Studie: Aus Trotz lehnen Kinder Ungleichheit ab
25.12.2014
Wenn Kinder weniger als ihr Gegenüber erhalten würden, lehnen sie es aus Trotz ab, zu teilen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus den USA. Es war bislang nicht klar, ob nicht doch wie bei manchen Tieren eher Frustration der Grund für die Ablehnung von Ungleichheit ist.
Kinder lehnen es aus Trotz ab zu teilen
Aus Trotz lehnen es Kinder ab zu teilen, wenn sie dabei weniger als ihr gegenüber erhalten würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie, wie die Nachrichtenagenturen APA und dpa berichten. Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse nun im Fachmagazin „Biology Letters“ der britischen Royal Society. Es war bislang nicht klar, ob nicht doch eher Frustration der Grund für die Ablehnung von Ungleichheit ist, so wie bei das bei einigen Tieren der Fall ist.
Menschen lehnen unfaire Situationen ab
Im Vergleich zu Tieren ist die Fähigkeit zur Kooperation mit Fremden beim Menschen besonders ausgeprägt. Allerdings lehnen Menschen unfaire Situationen eher ab und zwar besonders dann, wenn sie selbst benachteiligt werden. Um diese zu vermeiden, sind Menschen sogar dazu bereit, auf Dinge zu verzichten, damit nicht andere profitieren. Bereits Vierjährige verhalten sich so, wie Studien gezeigt haben. Aufgrund von vergleichenden Forschungen mit Tieren wird vermutet, dass diese Abneigung phylogenetische, also stammesgeschichtliche Wurzeln haben könnte. Dies deshalb, da "auch manche Tiere eine weniger wertvolle Ressource ablehnen, wenn sie sehen, dass ein Artgenosse eine bessere Belohnung erhalten hat". Die Motive für ein derartiges Verhalten sind "jedoch weitgehend unklar".
Forscher untersuchen missgünstiges Verhalten
Es wird davon ausgegangen, dass bei Tieren Frustration die Hauptursache für dieses Verhalten ist. Beim Menschen hingegen wird vermutet, dass Trotz die Ablehnung auslöst. Individuen korrigieren den Rang, den das bevorteilte Individuum hat, indem sie benachteiligende Ungerechtigkeit ablehnen. Dies bedeutet, dass es besser für einen ist, wenn beide nichts haben, als wenn der andere mehr hat, als man selbst. Dem Grund für dieses missgünstige Verhalten ging nun ein Forscherteam um die Verhaltenspsychologin Katherine McAuliffe von der Universität Yale nach. Dafür schufen die Wissenschaftler eine Spielsituation, in der in mehreren Versuchen Süßigkeiten unterschiedlich verteilt wurden. Dabei wurden Kinder verschiedener Altersgruppen sowie Erwachsene einbezogen, die eine verschieden verteilte Belohnung annehmen oder ablehnen konnten.
Trotz als treibende Motivation
Getestet wurden je zwei Situationen: So bedeutete im ersten Fall eine Akzeptanz, dass die Testperson selbst eine geringere Belohnung bekam als ein gegenüber sitzender Mitarbeiter des Studienteams. Bei einer Ablehnung erhielten jedoch beide nichts. In der anderen Versuchssituation erhielt der Sitznachbar so oder so eine größere Menge Süßigkeiten. Die Testperson konnte durch ihr Verhalten lediglich beeinflussen, ob sie selbst eine geringere oder gar keine süße Belohnung bekam. Wie sich zeigte, entschieden sich Kinder im Alter von vier bis neun Jahren in der ersten Versuchsreihe mehrheitlich so, dass niemand der Spielbeteiligten eine Belohnung bekam. Dieses Verhalten spricht für die Forscher dafür, dass Trotz die treibende Motivation ist. Wenn es Frustration wäre, hätten die Kinder auch in der zweiten Versuchsreihe überwiegend abgelehnt. Doch das war nicht der Fall.
Ältere Kinder zeigen selbstloseres Verhalten
Ältere Kinder und Erwachsenen hingegen zeigten oft ein selbstloseres Verhalten, gaben sich mit weniger zufrieden und gönnten ihrem Gegenüber die größere Belohnung. Allerdings vermuten die Wissenschaftler, dass "angesichts des Versuchsaufbaus zumindest die Erwachsenen fürchteten, als missgünstig zu gelten und deswegen ihr Verhalten an die sozialen Normen anpassten". Von Seiten der Verhaltenspsychologen wurde dafür plädiert, genauer zu untersuchen, ab welchem Alter Kinder in der Lage sind, ohne Trotz auf mangelnde Gerechtigkeit zu reagieren. In der Studie heißt es: „Diese Fähigkeit passt in das sich abzeichnende Bild tief reichender entwicklungsgeschichtlicher Wurzeln, die das komplexe menschliche Verhalten von Kooperation und Wettbewerb hat.“
Kleinkinder mit Gerechtigkeitssinn
Dass Menschen schon sehr früh einen Gerechtigkeitssinn entwickeln, zeigen auch ältere Untersuchungen. So haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der University of Washington in Seattle, USA im Jahr 2011in einer Studie mit Kindern im Alter von 15 Monaten nachgewiesen, dass diese in Bezug auf die Verteilung von Keksen und Milch bereits über einen ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verfügen.
Moral ab dem 3. Lebensjahr
Von moralischen Werten wie Gerechtigkeit wissen Kleinkinder bereits ab einem Alter von drei Jahren. US-Amerikanische Psychologen fanden im Verlauf einer weiteren Studie heraus, dass Kinder in diesem Alter noch nicht in der Lage sind, den Gerechtigkeitssinn in die Praxis umzusetzen. Erst Schulkinder ab sechs können auf den eigenen Vorteil im Sinne der Gerechtigkeit und Fairness verzichten (Universität von Michigan in Ann Arbor (USA) im Fachmagazin „Plos One). (ad)
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