Mediziner untersuchen, wie alt wir Menschen in der heutigen Zeit werden können
Die Menschen werden immer älter. Vor allem im letzten Jahrhundert stieg die Lebenserwartung exorbitant an. Zwar muss jeder Mensch einmal sterben, die Frage bleibt allerdings “Wann”? Forscher fragen sich seit einige Zeit, ob es eine Obergrenze gibt? Einige Wissenschaftler meinen nun, dass diese Grenze bei rund 115 Jahren liegt.
Die Wissenschaftler vom Albert Einstein College of Medicine stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Menschen auch in Zukunft nicht älter als 115 Jahre werden. Es scheint, als hätten wir die Obergrenze unserer Lebenserwartung erreicht. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Nature“.
Rekord der menschlichen Langlebigkeit liegt bei 122 Jahren
Es gibt immer wieder Menschen, die ein sehr hohes Alter erreichen. Beispielsweise verstarb am 4. August im Jahr 1997 Jeanne Calment in einem Pflegeheim in Frankreich. Die Seniorin war damals im Alter von 122 Jahren. Dieses Alter stellt den aktuellen Rekord für die menschliche Langlebigkeit dar.
Haben Menschen ihre maximale Lebenserwartung bereits erreicht?
Dr. Jan Vijg vom Albert Einstein College of Medicine bezweifelt, dass in Zukunft noch Menschen dieses hohe Alter erreichen werden. Die obere Grenze der menschlichen Langlebigkeit scheine erreicht zu sein. In Zukunft werden Menschen nicht mehr älter als 115 Jahre, fügt der Mediziner hinzu. Es gibt schon länger eine Debatte unter Wissenschaftlern darüber, ob es eine natürliche Obergrenze für die menschliche Lebenserwartung gibt. Einige Experten sind hier immer noch der Meinung, dass sich Menschen bislang nicht ihrer Obergrenze der Lebenserwartung angenähert haben.
Die Lebenserwartung ist im letzten Jahrhundert stark angestiegen
Wenn Kinder um das Jahr 1900 in den Vereinigten Staaten geboren wurden, hatten sie eine durchschnittliche Lebenserwartung von knapp 50 Jahren, erklären die Experten. Wenn in der heutigen Zeit ein amerikanisches Kind geboren wird, lebt es durchschnittlich bis zum 79. Lebensjahr. In Japan liegt die derzeitige Lebenserwartung zum Vergleich bei etwa 83 Jahren. Dr. Vijg und sein Team untersuchte diese Daten genauer. Die Wissenschaftler stellten fest, wie viele Menschen in einem bestimmten Alter leben. Danach verglichen sie diese Zahlen für ihre Berechnungen damit, wie schnell die Bevölkerung in jedem Alter anstieg.
Der schnellst wachsende Teil der Gesellschaft besteht aus alten Menschen
Der am schnellsten anwachsende Teil der Gesellschaft bestand aus alten Leuten, erläutert Dr. Vijg. Beispielsweise waren in Frankreich in den 1920er Jahren die 85-Jährigen die am schnellsten wachsende Frauengruppe (ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau). Als sich dann die durchschnittliche Lebenserwartung verlängerte, verschob sich auch die Spitze der am schnellsten wachsenden Altersgruppen. In den 1990er-Jahren bestand die am schnellsten wachsende Gruppe von Französinnen, aus Frauen im Alter von 102 Jahren, sagen die Mediziner. Würde dieser Trend weiter anhalten, wären 110-jährige französischen Frauen die am schnellsten wachsende Gruppe in der heutigen Zeit sein.
Zunahme des maximalen Alters stagniert
Stattdessen verlangsamte sich die Verschiebung des Spitzenalters jedoch in den aktuellen Berechnungen und schien allmählich anzuhalten, berichten die Forscher. Dr. Vijg und sein Team untersuchte daraufhin die Daten aus vierzig verschiedenen Ländern. Dabei konnten sie den gleichen Trend feststellen. Dieser Wandel des Wachstums der immer älteren Bevölkerung begann bereits in den 1980er Jahren. Damals verlangsamte sich das Wachstum in den Spitzenaltergruppen. Der Grund dafür könnte eine obere Grenze der Langlebigkeit sein, die wir Menschen mittlerweile erreicht haben, erklärt Dr. Vijg.
Mediziner nutzen internationale Datenbank zur Langlebigkeit
Die Forscher analysierten zusätzlich eine internationale Datenbank über die Langlebigkeit. Diese enthielt detaillierte Berichte über 534 Menschen mit einem sehr hohen Alter. 1968 betrug das höchste erreichte Alter noch 111 Jahre. In den 1990er Jahren war dieser Wert dann auf etwa 115 Jahre angestiegen. Dann stagnierte dieser Anstieg, mit einigen seltenen Ausnahmen. Zu diesen gehörte beispielsweise Jeanne Calment, sagen die Wissenschaftler.
Theoretisch liegt die Wahrscheinlichkeit 122 Jahre alt zu werden bei 0 Prozent
Auch wenn wir die Daten der anderen ältesten Menschen betrachten, war die Tendenz immer die gleiche, sagt Dr. Vijg. Angesichts des aktuellen Trends scheint heutzutage die Wahrscheinlichkeit das Alter von Jeanne Calment zu erreichen bei praktisch Null zu liegen.
Wahrscheinlich werden Menschen in naher Zukunft nicht älter als 115 Jahre
Wir gehen davon aus, dass in absehbarer Zukunft die ältesten Personen etwa 115 Jahren alt werden, erläutern die Experten. Wissenschaftler diskutierten schon lange darüber, ob es eine Grenze für die Lebensspanne gibt. Aber erst dank der langfristigen Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung leben die Menschen auch lange genug, um diese Obergrenze zu erreichen, erklärt Dr. Vijg.
Antibiotika, Medikamente und gesunde Ernährung tragen zu einem längeren Leben bei
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts begann die durchschnittliche Lebenserwartung zu steigen. Dies lag vor allem an geringeren Sterberaten bei Kindern. In den letzten Jahrzehnten verbesserte sich auch die Gesundheit von erwachsenen Menschen, erläutern die Forscher. Einige der Verbesserungen der Gesundheit sind auf das Einstellen des Rauchens und eine bessere Ernährung zurückzuführen. Natürlich haben auch Antibiotika und andere Medikamente geholfen, chronische Erkrankungen zu behandeln und dadurch unsere Lebenserwartung vergrößert, erläutern die Wissenschaftler weiter.
Durch das Alter nimmt unsere DNA Schaden
Die Alterung ist laut Aussage der Forscher eine Akkumulation von Schäden an der DNA und anderen Molekülen. Unser Körper kann diesen Prozess durchaus verlangsamen, indem er einige der auftretenden Schäden repariert, erklären die Wissenschaftler. Im fortgeschrittenen Alter sei der Körper aber nicht mehr in der Lage alle Schäden zu beheben. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.