Brille, Kontaktlinsen oder OP – Beratung wichtigster Faktor
29.01.2015
Neben Falten gehört auch die Alterssichtigkeit zu den untrüglichen Zeichen fürs „Altwerden“. Ab etwa Mitte 40 beginnt die Sehkraft nachzulassen. Am Anfang behelfen sich die Meisten noch, indem sie beim Lesen Zeitung oder Buch weghalten oder die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkneifen. Erst schaffen die kleinen Tricks noch Abhilfe, dann nur noch bei optimalen Lichtverhältnissen und später gar nicht mehr. Spätestens dann sind Betroffene auf Hilfsmittel angewiesen. Neben klassischen Lese- und Gleitsichtbrillen stehen Alterssichtigen heute auch moderne Kontaktlinsen zur Verfügung. Zudem bietet die Augenheilkunde mit verschiedenen Operationsverfahren Alternativen. Dr. Kaweh Schayan-Araghi, Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Augenärzte und medizinischer Leiter der Artemis Augenklinik in Frankfurt stellt die Verfahren vor.
Für Klassiker: Lese- oder Gleitsichtbrille
Lesebrillen stellen scharfes Sehen in der Nähe wieder her. Je nach Eitelkeitsgefühl und stärke der Sehschwäche des Einzelnen, gehören sie zu den kostengünstigen Alternativen, auch wenn sie grundsätzlich dort liegen, wo sie gerade nicht gebraucht werden. „Kommt zur Alterssichtigkeit eine weitere Sehschwäche wie Kurz- oder Weitsichtigkeit oder eine Hornhautverkrümmung, benötigen Patienten zwei Sehhilfen“, erklärt Dr. Schayan-Araghi. „Wer nicht mit zwei Brillen hantieren möchte, benötigt eine Gleitsichtbrille.“ Diese bestehen aus einem unteren Bereich, der die Alterssichtigkeit korrigiert und einem oberen Bereich gegen die andere Sehschwäche. Richtig angepasst, versprechen diese Brillen sehr gutes Sehen – allerdings ist mit Verzerrungen am Rand des Sehfelds zu rechnen. Manche kommen damit nicht klar, haben Kopfschmerzen, sind beim Autofahren davon irritiert oder bekommen Schwindelgefühle.
Für Moderne: Multifokale Kontaktlinsen
Eine erstzunehmende Alternative sind Kontaktlinsen, die Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmungen ausgleichen. Bifokale oder multifokale Varianten, vereinen mehrere Stärken in einer Linse und können so auch Alterssichtigkeit ausgleichen. Ob weiche oder harte Linsen geeignet sind, hängt von der Hornhaut ab und sollte mit einem Augenarzt besprochen werden. Die feinen Kunststoffschalen müssen zudem gewissenhaft gepflegt werden. „Die Eingewöhnungszeit fällt bei beiden Formen etwas länger aus, als bei herkömmlichen Kontaktlinsen“, erläutert Dr. Schayan-Araghi. „Das Gehirn muss sich erst an das neue Sehen gewöhnen.“ Bei längerem Lesen oder Bildschirmarbeiten kann es manchmal ebenfalls zu Kopfschmerzen oder Ermüdungserscheinungen kommen.
Für Unabhängige: operative Korrektur
Wer dauerhaft von Sehhilfen unabhängig sein möchte, kann sich auch operieren lassen. Eine Operation, die eigentlich gegen den Grauen Star hilft, behebt nämlich auch die Alterssichtigkeit. „Dabei ersetzt wir die natürliche Linse durch eine spezielle Multifokallinse“, weiß Dr. Schayan-Araghi. „Der Eingriff zählt zu den sichersten Verfahren in der Medizin.“ Vor allem die moderne Form, die Trifokallinse, korrigiert dann zuverlässig neben dem Nah- und Fernbereich auch den Zwischenbereich. So können Patienten auch gut am Computer, bei dem man einen Abstand von etwa 65 Zentimeter hat, lesen. Diese Linsen haben den Nachteil, dass sie – wenn auch nur sehr geringe – Blendeffekte bei Nacht hervorrufen können. Multifokallinsen können im Gegensatz zu allen anderen Verfahren wirklich den Wunsch nach einem Leben ohne Brille erfüllen. „Am wichtigsten ist heute jedoch eine gute Beratung“, betont Dr. Schayan-Araghi. „Jede Methode hat Vorteile und auch minimale Nachteile, die Arzt und Patient gemeinsam abwägen und mit der persönlichen Situation abgleichen müssen.“ (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.