Steht Deutschland vor einer besonders schweren Grippewelle?
06.02.2015
Jährlich erkranken in Deutschland große Teile der Bevölkerung an Grippe (Influenza), wobei die Schwere der Grippewelle jedoch stark schwanken kann, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Seit der zweiten Kalenderwoche 2015 verzeichnet das RKI einen drastischen Anstieg der gemeldeten Grippefälle. Insbesondere der Süden beziehungsweise Südwesten Deutschlands weist derzeit deutlich erhöhte Infektionszahlen auf. Die Experten erwarten für dieses Jahr insgesamt eine besonders starke Grippewelle.
Den Angaben des RKI zufolge wurden für die fünfte Meldewoche 2015 nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) bislang 2.420 klinisch-labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt und insgesamt seien seit der 40. Meldewoche 2014 knapp 5.700 bestätigte Grippefälle gemeldet worden. So war etwas weniger als die Hälfte der Erkrankungen allein in der letzten Meldewoche zu verzeichnen, was verdeutlicht, wie die Grippewelle derzeit an Fahrt gewinnt. Dies steht möglicherweise auch im Zusammenhang mit dem Impfstoff, der für die Schutzimpfungen verwendet wurde. Denn dieser scheint weniger gut auf die im Umlauf befindlichen Virustypen zu passen.
Grippeimpfstoff nur bedingt geeignet?
Die Zusammensetzung des Impfstoffs sei nur bedingt für die aktuell kursierenden Virusstämme geeignet, berichtet der „NDR“. Dies sei darauf zurückzuführen, dass der Impfstoff jeweils verschiedene Antigene gegen bestimmte Varianten der Influenzaviren beziehungsweise deren Subtypen enthält. Jährlich werde die genaue Zusammensetzung neu festgelegt, wobei mitunter die Viren, welche in der folgenden Saison auftreten, weniger gut mit den enthaltenen Antigenen des Impfstoffs übereinstimmen. So ist die Schutzwirkung des Impfstoffs durchaus variabel. Dennoch rate das RKI vor allem chronisch Kranken, älteren Menschen und medizinischem Personal zu einer Grippeimpfung. Zwar könnten auch geimpfte Menschen erkranken, allerdings verlaufe die Grippe bei ihnen in der Regel milder, berichtet der „NDR“ unter Berufung auf die Angaben des RKI.
Nachweis der Influenzaviren in Rachenabstrichen
Die Sprecherin des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA), Dagmar Ziehm, betonte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), dass die Überwachung der akuten respiratorischen Erkrankungen (Atemwegserkrankungen) auf den Beginn der Grippewelle hindeute. Die virologische Untersuchung eingesendeter Rachenabstriche hat dabei laut Angaben des NLGA in der fünften Kalenderwoche erstmals während der laufenden Saison eine Influenza-Positivrate über 20 Prozent ergeben, was „erfahrungsgemäß den Beginn der epidemischen Phase der Influenza“ markiere. Von den positiven Befunden seien 69 Prozent auf Influenza A(H3N2) entfallen, 25 Prozent auf Influenza A(H1N1)pdm09 und sechs Prozent auf Influenza B, so die Mitteilung des NLGA.
Start der Grippewelle in ganz Europa?
Den Angaben des RKI zufolge ist auch in anderen europäischen Ländern ein Start der Grippewelle festzustellen – vorwiegend in den west- und mitteleuropäischen Ländern. „In 16 Ländern wurde eine weiterhin geringe (niedrigster Wert der Aktivitätseinstufung) und in 18 Ländern eine mittlere Influenza-Aktivität verzeichnet“, so die Mitteilung des RKI. In Albanien, Belgien, Italien und Portugal sei bereits eine hohe Influenza-Aktivität feststellbar. Insgesamt spricht vieles dafür, dass Europa in den kommenden Wochen weiterhin einen massiven Anstieg der Grippeerkrankungen erfahren wird. Auch Deutschland bleibt von diesem Trend voraussichtlich nicht verschont, wobei die Grippewelle dieses Jahr vermutlich deutlich stärker ausfallen wird, als in der Grippesaison 2013/2014. Typische Hinweise auf eine Influenza-Erkrankung können Atemwegsbeschwerden, Fieber, Leistungsschwäche, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen sein. (fp)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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