Kopf von Serienmörder Fritz Haarmann eingeäschert
25.01.2015
Der Kopf des Massenmörders Fritz Haarmann, der um 1920 mindestens zwei Dutzend junge Männer tötete, wurde in Göttingen eingeäschert und anonym bestattet. Ursprünglich erhofften sich Forscher aus Kopf und Gehirn Erkenntnisse auf verbrecherische Veranlagung zu gewinnen.
Kopf des Mörders lagerte rund 90 Jahre lang in Göttingen
Rund 90 Jahre lang lagerte der Kopf des berüchtigten Massenmörders Fritz Haarmann aus Hannover nach seiner Hinrichtung in einem Institut in Göttingen. Wie jetzt bekannt wurde, sind die letzten sterblichen Überreste zur Ruhe gekommen. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa heißt es, dass ein Sprecher des Universitätsklinikums Göttingen bestätigte, dass der Kopf des Verbrechers bereits im vergangenen Frühjahr eingeäschert und anonym bestattet worden sei. Dies hatte zuvor das „Göttinger Tageblatt“ in seiner Samstagsausgabe berichtet.
Massenmörder gestand 24 Morde
Nach seiner Verhaftung im Juni 1924 hatte Haarmann eine Serie von 24 Morden an obdachlosen Männern gestanden. Wie es heißt, soll er bei den Verbrechen in den Jahren 1918 bis 1924 auch Leichenteile verzehrt haben. Der Massenmörder, der wegen sexuellen Missbrauchs kleiner Kinder vorbestraft war, war der Polizei als Spitzel in Hannovers Rotlicht-Milieu bekannt. Der gruselige Fall lieferte in den 1990er-Jahren den Stoff für den deutschen Spielfilm „Der Totmacher“. Der Schauspieler Götz George wurde für seine Rolle als Haarmann 1996 als Bester Darsteller mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Areale für das Gute und das Böse im Gehirn
Ende 1924 wurde Haarmann verurteilt und in Hannover mit dem Fallbeil enthauptet. Sein Kopf kam dann in ein Formalinbad ins gerichtsmedizinische Institut nach Göttingen, wo er jahrzehntelang aufbewahrt wurde. „Es gab früher Anfragen, den Kopf öffentlich zu zeigen“, teilte Klinikumssprecher Stefan Weller mit. Insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus habe der Irrglaube geherrscht, dass sich Verbrecher an ihrer Physiognomie erkennen ließen. Zudem nahmen manche Wissenschaftler an, im Gehirn Areale für das Gute und das Böse finden zu können.
Suche nach Angehörigen war ergebnislos
Nach Ansicht von Professor Klaus-Steffen Saternus von der Göttinger Rechtsmedizin hatte der Kopf jedoch keinen wissenschaftlichen Wert. Deshalb blieb das berühmt-berüchtigte Präparat unter Verschluss und durfte auch nicht für Gruseleffekte herhalten. So lehnte Saternus den Angaben zufolge Fotografierwünsche stets ab. Weller erläuterte, dass vor der Bestattung auf einem anonymen Gräberfeld ethische Fragen zum angemessenen Umgang mit den menschlichen Überresten diskutiert worden seien. „Haarmann war evangelischen Glaubens, und so wurde die Bestattung in einem würdigen Rahmen mit der Kirche abgesprochen.“ Die Suche nach möglichen Angehörigen sei zuvor ergebnislos verlaufen.
Gehirne von Persönlichkeiten untersucht
Haarmann war nicht der einzige Mensch, dessen Gehirn nach seinem Tod auf mögliche Besonderheiten untersucht wurde. So wurde etwa im Gehirn des Revolutionärs und marxistischen Theoretikers Wladimir Iljitsch Lenin nach Zeichen von Genialität gesucht. Und auch das Gehirn von Albert Einstein wurde untersucht. Dies war nur möglich, da das Hirn des bedeutendsten Physikers aller Zeiten von dem Arzt Thomas Harvey geklaut wurde. Eines der größten Gehirne, die je gemessen wurden, hatte Jonathan Swift, der Autor von Gullivers Reisen: Es wog 2.000 Gramm. (ad)
Bild: Bundesarchiv, Bild 102-0016351a2cc0b08c03p>
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