Organspender-Zahl „auf niedrigem Niveau stabilisiert“
21.01.2015
Über 10.000 schwer kranke Menschen warten derzeit in Deutschland auf ein Spenderorgan. Demgegenüber standen im vergangenen Jahr nicht einmal 900 Organspender. Die Zahl der Spender war in den letzten Jahren stark rückläufig, hat sich nun aber offenbar „auf niedrigem Niveau stabilisiert“.
Über 10.000 Patienten warten auf ein Spenderorgan
Die Zahl der Organspender in Deutschland scheint sich nach einem deutlichen Einbruch wieder zu stabilisieren. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge am Dienstag in Frankfurt berichtete, wurden 2014 bundesweit 864 Menschen nach ihrem Tod zu Organspendern, 2013 hatte es 876 Organspender gegeben. In den Vorjahren waren die Spenderzahlen nach Manipulationen an den Wartelisten um 13 und 16 Prozent eingebrochen. Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der DSO, sagte, dass sich die Zahlen nun wohl „auf niedrigem Niveau stabilisiert“ hätten. Derzeit warten in Deutschland nach Angaben von Eurotransplant 10.585 Patienten auf ein Spenderorgan.
Deutschland im europäischen Vergleich weit hinten
Der DSO zufolge kamen im vergangenen Jahr in Deutschland 10,7 Spender auf eine Million Einwohner. Die Bundesrepublik rangiert damit im europäischen Vergleich im unteren Drittel. Spanien steht laut EU-Kommission mit 35 Spendern pro eine Million Einwohner an der Spitze. Insgesamt wurden 2014 in Deutschland 2.989 Organe gespendet. Das waren 46 weniger als im Vorjahr. Transplantiert wurden jedoch 3.169 Organe. Das hängt damit zusammen, dass sie vom niederländischen Leiden aus europaweit verteilt werden. Im Jahr zuvor gab es 3.248 Transplantationen.
Manipulationen bei der Organvergabe
Im Jahr 2012 sorgten sogenannte Transplantationsskandale für großes Aufsehen. Damals war bekannt geworden, dass zwei Mediziner der Göttinger Universitätsklinik Akten gefälscht und eigene Patienten beim Empfang von Spenderlebern bevorzugt haben sollen. Später wurden auch aus anderen Krankenhäusern Manipulationen bei der Organvergabe bekannt. Eine Folge der Skandale war, dass das Transplantationsgesetz umfangreich reformiert wurde. „Seither hat sich vieles in die richtige Richtung entwickelt“, sagte der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft, Björn Nashan, vor kurzem beim DSO-Jahreskongress in Frankfurt. Inzwischen sind Manipulationen strafbewehrt, die Kontrollen schärfer und der Ablauf bei Organspenden transparenter.
Kampagne „hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht“
Nach Einführung einer Entscheidungslösung haben die Krankenkassen alle Versicherten angeschrieben und sie über Organspende informiert. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist allerdings angesichts der Kosten für diese Kampagne nicht zufrieden: „Nie haben die Kassen mehr Geld für Werbung ausgegeben“, erläuterte Vorsitzender Eugen Brysch der dpa. „Das hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht.“ Eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im vergangenen Jahr hatte ergeben, dass sich 68 Prozent der Bundesbürger einverstanden erklärten, ihre Organe nach dem Tod zu spenden, doch nur 28 Prozent der Deutschen haben einen Organspendeausweis. Anlässlich einer abgebrochenen Organspende Ende letzten Jahres im Raum Bremen, wurde befürchtet, dass dieser Skandal ebenfalls für rückläufige Spenderzahlen sorgen könnte. Unter der Schlagzeile: „Doch kein Hirntod: Organspende abgebrochen“ war berichtet worden, dass bei der Hirntod-Diagnose Fehler gemacht worden waren. Der Spender lag bereits mit aufgeschnittenem Bauch auf dem Operationstisch. (ad)
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
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