Veranlagung für Depressionen bei Kindern bereits während Schwangerschaft?
03.02.2015
Dass Einflüsse, denen Frauen während der Schwangerschaft ausgesetzt sind, sich auch auf die Entwicklung ihres Kindes auswirken können, wurde schon in verschiedenen Untersuchungen belegt. Nun wollen Forscher herausfinden, ob durch Immunreaktionen von Schwangeren beim Nachwuchs im späteren Leben Depressionen hervorgerufen werden können.
Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes
Einflüsse, denen Frauen in der Schwangerschaft ausgesetzt sind, können sich auf die Entwicklung ihres Kindes auswirken: Das konnte bereits in zahlreichen Studien belegt werden. Wie der österreichische „Kurier“ online schreibt, gilt es als gesichert, dass Schizophrenie und Autismus bei Kindern durch Infektionskrankheiten schwangerer Mütter verursacht werden können. Der Zeitung zufolge untersucht Prof. Daniela Pollak-Monje Quiroga am Department für Neurophysiologie und Neuropharmakologie der Medizinischen Universität Wien nun in einem dreijährigen Projekt des Wissenschaftsfonds FWF, ob dies auch für Depressionen gilt.
Immunreaktionen während der Schwangerschaft
So sollen zelluläre und molekulare Prozesse, die zu einer solchen Veranlagung führen können, mittels Tiermodell analysiert werden. Erstes Ziel der Arbeit sei, an Mäusen festzustellen, ob depressionsartiges Verhalten im späteren Leben der Kinder tatsächlich durch Immunreaktionen während der Schwangerschaft hervorgerufen werden kann. „Uns interessiert auch, ob eine solche Immunantwort mit einer veränderten Hirnentwicklung zusammenhängt und ob das auf mangelnder Wirkung eines speziellen Wachstumsfaktors beruht. Zusätzlich analysieren wir strukturelle, anatomische, molekulare und funktionelle Veränderungen des Gehirns“, schreibt die Zeitung über die weiteren Ziele der Forscher.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Problemen
Wie der „Kurier“ schreibt, zählen Gemütserkrankungen wie Depressionen zu den häufigsten und schwersten psychischen Problemen. Über die verantwortlichen Vorgänge weiß man aber trotzdem noch immer sehr wenig. Dies ist für Prof. Pollak-Monje Quiroga auch einer der Gründe weswegen für Diagnose und Behandlung solcher Erkrankungen nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Verfügung stehen: „Es gibt für Depressionen kein klinisch objektives Diagnoseinstrument. Wir sind auf das gemeinsame Auftreten verschiedener Symptome als Kriterium angewiesen. Ähnlich steht es um die Behandlung – noch immer werden Substanzen eingesetzt, die auf sogenannte Monoamine, also spezielle Neurotransmitter, wirken. Deren Wirkung wurde vor über 50 Jahren rein zufällig entdeckt, setzt therapeutisch langsam ein und ist von schweren Nebenwirkungen begleitet bzw. ist bei einem großen Anteil der Patienten und Patientinnen völlig unwirksam.“
Drei Jahre dauernde Untersuchung
Die Expertin wird sich in den kommenden drei Jahren mit den zellulären und molekularen Vorgängen befassen, die zu Depressionen führen können, um einen Beitrag zur Verbesserung dieser Situation zu leisten. Allerdings will sie noch einen Schritt weitergehen: „Wir werden uns auch genetische Aspekte anschauen. Es kann sein, dass bestimmte genetische Voraussetzungen dazu beitragen, dass mütterliche Immunantworten in der Schwangerschaft zu einer späteren höheren Veranlagung zu Depressionen führen. Das werden wir klären.“
Stress als Risikofaktor
Im vorvergangenen Jahr hatte eine deutsche Studie darauf hingewiesen, dass wenn Schwangere viel Stressausgesetzt und übermäßig angespannt sind, dies zu einem Risikofaktor für Depressionen beim Kind werden kann. Zu diesem Ergebnis kam damals eine Untersuchung von Prof. Dr. Mathias Schwab, Leiter der AG Fetale Hirnentwicklung und Programmierung von Krankheiten am Universitätsklinikum Jena. Laut dem Neurologen spielt dabei die verfrühte Entwicklung des Traumschlafes von Ungeborenen eine wichtige Rolle. Der Experte hatte seine Erkenntnisse ebenso anhand von Tiermodellen gewonnen. (ad)
Bild: mamiundpapi.de / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.