Höherer Blaulichtanteil drosselt Freisetzung des Schlafhormons Melatonin
23.12.2014
Das Lesen von hell erleuchteten Tablets kann sich negativ auf den Schlaf auswirken. Laut einer Studie können "vier Stunden Lesezeit eine Verschiebung des Schlaf-wach-Rhythmus von 1,5 Stunden zur Folge haben". Das berichtet das Fachjournal Proceedings der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS) in seiner neusten Ausgabe. Als Auslöser wird "der hohe Blaulichtanteil vermutet".
Vergleichstest mit herkömmlichen Büchern
"Die Verwendung elektronischer Geräte zum Lesen, zur Kommunikation und zur Unterhaltung hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen", schreiben die Forscher um Anne-Marie Chang von der Harvard Medical School in Boston. Deshalb hätten sie sehen wollen, wie sich dieser Trend auf den Schlaf auswirkt. Um dies zu untersuchen, haben sie zwölf junge Frauen und Männer im Vorfeld der Nachtruhe unter kontrollierten Bedingungen jeweils fünf Tage lang Tablets und Bücher lesen lassen und danach die Ergebnisse verglichen.
Melatonin Ausschüttung verschiebt sich
Die Messungen ergaben, dass die Probanden, die von Tablets lasen, im Schnitt ca. 10 Minuten später einschliefen, dass die REM-Phasen um jeweils zwölf Minuten verkürzt waren und das die Probanden morgens nicht so fit waren, wie die Probanden der Kontrollgruppe.
Am deutlichsten zeigten sich Auswirkungen anhand des Melatoninspiegels, der um 55 Prozent sank. Dadurch verschob sich der Schlaf-wach-Rhythmus bei der Tablet Gruppe gegenüber der Gruppe mit konventioneller Lektüre um ca. 1,5 Stunden nach hinten. Sie waren zur Schlafenszeit um 22.00 Uhr deutlich wacher als die „Bücherwürmer“.
Blaues Licht als Ursache vermutet
Zur Erklärung der Ursachen verwiesen die Wissenschaftler um Chang auf ältere Studien, die hohe Blaulichtanteile wie sei bei Fernsehgeräten, Computermonitoren und halt auch Tablets vorkommen dafür verantwortlich machen.
Die Auswirkungen von E-Books wurden in der Studie allerdings nicht gesondert untersucht. Wie die Washington Post mitteilte, versicherten die Hersteller solcher E-Books, wie etwa Kindle oder Amazon, das ihre Produkte auf andere Lichtquellen zurückgreifen und deshalb deutlich augenfreundlicher wären.
Erhöhtes Krebsrisiko
Zu den gesundheitlichen Auswirkungen sagten die Forscher um Chang, dass die Studie vor allem deshalb von Bedeutung wäre, „weil sie das in Studien zur Schichtarbeit bereits festgestellte und durch die WHO als Karzinogen anerkannte, durch die Beeinträchtigung des Melatoninspiegels durch Nachtlichtexposition ausgelöste und gesteigerte Risiko für Darmkrebs, Prostatakrebs und Brustkrebs“ … bestätige. "Unsere Ergebnisse belegen, dass das elektrische Licht, dem wir zwischen Sonnenuntergang und der Schlafenszeit ausgesetzt sind, tief greifende biologische Wirkungen hat", schreiben die Forscher. Allerdings schränkten sie die Ergebnisse ihre Studie dahin gehend ein, dass die Tablets maximal erhellt waren, während das Licht beim Buchlesen stark gedämmt gewesen wäre. (jp)
Bild: Cristine Lietz / pixelio.de
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