Das Gedächtnis wird durch leichte Stromstöße verbessert
22.01.2015
Täglich wird das Gehirn mit unzähligen Details konfrontiert, wobei jedoch nur ein Teil der wahrgenommenen Informationen in der Erinnerung hängen bleibt. Je emotionaler die Ereignisse waren, desto stärker ist in der Regel die Erinnerung. Wissenschaftler der Universität New York haben nun in einer aktuellen Studie untersucht, wie sich das Erinnerungsvermögen verhält, wenn bestimmte Informationen durch leichte Stromstöße mit emotionalen Empfindungen beziehungsweise der Angst vor Schmerzen in Verbindung gebracht werden.
Das Forscherteam um Elizabeth Phelps von der Universität New York kommt in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Elektroschocks zu einer Verstärkung der Erinnerung führen. Sogar eine nachträgliche Aufwertung der Erinnerung sei mit Hilfe der Stromstöße möglich, berichten die US-Wissenschaftler in dem renommierten Fachmagazin „Nature“. Die Studienautorinnen Lila Davachi und Elizabeth Phelps erklären in der Pressemitteilung der Universität New York, dass „diese neuen Ergebnisse die hoch adaptive Natur unseres Erinnerungssystems unterstreichen und nahelegen, dass unsere Erinnerung nicht nur Ereignisse aus der Vergangenheit abruft, sondern auch Erinnerungen an die Vergangenheit mit wichtigen neuen Informationen oder Daten aktualisiert werden.“
Emotionale Erinnerungen
Im Rahmen ihrer Studie zeigten die US-Wissenschaftler den Teilnehmern eine Reihe von Bildern aus zwei verschiedenen Kategorien (Werkzeugen und Tieren). Sie ließen sie zunächst einen Bildsatz, ohne weitere Einflüsse betrachten und wiederholten nach etwa fünf Minuten den Test mit neuen Bildern und Schockelektroden an den Handgelenken der Probanden. Bei dem zweiten Test erhielten die Teilnehmer bei jeweils einer der Kategorien Stromstöße und anschließend untersuchten die Forscher, wie gut sich die Freiwilligen an die verschiedenen Bilder erinnern konnten. In der Bildkategorie, die mit einem Schock verbunden war, zeigte sich dabei ein deutlich besseres Erinnerungsvermögen. Zum Beispiel waren diejenigen, die den Schlag bekamen, während Sie Tierbilder ansahen, deutlich besser in der Lage, diese Bilder zu identifizieren, als die Werkzeugbilder.
Rückwirkende Aufwertung der Erinnerung
Die Forscher stellten darüber hinaus fest, dass das emotionale Lernen auch zurück in die Vergangenheit reicht. An Bilder, die vor dem emotionalen Lernvorgang – also vor den Elektroschocks – betrachtet wurden, konnten sich die Probanden besser erinnern , wenn sie später in der selben Kategorie Schocks erhielten. Mit anderen Worten, wurden die zunächst normal abgespeicherten Informationen nachträglich mit einem emotionalen Empfinden verknüpft und hierdurch aufgewertet. Dies deute darauf hin, dass eine rückwirkende Gedächtnisverbesserung durch die Förderung der langfristigen Informationsspeicherung eintrete, so die Mitteilung der Universität New York. Unerheblich Informationen können rückwirkend als relevant gutgeschrieben, und somit selektiv in die Erinnerung aufgenommen werden, schreiben Lila Davachi und Elizabeth Phelps im Fachmagazin „Nature“.
Unwichtige Informationen abgespeichert?
Die Erkenntnisse der US-Forscher sind insbesondere in Bezug auf die rückwirkende Aufwertung einzelner Erinnerungen durchaus überrascht, weil dies bedeutet, dass die Informationen nicht im Zeitpunkt der Aufnahme endgültig bewertet und auch vermeintlich unwichtige Details offenbar im Gehirn abgespeichert werden, so dass nachträglich eine Aufwertung erfolgen kann. Wie weit die rückwirkende Gedächtnisverbesserung dabei maximal reichen kann, ist allerdings bislang unklar. Ob eine Aufwertung der Information auch noch nach Tagen oder Monaten möglich wäre, bleibt in weiteren Studien zu überprüfen. (fp)
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