Neue Behandlungsmethode gegen Alzheimer erfolgreich getestet
Seit Jahren suchen Forscher nach Möglichkeiten zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Immer wieder wurden zwischenzeitig vermeintliche Erfolge gemeldet, doch ein wirklicher Durchbruch ist bislang nicht gelungen. Ein möglicher Behandlungsansatz ist der Abbau der schädlichen Eiweißablagerungen im Gehirn der Betroffenen mit Hilfe bestimmter Arzneien. Hier scheint nun tatsächlich ein Wirkstoff gefunden, mit dem die schädlichen Amyloid-Ablagerungen im Hirn von Alzheimer-Patienten reduziert werden können. Der Antikörper Aducanumab hat in den ersten klinischen Studien am Menschen bereits seine Wirkung gezeigt.
„Der entwickelte Antikörper Aducanumab führt bei Patienten mit frühen Formen von Alzheimer zu einer deutlichen Abnahme der schädlichen Beta-Amyloid-Plaques“, so die Mitteilung der Universität Zürich (UZH). Gemeinsam mit Wissenschaftler aus den USA haben Schweizer Forscher den Einsatz von Aducanumab bei Alzheimer-Patienten untersucht, mit durchaus überzeugenden Ergebnissen. Über ihre Studie berichten die Forscher in dem Fachmagazin „Nature“. Zwar seien noch die Resultate weiterer laufender Studien abzuwarten, doch hoffen die Wissenschaftler auf einen baldigen Einsatz der Antikörper als Arzneimittel gegen Alzheimer.
Abbau der Amyloid-Ablagerungen im Gehirn
Gemeinsam mit dem US-Biotechnologieunternehmen Biogen aus Cambridge und weiteren Beteiligten haben die UZH-Forscher die Wirkung von Aducanumab bei 165 Patientinnen und Patienten mit Alzheimer im Frühstadium in einer klinischen Phase Ib-Studie getestet. Ziel der Behandlung war ein Abbau der Amyloid-Plaques, welche für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen sind und für das allmähliche Absterben der Hirnzellen verantwortlich gemacht werden. Durch die einjährige Therapie mit dem Antikörper im Rahmen der Studie wurden die Beta-Amyloid-Plaques im Hirn der Patientinnen und Patienten praktisch vollständig beseitigt, berichtet die UZH.
Verbesserung der klinischen Symptome
Den Forschern ist der Nachweis gelungen, „dass ein menschlicher monoklonaler Antikörper genannt Aducanumab gezielt an die krankheitsverursachenden Hirnablagerungen bindet, was zu deren Entfernung durch Mikrogliazellen führt“, so die Mitteilung der Universität Zürich. In ihrer Studie haben die Wissenschaftler auch untersucht, wie sich die Therapie auf die Krankheitssymptome auswirkt. Hierfür wurden standardisierte Fragebögen verwendet, mit denen die kognitiven Fähigkeiten oder Alltagsaktivitäten der Patienten ermittelt werden können. Laut Professor Dr. med. Roger M. Nitsch vom Institut für Regenerative Medizin an der UZH zeigte Aducanumab „auch bei den klinischen Symptomen gute Resultate.“
Verlust der kognitiven Fähigkeiten größtenteils gestoppt
Den Angaben von Prof. Nitsch zufolge war die Wirkung des Antikörpers beeindruckend und der Effekt sei abhängig von der Dosierung und Dauer der Therapie aufgetreten. Bei Verabreichung der höchsten Antikörperdosis waren nach einem Jahr praktisch keine Beta-Amyloid-Plaques mehr nachweisbar. Zudem stellen die Forscher fest, dass sich bei den Probanden der Placebogruppe die geistigen Fähigkeiten signifikant verschlechterten, während sie bei den Patienten mit der höchsten Antikörperdosis deutlich stabiler blieben. Der Verlust der kognitiven Fähigkeiten konnte nach einjähriger Behandlung mit Aducanumab im Vergleich zur Placebogruppe größtenteils gestoppt werden, so die Mitteilung der UZH.
Laufende klinische Studien
In zwei großen klinischen Studien der Phase III wird derzeit die Sicherheit und Wirksamkeit des Antikörpers an insgesamt 2.700 Freiwilligen mit beginnender Alzheimer-Erkrankung weiter evaluiert, berichtet die Universität Zürich. Hierbei werden in mehr als 300 beteiligten Zentren in 20 Ländern Nordamerikas, Europas und Asiens entsprechende Untersuchungen vorgenommen. „Durch die enge Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden hoffen wir, so schnell wie möglich eine wirksame Behandlungen für Patienten, die von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind, zur Verfügung stellen zu können“, betont Alfred Sandrock in einer Mitteilung des Biotechnologieunternehmens Biogen. (fp)
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