operationen durchgeführt. Diese könnten normalerweise ambulant durchgeführt werden und dauerten nur 20 bis 30 Minuten. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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