Beim Trocken werden ist vor allem Geduld angesagt
Viele Eltern freuen sich auf den Tag, an dem ihr Kind selbständig auf die Toilette geht und endlich windelfrei ist. Doch wie kann man dem Kind die Windel abgewöhnen? Wichtig ist vor allem, nicht zu früh mit dem „Töpfchen-Training“ anzufangen. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf seiner Webseite „kinderaerzte-im-netz.de“ hin. Denn sind bestimmte körperliche Vorgänge noch nicht ausgereift, wird dadurch sogar das Einnässen am Tag gefördert.
Kinder müssen körperliche Empfindungen einordnen können
Sobald die Kinder etwas größer sind, freuen sich viele Eltern darauf, endlich nicht mehr wickeln zu müssen. Doch damit ein Kind überhaupt ohne Windeln zurecht kommen kann, muss es in der Lage sein, die Blase und den Darm zu kontrollieren. Diese Fähigkeit lässt sich nicht beeinflussen, denn damit Urin und Stuhl sicher gehalten werden können, müssen erst viele Körpervorgänge ausgereift sein.
„Für einen eigenständigen Besuch der Toilette oder des Töpfchens muss Ihr Kind lernen, eine Reihe von körperlichen und geistigen Aufgaben zu koordinieren. Es muss sich mit seinem Körper und dessen Funktionen vertraut machen sowie einen Plan erstellen, wie es auf die Toilette kommt“, so Dr. Monika Niehaus, Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Hierfür sei es notwendig, dass sich das Kind konzentrieren und erinnern sowie die Erklärungen der Eltern verstehen könne, erläutert Niehaus weiter.
Entwicklung verläuft unterschiedlich schnell
Erst mit etwa zweieinhalb bis drei Jahren hätten Kinder demnach die Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit z.B. von einem Spiel zu lösen und hin zu einer anderen Tätigkeit – wie dem Toilettengang bei Harn- oder Stuhldrang – zu richten. Ab dann sei es möglich, dass dieser „Plan“ ausgeführt werde, ohne sich von anderen Dingen ablenken zu lassen. Dieser Entwicklungsschritt vollziehe sich den Experten zufolge allerdings von Kind zu Kind ganz unterschiedlich schnell.
Druck kann zu Entleerungsstörungen führen
Eltern sollten daher keinesfalls Druck auf ihr Kind ausüben und es nicht zu frühzeitigem „Töpfchen-Training“ drängen. Denn ist das Kind noch nicht so weit, könnten dadurch Entleerungsstörungen begünstigt werden, betont der Berufsverband. „Kleine Kinder neigen bei frühem Toilettentraining dazu, den Stuhl und den Urin zurückzuhalten“, warnt Dr. Niehaus. Wichtig ist es daher, geduldig zu bleiben und abzuwarten, bis das Kind in der Lage ist, ohne Windeln auszukommen.
Trocken werden mit Büchern und Nachttopf vorbereiten
Vorbereitet könne das „Trockenwerden“, indem Eltern dem Kind ab etwa eineinhalb Jahren Wörter beibringen, mit denen das Entleeren beschrieben wird. Damit kann das Kind auf Stuhl- oder Harndrang hinweisen, sobald es soweit ist. Auch sollte kindgerecht erklärt werden, dass es sich um einen ganz normalen Vorgang handelt und sich alle Menschen und auch Tiere regelmäßig entleeren müssen, so der Expertenrat.
Kurz vor dem zweiten Geburtstag könnten dann Wörter für die Toilette und das Töpfchen sowie für deren Funktion gelernt werden. Zu diesem Zeitpunkt sei es auch möglich, dem Kind einen eigenen Nachttopf zu geben, um das Entleeren zu üben – sei es mithilfe einer Puppe oder durch eigenes Daraufsetzen. Bücher zum Thema würden ebenfalls zu dieser Zeit für die Kinder interessant werden.
Wichtig ist, dass das Kind nicht zum Üben gezwungen werde, betont der Berufsverband. Motivation könne aber durch Lob aufgebaut werden. Ebenso sporne die Aussicht auf Unterwäsche statt Windel Kinder oft zusätzlich an – „als Privileg und Zeichen des Älterwerdens“, erläutern die Experten. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.