Sepsis: Experten warnen vor weiterer Zunahme von Blutvergiftungen
Kaum eine Krankheit wird so unterschätzt wie die Sepsis, auch Blutvergiftung genannt. Laut Experten ist sie die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Diese Woche beginnt ein weltweiter Kongress von Sepsis-Fachleuten. Die Vorträge dazu werden online gehalten.
Sepsis wird unterschätzt
Kaum eine Krankheit wird in Deutschland so unterschätzt wie die Blutvergiftung. Nicht nur Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann eine Sepsis treffen, auch für Gesunde besteht Gefahr. Oft reicht schon ein kleiner Alltagsunfall.
Wissenschaftler haben nun vor einer weiteren Zunahme der Sepsis-Erkrankungen gewarnt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa erklärte der Vorsitzende der Globalen Sepsis Allianz, Konrad Reinhart, in Jena, dass die Sepsis-Rate in den Industrienationen während der vergangenen Jahre stetig angestiegen sei.
Mehr Aufklärung gefordert
„Inzwischen sterben dort mehr Menschen an einer Sepsis als an Darm- und Brustkrebs zusammen“, so Reinhart, der jahrelang Leiter der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ) war.
Experten fordern schon seit langem mehr Aufklärung in Hygiene-Fragen, Impfprogramme für Risikopatienten sowie eine bessere Schulung von medizinischem Personal, um eine Sepsis eher zu erkennen und richtig zu behandeln. Außerdem müsse laut Fachleuten ein internationales Sepsis-Register eingerichtet werden.
Grippeähnliche Symptome
Weil die Symptome denen einer Grippe ähneln, ist eine Sepsis häufig nicht leicht zu erkennen. Beschwerden, die bei einer Erkrankung auftreten können, umfassen unter anderem Fieber, Schüttelfrost, beschleunigter Puls, schnellere Atmung, niedriger Blutdruck und Herzrasen. Oft fühlen sich Erkrankte zudem stark entkräftet und haben einen unruhigen Schlaf.
Es gebe allerdings keine eindeutigen Krankheitszeichen für eine Blutvergiftung, alle Symptome können auch jeweils auf eine andere Krankheit hinweisen. Wenn aber mehrere der Anzeichen zusammen auftreten, sollte im Zweifelsfall die Notaufnahme eines Krankenhauses aufgesucht werden.
Dritthäufigste Todesursache in Deutschland
Durch gefährliche Blutvergiftungen besteht nämlich Lebensgefahr. Wie Reinhart schon vor Jahren erklärte, „ist Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland“. Im Ernstfall kommen Patienten auf eine Intensivstation, wo sie sofort ein Antibiotikum erhalten. Zudem wird dort in der Regel versucht, Kreislauf und Blutdruck zu stabilisieren, damit die Organe nicht versagen.
Außerdem bekommen Sepsis-Patienten auch große Mengen Flüssigkeit über die Venen und Sauerstoff sowie eventuell Medikamente verabreicht. Herz, Kreislauf und Atmung müssen ständig überwacht und der Entzündungsherd gefunden werden, um ihn behandeln zu können.
Kongress komplett online
Am Donnerstag, den 8. September, beginnt ein weltweiter Kongress von Sepsis-Experten. Der Kongress wird komplett online stattfinden. Personen, die die Vorträge und Diskussionsrunden im Internet live verfolgen wollen, können sich kostenlos registrieren. Reinhart zufolge haben sich bisher bereits rund 10.000 Organisationen und Einzelpersonen angemeldet. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.