Neue Studien: Alkohol schützt Herz doch nicht
Zwar gilt ein moderater Alkoholkonsum in unserem Kulturkreis seit langem als Schutz gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, doch laut Wissenschaftlern ist ein gesundheitlicher Vorteil durch Wein und Co. nicht belegt. Neue Studie zeigen, dass auch moderater Alkoholkonsum offenbar keine herz- und gefäßschützende Funktion hat.
Ist moderater Alkoholkonsum gesund?
In einem alten Sprichwort heißt es: „Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren“. Dabei ist lange bekannt, dass Alkohol das Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Bluthochdruck, Fettleber oder verschiedene Krebsarten erhöht. Allerdings kamen verschiedene Studien zu dem Schluss, dass Alkohol – in Maßen – als Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen dienen kann. Darüber, ob moderater Alkoholkonsum wirklich gesund ist, streiten sich Wissenschaftler seit Jahren.
Positive Effekte von Alkohol widerlegt
Britische Forscher veröffentlichten im vergangenen Jahr im Fachmagazin „British Medical Journal“ eine Studie, die positive Effekte von Alkohol widerlegte. Und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) berichtete nun, dass auch eine Reihe von Studien, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom vorgestellt wurden, zu dem Ergebnis kommen, dass niedriger bis moderater Alkoholkonsum offenbar doch keine herz- und gefäßschützende Funktion hat.
Kein signifikant günstiger Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Sterblichkeit
Laut den Experten lieferte eine über 20 Jahre laufende dänische Studie mit fast 19.000 Krankenschwestern („The danish nurses’ cohort study“) nach der Bereinigung um Gesundheits-, Lebensstil- und psychosoziale Faktoren keine Hinweise auf einen signifikanten günstigen Zusammenhang zwischen niedrigem oder moderatem Alkoholkonsum und der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit.
Die Studienautoren fanden auch keinen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigem bis mittlerem Alkoholkonsum mit den separaten Endpunkten Schlaganfall und Herzinfarkt.
Gesamt-Plaque-Volumen hat sich nicht verändert
In einer Studie aus Israel und den USA wurde der Einfluss moderaten Alkoholkonsums auf das Fortschreiten der Atherosklerose der Halsschlagader (Karotis) bei Patienten mit gut kontrolliertem Diabetes Typ 2, die ansonsten keinen Alkohol zu sich nahmen, untersucht.
Während der zweijährigen Untersuchungsdauer der sogenannten CASCADE-Studie wurden die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten täglich entweder 150 Milliliter Mineralwasser, Weißwein oder Rotwein.
Den Angaben zufolge hielten alle Studienteilnehmer eine mediterrane Diät ohne Beschränkung der Kalorienzahl ein. Zu Studienbeginn und nach zwei Jahren wurden das Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader und das Gefäßwandvolumen von 174 Patienten mittels 3D-Ultraschall gemessen.
Bei der Erstuntersuchung wurde demnach bei 55 Prozent der Teilnehmer Plaque in der Halsschlagader gefunden. Das durchschnittliche Gesamt-Plaque-Volumen veränderte sich während der zwei Jahre allerdings in keiner der drei Gruppen.
Weitere Untersuchungen sollten folgen
„Wir konnten in unserer zweijährigen Studie keine signifikante Wirkung des Weinkonsums auf die Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader oder das Gefäßwand-Volumen in der Gesamtgruppe feststellen“, fassten die Studienautoren zusammen.
„Der schwache Hinweis auf die etwas stärkere Verringerung des Gesamt-Plaque-Volumens der Halsschlagader durch Weinkonsum bei den Patienten, die zu Studienbeginn das größte Plaque-Volumen aufwiesen, sollte in größeren Studien weiter untersucht werden.“
Für die Herzgesundheit braucht man keinen Alkohol
„Es gibt immer wieder Berichte über den positiven Einfluss eines moderaten Konsums von unterschiedlichen alkoholischen Getränken, insbesondere von Wein, auf die Herz- und Gefäßgesundheit. Andere Studien wiederum konnten diese günstige Wirkung nicht bestätigen.
Eine mögliche schädliche Wirkung maßvollen Weintrinkens auf die Herzgesundheit ließ sich allerdings auch nicht stichhaltig und zweifelsfrei belegen. Unklar sind auch die vielfach behaupteten Mechanismen eines möglichen Herzschutzes“, sagte DGK-Pressesprecher Prof. Dr. Eckart Fleck.
„Wer also etwas für seine Herzgesundheit tun möchte, braucht dafür keinen Alkohol zu trinken. Starker Alkoholkonsum kann sich negativ auf viele Organe unseres Körpers auswirken, auch auf das Herz zum Beispiel durch Rhythmusstörungen oder Pumpschwäche, und sollte jedenfalls vermieden werden.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.