Wenn die ersten Blätter fallen und die Tage kürzer werden, zieht es Pilzkundige in den Wald. Das Judasohr wird in der Natur oft übersehen. Dabei ist der Speisepilz wie eine Ohrmuschel geformt und daher auch für Einsteiger gut zu identifizieren. Giftige Doppelgänger gibt es nicht. Das Judasohr ist das ganze Jahr über zu finden. Die ideale Sammelzeit ist allerdings im Herbst und Winter bei nasskalter Witterung, ohne dass es friert.
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat das Judasohr (Auricularia auricula-judae) zum Pilz des Jahres 2017 gewählt, um auf den außergewöhnlichen Vertreter aufmerksam zu machen. Der Name geht auf eine Sage zurück: Der Jünger Judas soll sich an einem Holunderbaum erhängt haben, nachdem er Jesus durch einen Kuss verraten hat.
Tatsächlich gedeiht das Judasohr besonders gut auf älteren Stämmen des Schwarzen Holunders und wird daher auch als Holunderschwamm bezeichnet. Es ernährt sich von dem Holz und baut es langsam ab. Seltener entdeckt man ihn auch auf anderen Laubbäumen wie Ahorn und Buche. Die Außenseite des Pilzes ist rötlichbraun bis violettgrau und fühlt sich samtig an, während die Innenseite glatt ist. Auf dem Baum bekommt er nur unregelmäßig Wasser. Aus diesem Grund hat er die Fähigkeit entwickelt, bei Trockenheit zu schrumpfen und bei Regen aufzuquellen.
Das Judasohr wächst nicht nur wild in den Wäldern, sondern wird auch in Pilzzuchten auf Holz gezogen. Die Art ist nah mit dem Mur-Erh (Auricularia polytricha), auch Chinesische Morchel genannt, verwandt. Der Geschmack des Judasohrs ist eher neutral. Er passt gut in Pilzmischgerichte und asiatische Gerichte aus dem Wok und lässt sich hervorragend für die Vorratskammer trocknen. Heike Kreutz, aid
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