Nach drei Todesfällen: Verbot des Heilpraktikerberufs „eine Möglichkeit“
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat nach den drei Todesfällen unter Patienten eines alternativen Krebszentrums einen besseren Schutz vor Heilpraktikern gefordert. Er meinte sogar, dass das Verbot des Berufsstandes „eine Möglichkeit“ sei. Ein Heilpraktiker-Verband forderte Kollegen zu gesetzeskonformem Arbeiten auf.
Möglichkeit eines Verbots des Heilpraktikerberufs
Nach den drei tödlich verlaufenden Krebstherapien von Patienten des alternativen Krebszentrums Brüggen (Niederrhein) ist der Heilpraktiker-Berufsstand in die Kritik geraten. Jetzt fordert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sogar einen besseren Schutz vor Heilpraktikern. In einem Interview meinte er, es sei „eine Möglichkeit“, den Heilpraktikerberuf ganz zu verbieten.
Drei Krebspatienten nach fragwürdiger Behandlung gestorben
Ende Juli waren drei Patienten nach einer fragwürdigen Behandlung in einem alternativen Krebszentrum im niederrheinischen Dorf Brüggen-Bracht gestorben. Sie waren mit dem Präparat „3-Bromopyruvat“ behandelt worden. Die Verwendung des Mittels ist zwar nicht unzulässig, aber umstritten. Es ist noch nicht klar, ob der Tod der Krebspatienten durch das Präparat verursacht wurde.
Nach den Vorfällen häufte sich die Kritik an Heilpraktikern im Allgemeinen. So kritisierte etwa NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne), dass sich jeder ohne jegliche Ausbildung für die Prüfung anmelden könne. Das Gesetz aus dem Jahr 1939 müsse reformiert werden.
„Eine riesige Blackbox“
Karl Lauterbach geht mit seiner Kritik deutlich weiter. Wie die Nachrichtenagentur dts berichtet, sagte der SPD-Gesundheitsexperte in einem Interview mit dem „Spiegel“: „Wir haben eine riesige Rechtslücke.“
Er meinte: „Die über 40.000 Heilpraktiker in Deutschland dürfen alles einsetzen, was nicht nachgewiesenermaßen schädlich ist. Wir wissen nichts über das medizinische Wissen dieser Leute, nichts über ihre Methoden, nichts über die Komplikationen ihrer Therapien. Es ist alles eine riesige Blackbox.“
Heilpraktiker-Behandlungen dokumentieren
Der Experte hält „nichts“ von der Idee der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Steffens, dass Heilpraktiker in Zukunft ein Studium absolvieren sollten: „Ich warne sogar vor der Pseudoaufwertung dieses Berufs“, sagte Lauterbach gegenüber dem Nachrichtenmagazin.
„Warum sollte man ein Fach mit einem universitären Abschluss belohnen, das sich nicht an die Regeln der Wissenschaft hält? Ich bin ja auch gegen einen Master in Astrologie oder Alchemie.“ Er forderte stattdessen, Register einzuführen, in denen Heilpraktiker-Behandlungen dokumentiert werden: „Das wäre ein erster Schritt, Licht ins Dunkel zu bringen.“
Für Lauterbach sei es sogar „eine Möglichkeit“, den Heilpraktikerberuf ganz zu verbieten. Allerdings glaube er nicht, dass so ein Verbot rechtlich durchsetzbar wäre. „Und man würde die Heilpraktiker zu Märtyrern machen, zu vermeintlichen Opfern der Pharmaindustrie.“
Sehr verantwortungsvolles Arbeiten
Lauterbach registrierte offenbar nicht, dass auch Heilpraktiker Kritik an den Methoden des sogenannten alternativen Krebszentrums äußerten. So schrieb der Bund Deutscher Heilpraktiker (BDH) in einer Mitteilung: „Wir Heilpraktiker sollten unsere Bemühungen stets komplementär, niemals jedoch als Krebsbehandlung oder als „alternative Krebstherapie“ verstehen oder unseren Patienten gegenüber so kommunizieren. Es gibt derzeit keine gesicherte Alternative zur Schulmedizin und es wäre gesetzwidrig anderes zu bewerben.“
Die Todesfälle nach der Behandlung in Brüggen-Bracht seien „nicht nur tragisch, sondern für die Angehörigen ein großes Leid, das nicht wieder gut zu machen ist“. Wenn sich die Vorwürfe als zutreffend erweisen sollten, wäre dies allerdings ein Einzelfall, „da Heilpraktiker in ihrer Gesamtheit ebenso verantwortungsvoll arbeiten, wie andere Berufe im Gesundheitssystem, vielleicht sogar ein kleines bisschen vorsichtiger“. Dies belegen „extrem niedrige Schadensquoten in der Berufshaftpflichtversicherung“, die sehr deutlich unter der Quote anderer Berufe liegen.
Der Verband forderte die Kollegen trotzdem auf: „Arbeiten Sie weiterhin gesetzeskonform, halten Sie Qualitätsstandards ein und denken Sie bei allem was sie tun, dass Sie Ihre Sorgfaltspflicht beherzigen.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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