Heuschnupfen und Pollenallergie: Ambrosia könnte Zahl der Allergiker verdoppeln
Heuschnupfen zählt schon jetzt zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. Experten zufolge könnte die Zahl der Allergiker in den kommenden Jahrzehnten enorm zunehmen. Der Grund dafür sind vor allem Ambrosia-Pollen. Das aus Nordamerika eingeschleppte Kraut findet aufgrund des Klimawandels mittlerweile auch hierzulande geeignete Wachstumsbedingungen vor.
Ambrosia-Pflanze breitet sich immer weiter aus
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zählt Heuschnupfen zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. In Zukunft werden allerdings noch viel mehr Menschen durch den Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Kräutern in ihrer Gesundheit beeinträchtigt werden. Wissenschaftlern zufolge könnte sich die Zahl der Menschen, die wegen Ambrosia-Pollen an Heuschnupfen leiden, in 35 Jahren mehr als verdoppeln.
Schon seit Jahren wird auf die massive Ausbreitung der Ambrosia-Pflanze hingewiesen. Das aus Nordamerika eingeschleppte Kraut findet mittlerweile auch hierzulande geeignete Wachstumsbedingungen vor.
Zahl der Heuschnupfen-Geplagten könnte sich verdoppeln
Millionen Europäer werden durch den Klimawandel neue Heuschnupfen-Wellen erleben
Der Klimawandel könnte laut einer aktuellen Untersuchung in Zukunft „für Millionen Menschen neue Heuschnupfen-Welle auslösen“, so die aktuelle Mitteilung der MedUni Wien. Die Anzahl der Menschen, die aufgrund von Ragweed-Pollen (Ambrosia, Traubenkraut) an Heuschnupfen leiden, werde sich in nur 35 Jahren verdoppeln – und zwar von derzeit 33 auf 77 Millionen, so das Ergebnis eines EU-Forschungsprojekt unter maßgeblicher Mitarbeit von Wissenschaftler der MedUni Wien.
In dem jetzt veröffentlichten Bericht zu dem FP7-EU Projekt „Atopica“ wird ein drastischer Anstieg der Pollenbelastung im Zuge des Klimawandels prophezeit. Dies werde bei „Millionen von Menschen in ganz Europa eine neue Heuschnupfen-Welle auslösen“, so die Mitteilung der MedUni Wien.
Der Klimawandel ist nach Einschätzung der Forscher für zwei Drittel des Anstiegs der Ragweed-Pollenbelastung verantwortlich. „Höhere Ragweed-Pollen-Konzentrationen und eine längere Ragweed-Pollen-Saison können auch den Schweregrad der Symptome verstärken“, erläutern die Wissenschaftler.
Künftig 77 Millionen Menschen betroffen
Ragweed breitet sich im Zuge des Klimawandel auch in Deutschland immer stärker aus. Die Pollen sind laut Aussage der Forscher ein „weitverbreitetes Allergen“ und „eine einzige Pflanze kann etwa eine Milliarde von Pollenkörnern pro Saison produzieren.“ Im Rahmen des Forschungsprojektes haben die Wissenschaftler „Karten mit den geschätzten Ragweed-Pollenzählungen während der Pollensaison erstellt und diese mit den Daten kombiniert, etwa wo Menschen wohnen und wie stark die Allergiebelastung in der Bevölkerung ist“, berichtet die MedUni Wien. Daraus geht hervor, dass sich die Anzahl der betroffenen Menschen bis zum Jahr 2050 höchstwahrscheinlich von 33 auf 77 Millionen Menschen mehr als verdoppeln wird.
Problem für die öffentliche Gesundheit
„Die Ragweed-Pollenallergie wird zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit quer durch ganz Europa und breitet sich auch in Gegenden aus, wo dies derzeit noch selten der Fall ist“, betont Michelle Epstein, Atopica-Koordinatorin der MedUni Wien. Die Medizinerin von der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien warnt vor den Folgen für Allergiker. „Heuschnupfen ist ein allergischer Zustand, von dem bereits rund 40 Prozent der EuropäerInnen irgendwann einmal in ihrem Leben betroffen sind“, so der Hinweis der MedUni Wien.
