Patienten mit schwerem Durchfall durch Stuhltransplantation geheilt
20.02.2015
An der Uniklinik Köln ist Infektiologen der Klinik I für Innere Medizin nun die erste erfolgreiche Darmfloraübertragung mit Hilfe von Kapseln gelungen. Zwei Patienten, die infolge einer Clostridium difficile Infektion unter schwerem Durchfall litten, wurden an der Uniklinik Köln „mit Hilfe von verkapselten Bakterien einer gesunden Darmflora“ erfolgreich behandelt, so die Mitteilung der Uniklinik. Das Verfahren eröffne in der Behandlung entsprechender Infektionen gänzlich neue Option. Bislang sei für die Stuhltransplantation stets eine Darmspiegelung erforderlich gewesen, auf die nun dank der Kapseln verzichtet werden kann.
Stuhltransplantation ohne Darmspiegelung
Seit über einem Jahr bietet die Uniklinik Köln nach eigenen Angaben bereits Stuhltransplantationen an. „Um die intakte Darmflora zu übertragen, war bisher allerdings immer eine Darmspiegelung notwendig“, so die Mitteilung des Klinikums. Hierfür musste am Vortag der Transplantation zunächst per Endoskop eine Sonde in den oberen Dünndarm gelegt werden und am Folgetag wurde dann die Flora eines geeigneten Spenders möglichst rasch verarbeitet und verabreicht. „Die genaue zeitliche Abstimmung dieser Abläufe ist nicht immer einfach, zumal sich gerade das Timing der Darmfloraspende natürlich nur schwer beeinflussen lässt“, erläutert die Privatdozentin Dr. Maria Vehreschild. Zudem seien manche Patienten „in einem so schlechten Zustand, dass das Legen der Sonde in Kurznarkose für sie ein gewisses Behandlungsrisiko darstellt.“
Spender für Stuhltransplantationen werden umfassend untersucht
Dank der neuen Verabreichung in Kapselform lasen sich die herkömmlichen Probleme bei der Stuhltransplantation laut Mitteilung der Uniklinik Köln nun umgehen. Mit Hilfe der einfrierbaren Kapseln kann die Behandlung deutlich einfacher und sicherer geplant durchgeführt werden, berichtet die Uniklinik. Zur Herstellung der Kapseln müsse allerdings zunächst ein passender Darmfloraspender gefunden werden, wobei sowohl verwandte Spender als auch Fremde in Frage kommen. Vorab werden die Spender auf ein breites Spektrum an Infektionen getestet – ähnlich wie bei einer Blutspende, berichtet Dr. Maria Vehreschild. „So beugen wir einer eventuellen Ansteckung im Rahmen der Transplantation vor“, erläutert die Expertin weiter.
Ambulante Stuhltransplantationen möglich?
Im Rahmen der Verarbeitung wird die gespendete Darmflora mit Kochsalzlösung verdünnt und anschließend werden die Bakterien der Flora über ein mehrstufiges Filterverfahren isoliert. Es folgen verschiedene Zentrifugationsschritte, bevor die Bakterien in Kapseln abgefüllt werden. s die Mitteilung der Uniklinik. Die Kapseln können im Zweifelsfall auch eingefroren werden, wobei die Zugabe von Glycerol das Absterben der Bakterien während des Gefrierprozesses verhindern und ein rasches Auftauen innerhalb weniger Minuten vor der Einnahme ermöglichen soll. So können die Kapseln über mehrere Monate gelagert werden. Letztlich seien mit Hilfe der Kapseln sogar ambulante Behandlungen denkbar, erklärt Dr. Maria Vehreschild. „Die Möglichkeit der Darmfloraübertragung auf Basis gefrorener Kapseln bietet uns und unseren Patienten eine ganz neue zeitliche Flexibilität und Sicherheit in der Planung und Umsetzung von Darmfloraübertragungen“, so das Fazit der Medizinerin.
Eine amerikanische Forschergruppe hatte vergangenes Jahr bereits das Verfahren der Stuhltransplantation auf Basis von Kapseln beschrieben, doch konnten Patienten in Deutschland bisher nicht von dieser Behandlungsoption profitieren, da sie von deutschen Kliniken nicht angeboten wurde, berichtet die Uniklinik Köln. (fp)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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