Ebola-Epidemie ging wahrscheinlich von Fledermäusen in einem hohlen Baum aus
31.12.2014
Ihren Ursprung nahm die aktuelle Ebola-Epidemie in Westafrika vermutlich in einem hohlen Baum, der Fledermäusen als Unterschlupf diente. Nachforschungen unter Leitung des Robert Koch-Instituts (RKI) ergaben, dass der sogenannte „Indexpatienten“ (erster infizierter Patient) – ein zweijähriger Junge aus der Ortschaft Meliandou in Guinea – sich beim spielen in dem hohlen Baumstamm infiziert haben könnte. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen haben die Forscher in dem Fachmagazin „EMBO Molecular Medicine“ veröffentlicht.
Bereits bei früheren Ebola-Ausbrüchen wurde die Fledermausart Mops condylurus als tierische Infektionsquelle bestimmt. Der Nachweis des genetischen Materials dieser Fledermäuse in einem hohlen Baumstamm, der den Kindern des Dorfes zum spielen diente, legt daher den Schluss nahe, dass sich der zweijährige Indexpatient auf diesem Wege infiziert haben könnte. Von dem kleinen Dorf in Guinea nahm die Seuche dann ihren Weg in die Städte, die Nachbarländer Liberia, Sierra Leone, weitere afrikanische Staaten sowie vereinzelt auch nach Europa und in die USA. Bis heute haben sich den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge knapp 20.000 Menschen im Zuge der aktuellen Epidemie infiziert und mehr als 7.500 Menschen sind an den Folgen der Infektion verstorben.
Suche nach der tierischen Infektionsquelle
Kurz nachdem die WHO bestätigt hatte, dass das Ebolavirus für eine Reihe von Todesfällen im südöstlichen Guinea verantwortlich ist, begann ein internationales Forscherteam unter Leitung von Fabian Leendertz, Leiter der Projektgruppe „Epidemiologie hochpathogener Erreger“ am RKI, die Suche nach der tierischen Infektionsquelle. Die Wissenschaftler reisten in das Dorf des zweijährigen Jungen, der als Indexpatient der Epidemie gilt und gingen dort zum Beispiel der Frage nach, ob sich ein größerer Ebola-Ausbruch in der Tierwelt der Region ereignet. Denn bei früheren Ausbrüchen waren auch in der Tierwelt deutliche Ausdünnungen der Bestände feststellbar. Dies galt hier jedoch nicht. Und rund um das Dorf gibt es laut Mitteilung des RKI „keinen tropischen Urwald wie bei den Orten in Zentralafrika, wo frühere Ebolafieberausbrüche begonnen hatten.“ Hierdurch wurden die möglichen Infektionsquellen deutlich eingegrenzt.
Erbsubstanz der Fledermäuse nachgewiesen
Die Forscher befragten die Dorfbewohner (auch die Kinder) des Weiteren zu ihren Jagdpraktiken, dem Kontakt mit Buschfleisch und anderen örtlichen Besonderheiten befragt. Dabei entdeckten die Wissenschaftler einen hohlen Baum in der Nähe des örtlichen Waschplatzes. Hier hatten die Kinder regelmäßig gespielt bis dieser – kurz vor Eintreffen der Forscher – niedergebrannt war. Der Baum lag nur 50 Meter von dem Haus des Indexpatient entfernt. In den Asche- und Bodenproben konnten die Forscher DNA der Fledermausart Mops condylurus nachweisen, „die schon bei früheren Ebolafieberausbrüchen als mögliches Reservoir diskutiert worden ist und von der bekannt ist, dass sie Ebolavirus-Infektionen überlebt und in der Antikörper gegen Ebolaviren gefunden worden waren“, so die Mitteilung des RKI.
Nicht Flughunde, sondern Fledermäuse
Damit liegt der Verdacht nahe, dass die tierische Infektionsquelle der aktuellen Epidemie – entgegen bisheriger Annahmen – nicht Flughunde, sondern Fledermäuse der Art Mops condylurus waren. Die aktuelle Arbeit bietet hier den derzeit bestmöglichen Einblick in die Ursprünge der Epidemie. Zwar konnten die Fledermäuse nicht hundertprozentig als Ursprung des Ausbruchs bestimmt werden, da nach dem Brand des Baumes keine Tiere dieser Art mehr vorzufinden waren. Doch zeigten zumindest andere vor Ort gefangene Fledermäuse und Flughunde keine Ebola-Virus-Infektion. „Weitere eingehende ökologische und experimentelle Studien sind dringend erforderlich, um die Rolle dieser und anderer Fledermausarten bei der Ebola-Viren Übertragung sowie die Verbreitung dieser Viren in der Natur zu verstehen“, so das Fazit der Wissenschaftler. Auch sollte die Öffentlichkeit ihrer Ansicht nach besser über mögliche Krankheitsrisiken durch Fledermäuse aufgeklärt und zur Minimierung des Kontakts mit den Tieren angehalten werden. Nicht zuletzt sei vor einer Stigmatisierung des Dorfes Meliandou zu warnen, das einfach nur Pech gehabt habe, als hier die Epidemie begann. (fp)
Bild: Janusz Klosowski / pixelio.de
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