Erstes deutsches Demenzdorf: Noch Plätze frei
18.02.2015
Die Zahl der Demenzkranken nimmt hierzulande stetig zu. Experten weisen seit längerem darauf hin, dass das Gesundheitssystem nicht ausreichend genug auf die Erkrankung eingestellt ist. In einem Ort, in dem Betroffene betreut werden, sind noch Plätze frei: Im ersten deutschen Demenzdorf südlich von Hannover.
Noch Plätze in Senioreneinrichtung frei
Knapp ein Jahr nach der Eröffnung des ersten deutschen Demenzdorfes sind einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge noch Plätze in der Hamelner Senioreneinrichtung frei. Allerdings ist die Julius Tönebön Stiftung mit der Auslastung von 80 Prozent zufrieden. „Wir sind eigentlich ein lokaler Anbieter und haben jetzt auch Bewohner aus Süd- und Norddeutschland“, erläuterte die Qualitätsmanagerin des Betreibers, Kerstin Stammel. Wie es heißt, erinnert die Wohnanlage „Tönebön am See“ eher an ein Hotel als ein Altenheim.
Vorbild aus den Niederlanden
In einer Hausgemeinschaft leben maximal 13 demenzkranke Senioren zusammen. Sie können sich auf dem umzäunten Gelände frei bewegen. Den Angaben zufolge können diejenigen, die dies wollen, beim Einkaufen im hauseigenen Mini-Supermarkt und beim Kochen helfen. Das niederländische Demenzdorf „De Hogeweyk“ ist Vorbild für die Einrichtung südlich von Hannover. In den Dorf im Nachbarland leben die Bewohner in 23 einstöckigen Bungalows mit kleinen Gärten. Im Zentrum befinden sich ein Supermarkt, ein Friseur und ein Gärtner.
„Kein Disneyland für Demenzkranke“
Nicht alle Menschen befürworten solche Demenzdörfer. So sehen Kritiker die Gefahr, dass Alzheimerkranke dort in einer isolierten Welt leben. „Es darf kein Disneyland für Demenzkranke werden“, meinte der Nürnberger Altersforscher Wolf Dieter Oswald zu dem Konzept. 60 bis 80 Prozent aller Altenheimbewohner sind laut Studien an Demenz erkrankt. Auf ihre Bedürfnisse, wie etwa den Bewegungsdrang, kann allerdings häufig nicht eingegangen werden.
Zahl der Demenzkranken könnte sich verdoppeln
Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zufolge leiden bereits rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz. Die Zahl der Erkrankten könnte sich laut Schätzungen bis zum Jahr 2050 verdoppeln, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt. Gesundheitsexperten meinen, dass eines Tages eine wirksame Therapie zur Verfügung stehen wird, unklar sei wann. Es wird daher immer wieder empfohlen, vorhandene Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. So sei es beispielsweise bekannt, dass die Behandlung von Diabetes und Bluthochdruck das Risiko an einer Demenz zu erkranken senkt. (ad)
Bild: Peter_Pleischl / pixelio.de
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