Bereits moderate körperliche Aktivität reduziert das Herzinfarktrisiko
Eine Langzeitstudie zeigt, dass bereits moderate Bewegung bei Senioren ausreicht, um die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit deutlich zu reduzieren. Wissenschaftlern zufolge ist der Schutzeffekt durch körperliche Aktivitäten „dosisabhängig“.
Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um mehr als 50 Prozent reduziert
Gesundheitsexperten warnen immer wieder vor Bewegungsmangel. Manche Fachleute meinen, er sei zum Beispiel sogar schädlicher fürs Herz als rauchen. Dass Bewegung positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, zeigt nun auch eine Langzeitstudie aus Finnland.
Die finnische Geriaterin Prof. Riitta Antikainen von der „University Oulu“ berichtete auf einer Pressekonferenz des Europäischen Kardiologiekongresses (ESC) in Rom, dass moderate körperliche Aktivität bei Menschen über 65 Jahren die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um mehr als 50 Prozent und die Risiken eines akuten Ereignisses um mehr als 30 Prozent verringert.
Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Laut einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ergab die Auswertung der über zwölf Jahre laufenden National FINRISK Studie mit fast 2.500 Teilnehmern im Alter von 65 bis 74 Jahren, dass ein höheres körperliches Aktivitätsniveau bessere Ergebnisse lieferte.
Wie die Forscherin erklärte, sei die Bedeutung der körperlichen Aktivität in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen im arbeitsfähigen Alter gut bekannt, doch man wisse relativ wenig über die Auswirkungen regelmäßiger körperlicher Aktivität bei älteren Menschen.
Sport kann das Leben verlängern
In der Vergangenheit konnten Studien zeigen, dass auch Sport im hohen Alter das Leben verlängern kann. So berichteten Forscher vor einigen Jahren in der Fachzeitschrift „British Journal of Sports Medicine“, dass regelmäßige und in Maßen praktizierte körperliche Anstrengungen, die Chancen auf einen Lebensabend ohne chronische und physische Einschränkungen, um das siebenfache erhöhen können.
Auf die Dosis kommt es an
Prof. Antikainen erklärte, dass es auf die Dosis ankommt: „Der Schutzeffekt durch körperliche Freizeitaktivitäten ist dosisabhängig, mit anderen Worten, je mehr man macht, desto besser. Solche Aktivitäten haben auch eine Schutzwirkung, wenn andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen, zum Beispiel hohe Cholesterinwerte“, so die Expertin.
„Körperliche Aktivitäten können im Alter eine größere Herausforderung darstellen. Wichtig ist, ausreichend sichere körperliche Aktivitäten zu betreiben, um im Ruhestand gesund zu bleiben.“
Experten raten hier oft, dass Senioren viele Sportarten ausprobieren sollten, um die für sie passende zu finden.
Gesundheits-bezogenes Verhalten
Den Angaben zufolge schlossen die Baseline-Daten zu Studienbeginn Antworten auf Fragebögen über körperliche Aktivitäten und anderes Gesundheits-bezogenes Verhalten ein, ebenso wie klinische Daten (Blutdruck, Gewicht und Körpergröße) und Laborwerte einschließlich Cholesterin.
Die Studienteilnehmer wurden bis 2013 beobachtet, Todesfälle und ihre Ursachen wurden ebenso systematisch registriert wie Herz-Kreislauf-bedingte Ereignisse durch die Auswertung des Krankenhaus-Entlassungsregisters.
Auch alltägliche körperliche Betätigungen sind sinnvoll
Die körperlichen Aktivitätsniveaus wurden von den Wissenschaftlern in niedrig (Lesen, Fernsehen oder leichte Hausarbeiten), moderat (Gehen, Fahrradfahren, Gärtnern für zumindest vier Stunden pro Woche) oder hoch (Joggen, Skifahren, Gymnastik, Schwimmen, schwere Gartenarbeiten sowie intensives sportliches Training für zumindest drei Stunden wöchentlich) unterteilt.
Der Pressesprecher der DGK, Prof. Dr. Eckart Fleck, fasste zusammen: „Die Studie bestätigt Alters-unabhängig die Bedeutung ausreichender körperlicher Aktivität für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Es muss nicht immer Joggen sein, auch alltäglichere körperliche Betätigungen sind sinnvoll. Natürlich sollte das Ausmaß der Aktivitäten dem individuellen Gesundheitszustand angepasst sein.“ Laut dem Experten lasse sich diese Anpassung etwa durch die Registrierung der Herzfrequenz steuern und überwachen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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