Wenn nachts der Atem stockt: Neue Verfahren helfen bei Schnarchen und Schlafapnoe
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Volks- leiden in Deutschland. Vielen Erwachsenen zwischen 30 und 60 Jahren fällt bereits das Einschlafen schwer, andere wachen nachts auf und fühlen sich am Tag müde und abgeschlagen. Gründe hierfür: nächtliches Schnarchen oder schlafbedingte Atmungsstörungen, auch Schlafapnoe genannt. Der Begriff umschreibt lebensgefährliche Atemaussetzer, die mehr als zehnmal pro Stunde auftreten und länger als zehn Sekunden andauern. Ein gesunder Schlaf ist gestört.
„Wir helfen Patienten mit innovativen und minimalinvasiven Methoden der Oralchirurgie, die das nächtlich Tragen einer Maske oder Schiene unnötig machen. Der Schlafkomfort ist dadurch nicht mehr eingeschränkt“, weiß Dr. Dr. Manfred Nilius, M. Sc., Facharzt für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie und Leiter der Praxisklinik Nilius in Dortmund.
Gestörter Schlafrhythmus macht krank
Viele Gründe spielen für Schnarchen oder Schlafapnoe eine Rolle. Sie entstehen durch erschlaffte Muskeln des Gaumens und Gaumenzäpfchens, die Zunge fällt zurück, blockiert beim Schlafen den Rachenraum und beeinträchtigt die Atmung. Aber auch ein zurückgelagerter Unterkiefer ist ein Auslöser für nächtliche Atemaussetzer. Des Weiteren fördern auch Alkohol sowie Übergewicht eine Schlafapnoe. Bei Adipositas lagert sich Fett auch im Gewebe der oberen Atemwege ein und behindert so die Atmung. „Daneben kann auch eine vergrößerte Zunge oder große Mandeln den Rachenraum einengen“, erklärt Dr. Nilius.
Es kommt in der Folge sowohl zu einer Störung der Sauerstoffversorgung des Gehirns, als auch in anderen wichtigen Organen. Das Gehirn reagiert sofort: Es veranlasst einen erhöhten Herzschlag, der Blutdruck steigt und Betroffene wachen nachts mehrmals auf, der dringend benötigte Tiefschlaf wird unterbrochen. Dadurch stellen sich nicht nur eine ständige Tagesmüdigkeit und Unkonzentriertheit ein, sondern es kommt langfristig zu Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Angstzuständen, Depressionen, Kopfschmerzen und Schlaganfällen.
Freie Atmung dank Zungenimplantat
Häufig führt bereits eine Änderung von Lebensgewohnheiten wie eine Ernährungsumstellung zu einer Linderung der Beschwerden und zu einem besseren Schlaf. Dennoch raten Experten, zunächst ein Schlaflabor aufzusuchen, um Ursachen zu diagnostizieren und entsprechende Therapien einzuleiten. Hier gibt es viele neue Möglichkeiten. „So ist das neuartige Zungenimplantat als ein wirksames und minimalinvasives Verfahren, das Betroffene auch tagsüber nicht beim Kauen, Sprechen oder Schlucken beeinträchtigt“, beschreibt Dr. Nilius. Hierbei bringen Experten unter Vollnarkose ein elastisches Band in den Zungengrund ein, das dort mit jeweils einer Schlinge an den Enden befestigt wird, und verhindern so, dass die Zunge im Schlaf nach hinten fällt. In der Regel kommen vier Implantate zum Einsatz, der Eingriff dauert höchstens 45 Minuten. Innerhalb von vier bis sechs Wochen verwachsen dann die äußeren Schlaufen aus bioverträglichem Material mit dem umliegenden Gewebe, das Implantat zieht sich langsam und gleichmäßig zusammen und wirkt wie eine Stütze für die Zunge.
Radiofrequenz strafft Gaumensegel
Daneben kann eine operative Straffung des Weichgaumengewebes Abhilfe schaffen, wenn dieses zu weit herabhängt und als anatomische Ursache für Schnarchen infrage kommt. Bei der Gaumensegelplastik, auch UVPP genannt, kürzt der Arzt den vorderen und hinteren Weichgaumenbogen sowie das Zäpfchen. Hierbei kombinieren Experten jetzt auch Radiofrequenztherapie mit der Gaumensegelplastik. Hochdosierte Radiowellen erzeugen künstliche Vernarbungen am Gaumensegel, was wiederum zu einer Versteifung und geringeren Schwingung des betroffenen Areals führt. „Mit der Radiofrequenztechnologie arbeiten wir sehr präzise und gewebeschonend. Patienten merken gleich nach einem 45-minütigen Eingriff eine spürbare Verbesserung der Atmung und kehren schnell in den Alltag zurück“, so Dr. Nilius.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.