Masern: Regierung erwägt Impfpflicht – Opposition ist dagegen
23.02.2015
Der derzeitige Masernausbruch in Berlin sorgt dafür, dass sich Politiker der Bundesregierung erneut für eine gesetzliche Impfpflicht stark machen. Oppositionspolitiker von Linken und Grünen sprechen sich jedoch gegen einen solchen Zwang aus. Die Debatte wird seit Jahren immer wieder erbittert geführt.
Opposition ist gegen Impfpflicht
Die schwarz-rote Regierungskoalition erwägt als Reaktion auf den Masernausbruch in Berlin eine gesetzliche Impfpflicht, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn sagte der „Welt am Sonntag“: „Wenn wir es nicht schaffen, mit verstärkter Aufklärung und Beratung die Impfraten bald zu steigern, sollten wir über eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen nachdenken.“ Auch vom Koalitionspartner SPD wird diese Forderung erhoben, von der Opposition jedoch kritisiert.
Masernausbruch in Berlin
„Wir brauchen jetzt eine konzertierte Aktion von Gesundheitspolitikern aller Parteien und von den Ärzteverbänden, um eine große Impfwelle in Gang zu setzen“, meinte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach gegenüber der Zeitung. Falls es nicht gelinge, die Impfbereitschaft zu steigern, dann „muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein“. Dem Bericht zufolge wurden in Berlin in diesem Jahr schon 447 Masernfälle gemeldet und damit mehr als bundesweit im gesamten vergangenen Jahr. Vor kurzem haben sich daher auch Kinder- und Jugend-Ärzte für Impfschutz stark gemacht.
Bundesgesundheitsminister kritisiert Impfgegner
Impfgegner wurden von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) scharf kritisiert. „Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos“, sagte der Minister dem Blatt. „Wer seinem Kind den Impfschutz verweigert, gefährdet nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere – das kann zu schweren Gesundheitsschäden führen.“ Von der Opposition werden die Überlegungen für eine Impfpflicht jedoch abgelehnt. „Impfzwang kann nicht die richtige Antwort sein“, erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, in der „Saarbrücker Zeitung“ vom Montag.
Viele Deutsche für eine Impfpflicht
Stattdessen würden Transparenz und Aufklärung zu guten Impfraten führen. Die Grünen-Politikerin meinte, dass wenn „offen und ehrlich“ über Vorteile und Risiken von Schutzimpfungen informiert werde, dann sei auch mit einer größeren Bereitschaft dazu in der Bevölkerung zu rechnen. Der Gesundheitsexperte der Linksfraktion, Harald Weinberg, lehnte einen gesetzlichen Impfzwang ebenfalls ab. Gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ sagte er, dass "das Selbstbestimmungsrecht der Eltern weiter gelten" müsse. Der Großteil der deutschen Bevölkerung ist jedoch offenbar für eine Impfpflicht. So zeigte eine Umfrage des Forsa-Instituts, die im vergangenen Jahr im Auftrag des Magazins „Stern“ durchgeführt wurde, das sich 67 Prozent der Bundesbürger „für eine allgemeine Pflicht zur Impfung“ aussprachen.
Erkrankung kann tödlich enden
Die Debatte ist nicht neu. Seit Jahren werden zum Thema Masern-Impfpflicht Pro und Contra Argumente ausgetauscht. Impfgegner weisen beispielsweise auf mögliche Nebenwirkungen einer Immunisierung wie Hautrötungen, Schwellungen, Fieber oder leichter Juckender Hautausschlag hin. Befürworter meinen jedoch, dass diese im Vergleich zu den Effekten einer Masern-Erkrankung kein Vergleich sind. Die hochansteckende Virusinfektion sollte keinesfalls als harmlose Kinderkrankheit abgetan werden. Bei der Krankheit kommt es zunächst zu grippeähnliche Symptomen, wie Fieber, Husten, Schnupfen oder einer Bindehautentzündung. Dann kommt der typische Hautausschlag hinzu. Durch das geschwächte Immunsystem können zudem Komplikationen wie eine Mittelohrentzündung oder Durchfall auftreten. Und in manchen Fällen kann es sogar zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungen- oder Gehirnentzündungen kommen. (ad)
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