Betroffene reagieren allergisch auf bestimmte Pollen wie Baumpollen, Gräserpollen oder Kräuterpollen. Augenjucken, Niesattacken, Schnupfen, tränende Augen, Husten und Atemnot sind typische Folgen. Auch fühlen sich Betroffene häufig schlapp und müde. Infolge der Pollenallergie kann sich darüber hinaus unter Umständen Asthma entwickeln.
Vielen Betroffenen hilft die sogenannte Hyposensibilisierung. Doch auch in der Naturheilkunde stehen unterschiedliche Methoden zur Behandlung zur Verfügung, wie Akupunktur, Hypnose, Eigenbluttherapie und Darmsanierung. Zur Linderung der Symptome werden unter anderem Augentropfen und Nasensprays eingesetzt.
Erstmals Auswirkungen des Klimawandels auf die Pollenallergie untersucht
„Pollenallergie ist weltweit ein großes Problem im öffentlichen Gesundheitswesen, und man weiß noch nicht genau, auf welche Art und Weise sich der Klimawandel hier auswirken wird“, resümieren die Wissenschaftler der MedUni Wien. Das aktuelle Forschungsprojekt sei „die erste Studie, um abzuschätzen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Pollenallergie haben könnte.“ Untersucht wurden einerseits die potenziellen Auswirkungen auf die Verbreitung von Ragweed-Pflanzen, Pflanzenproduktivität, Pollenproduktion und -ausbreitung. Anderseits überprüften die Forscher, welche Auswirkungen sich hieraus auf die Allergien in Europa ergeben.
Pollenflug-Saison bis Mitte Oktober
„Das Problem wird sich in Ländern mit einem bereits existierenden Ragweed-Problem, wie in Ungarn und Kroatien, möglicherweise noch verstärken, aber auch in Deutschland, Polen und Frankreich“, berichtet Michelle Epstein von den Studienergebnissen. Durch die steigenden Pollen-Konzentrationen und eine längere Ragweed-Pollensaison werde auch der Schweregrad der Symptome zunehmen. Den aktuellen Prognosen zufolge werde die Ragweed-Saison in den meisten Teilen Europas von Mitte September bis Mitte Oktober andauern.
Massive Kosten der Allergie-Erkrankungen
Die Wissenschaftler verweisen außerdem auf die Kosten, die mit den Allergie-Erkrankungen verbunden sind.„Die jährliche, wirtschaftliche Belastung in der EU wird derzeit bereits auf 55 bis 151 Milliarden Euro geschätzt, eine immer höhere Pollenbelastung wird noch höhere Kosten verursachen“, so Epstein. Durch das richtige „Management“ dieser invasiven Pflanze könnte die Anzahl der Menschen, die davon betroffen sind, auf etwa 52 Millionen gesenkt werden, so die Expertin weiter.
Bei einer unkontrollierten, sehr schnellen Ausbreitung der Pflanzeninvasion könne die Anzahl der betroffenen Menschen jedoch auch auf ungefähr 107 Millionen ansteigen. Die Kontrolle von Ragweed sei daher enorm wichtig für das öffentliche Gesundheitswesen und auch wesentlich als Anpassungsstrategie gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
Laut Michelle Epstein ist darüber hinaus zu bedenken, „dass sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht auf Ragweed beschränken und dass eine ganze Reihe von anderen pollenproduzierenden Pflanzenarten möglicherweise auch davon betroffen ist.“ Das aktuelle Forschungsprojekt biete hier einen guten Rahmen für andere Studien, „die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pollenallergie bei anderen Pflanzenarten untersuchen.“ (fp, ad)
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