Die meisten alten Menschen verursachen weniger Unfälle als junge Menschen
Sicherlich haben Sie auch schon gehört, dass ältere Menschen am Steuer eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Aber ist diese Aussage auch wirklich zutreffend? Forscher fanden jetzt heraus, dass ältere Fahrzeugführer keine besondere Gefahr für den Straßenverkehr sind. Ältere Menschen verursachen keinesfalls mehr schwere Unfälle als junge Fahrer.
Die Wissenschaftler der Swansea University stellten bei einer Untersuchung fest, dass ältere Fahrzeugführer keine besondere Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Ältere Menschen sind sogar seltener an Verkehrsunfällen beteiligt als jüngere Fahrer. Die Experten veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie.
Keine besondere Gefahr durch ältere Autofahrer
Alte Leute sehen und hören beispielsweise schlechter und sollten deswegen nach Ansicht vieler Menschen keine Fahrzeugführer mehr sein. Ältere Fahrer bauen mehr Unfälle und sind eine Gefahr für den Straßenverkehr. Dies sind weitverbreitete Vorteile der Gesellschaft. Diese Aussagen sind allerdings nicht richtig. Ältere Menschen sind keineswegs gefährlichere oder schlechtere Fahrer, sagen die Mediziner.
Alte Fahrer verursachen bis zu viermal weniger Unfälle als junge Fahrer
Die Analyse der Daten über Verkehrsunfälle hat gezeigt, dass Fahrer im Alter von 70 Jahren drei bis vier mal weniger Unfälle verursachen als 17 bis 21 jährige Männer. Ältere Fahrer machten die meisten Fehler beim rechts abbiegen und bei Überholmanövern, erläutern die Mediziner. Jüngere Fahrer waren eher an Vorfällen beteiligt, bei denen sie viel zu schnell fuhren und dann die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren.
Druck von anderen Verkehrsteilnehmern drängt alte Menschen zu Fehlern
Häufige gefährliche Situationen durch ältere Fahrer sind im Allgemeinen kein Problem, erklärt Professor Charles Musselwhite von der Swansea University. Ältere Menschen sind zwar häufiger in einen Unfall verwickelt als die sichersten Fahrer der Kohortenstudie. Allerdings verursachen die älteren Fahrer auch weniger Unfälle als sehr junge Fahrer. Ältere Menschen neigen dazu, dass sie mehr Fehler machen, wenn sie unter dem Druck von anderen Verkehrsteilnehmern stehen. Trotzdem sind die Fahrer mit den meisten Unfällen junge Männer, sagen die Autoren. Tatsächlich verursachen 17 bis 21-jährige Männer drei bis vier mal häufiger einen Unfall als 70-jährige Fahrer.
Viele ältere Fahrer machen die selben Fehler
Ältere und jüngere Fahrer sind auch an verschiedenen Arten von Unfällen beteiligt, sagen die Wissenschaftler. Jüngere Männer verursachen oft Unfälle, welche durch zu hohe Beschleunigung ausgelöst werden. Dabei verlieren die Fahrer dann die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Die Folgen sind meist schwerwiegend. Ältere Fahrer verlieren zwar auch die Kontrolle über ihr Fahrzeug aber meist mit viel geringeren Auswirkungen, erklären die Autoren. Ältere Menschen sind auch eher in Unfälle mit anderen älteren Fahrern verwickelt. Das deutet darauf hin, dass ältere Fahrer generell ganz ähnliche Fehler machen.
Alte Menschen fahren langsamer und vorsichtiger
Ältere Fahrzeugführer kompensieren ihre rückläufigen Fähigkeiten indem sie generell vorsichtiger fahren, erläutern die Mediziner. Diese Menschen fahren beispielsweise langsamer und lassen größere Lücken. Das könnte auch mit fehlender Risikobereitschaft zu tun haben. Eine andere Studie ergab bereits, dass ältere Menschen wegen Gehirnveränderungen weniger risikobereit sind. Es gab schon Diskussionen über die Verkehrssicherheit und die erneute Prüfung von älteren Fahrern. In anderen Ländern (Dänemark, Australien) haben solche Programme für ältere Fahrzeugführer allerdings nicht die Ergebnisse von Unfallstatistiken verbessert.
Wann sollte alten Menschen der Führerschein entzogen werden?
Die Frage unter welchen Umständen älteren Menschen ihr Führerschein entzogen werden sollte, ist sehr kompliziert. Beamte sollten strenge Tests durchführen, vor allem zu Tests der Augen und einer Überwachung der Auswirkung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, raten die Wissenschaftler. Für viele ältere Menschen wird das Fahren eines Autos irgendwann einfach zu teuer. Sie können die Versicherung des Fahrzeugs nicht mehr bezahlen. Aus diesem Grund müssen die Betroffenen dann auf das Führen eines Fahrzeugs verzichten. Dadurch entsteht dann ein Verlust der Unabhängigkeit, erklären die Experten.
Ältere Menschen in ländlichen Gegenden benötigen ihren Führerschein
Wenn Bedingungen wie Demenz oder andere gesundheitliche Probleme die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen, entstehen dadurch natürlich auch Probleme im Straßenverkehr. Trotzdem sollte alten Menschen nicht leichtfertig der Führerschein entzogen werden, erklärt Professor Musselwhite. Betroffene müssen oft mit dem Auto fahren, wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel in der Gegend gibt. Auch wenn ältere Menschen in ländlicher Umgebung wohnen, wird häufiger ein Fahrzeug zur Bewegung benötigt.
Das Einziehen des Führerscheins kann zu Depressionen führen
Außerdem gibt es für ältere Menschen auch ein psychologisches Bedürfnis, warum sie ihren Führerschein behalten wollen. Ältere Menschen erklärten, dass das Autofahren ihnen ein Gefühl der Freiheit und Mobilität vermittelt, berichten die Autoren. Ältere Fahrer fühlen sich auch weiterhin nützlich und können in der Familie kleine Aufgaben übernehmen. Das Einziehen des Führerscheins kann zu Depressionen und dem Verlust der Beweglichkeit führen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.