Protease-Hemmestoff verhindert Virusvermehrung erfolgreich
10.12.2014
Das Dengue-Virus breitet sich global immer weiter aus. Besonders Kinder sind durch die Krankheit massiv bedroht. Nun konnten im Labor erstmals Protease-Hemmstoffe entwickelt werden, die sich schon im Kampf gegen HIV und Hepatitis als wirksam erwiesen haben. Dabei gilt das Hauptaugenmerk der Wissenschaft in diesem Zusammenhang dem Enzym des Erregers, der sogenannten Protease NS2B/NS3.
Ähnliche Protease-Hemmstoffe gab es bereits seit Längerem. Allerdings waren sie nicht wirksam genug, sie schafften lediglich eine Reduktion der Virusvermehrung von ca. 50 Prozent. Der Arbeitsgruppe des Würzburger Virologen Jochen Bodem ist es nun in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern von der Universität Mainz gelungen, weitaus bessere Hemmstoffe zu finden, die jetzt im Fachjournal „Antimicrobial Agents and Chemotherapy” präsentiert werden. „Wir haben sieben gute bis sehr gute Hemmstoffe aus der Molekülklasse der Diaryl-Thioether entwickelt, und zwei davon sind sogar richtig gut“, sagt Bodem. So liege die Überlebensrate der Viruspopulationen schon bei geringen Konzentrationen der beiden Wirkstoffe nur noch bei drei Prozent. Zudem seien die Protease-Hemmstoffe hinsichtlich ihrer Wirkung sehr spezifisch und richten sich ausschließlich gegen Dengue-Viren.
Hauptverantwortlich für die Entwicklung der neuen Wirkstoffe waren in erster Linie eine Forschergruppe der Universität Mainz um Tanja Schirmeister und Hongmei Wu, sowie die Forschergruppe der Universität Würzburg unter federführender Leitung von Jochen Bodem und seiner Doktorandin Stefanie Bock. Als nächste Schritte planen die Wissenschaftler zu überprüfen, ob sich die neuen Wirkstoffe negativ auf höhere Organe auswirken und ob sie auch dort eine Hemmung der Virusvermehrung zur Folge haben.
Globale Ausbreitung des Fiebers
Derzeit breitet sich das Dengue-Fieber, das seinen Ursprung in den tropischen Regionen des Globus hat, auch in anderen warmen Regionen aus. Die Ursache sehen Forscher im Klimawandel und der damit verbundenen Ausbreitung der für die Übertragung verantwortlichen Stechmücken. Laut Robert-Koch-Institut hatte es bereits 2010 Fälle von Dengue-Fieber in Südfrankreich und Kroatien gegeben. 2013 hatte es in Deutschland 879 registrierte Fälle gegeben. Die Patienten hatten sich ausnahmslos in den Risikozonen mit dem Virus infiziert. Im globalen Maßstab schätzte die WHO die jährlichen Infektionen auf ca. 390 Millionen. Dabei tritt die Krankheit heute in rund hundert Staaten auf, während es 1970 lediglich neun waren.
Übertragung des Virus durch Stechmücken
Überträger des Virus sind Stechmücken, darunter besonders die Tigermücke. In den meisten Fällen, rund Neunzig Prozent, bleibt die Infektion symptomfrei. Bricht die Krankheit jedoch aus, äußert sie sich durch grippeartige Symptome, die vor allem bei Kindern lebensbedrohlich ist. Ohne intensivmedizinische Behandlung liegt die Mortalitätsrate bei ca. Fünfzig Prozent.
Eine Impfung gibt es derzeitig genauso wenig, wie eine Therapie mit spezifischen Medikamenten. Deshalb ist der Schutz vor Mückenstichen, etwa durch entsprechende Cremes zur Vorbeugung von Stichen, durch Moskitonetze und durch Kleidung, die möglichst große Teile der Haut abdeckt, besonders wichtig und empfehlenswert. Insofern stellt die Identifikation der Protease-Hemmer „den ersten Schritt in der Entwicklung einer potenziellen Anti-Dengue Virus Therapie“ dar, wie die Forscher aus Mainz und Würzburg im Fachjournal Antimicrobial Agents and Chemotherapy äußerten. (jp)
Bild: M. Großmann / pixelio.de
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