Neurodermitis künftig deutlich besser behandelbar?
Neurodermitis (Atopisches Ekzem) führt oft zu weitreichenden Schäden der Haut und kann für Betroffene eine erhebliche Belastung darstellen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind bislang beschränkt, allerdings wecken neuere Studien durchaus Hoffnung auf eine erfolgreiche Therapie des Atopischen Ekzems. In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Forschern des Klinikums der Universität München wurde eine vielversprechende Wirkung für den Wirkstoff „Dupilumab“ nachgewiesen.
Erst kürzlich haben Wissenschaftler der Universität Edinburgh den Einsatz eines natürlichen körpereigenen Abwehrstoffs gegen Neurodermitis getestet. Nun konnte das Forscherteam mit Beteiligung von Prof. Andreas Wollenberg von dem Klinikum der Universität München und Kollegen nachweisen, dass mit dem Wirkstoff „Dupilumab“ bei vielen Patienten eine umfängliche Linderung der Beschwerden möglich ist. Die Lebensqualität der Betroffene habe sich deutlich verbessert, so Professor Wollenberg.
Neurodermitis für Betroffene eine Heimsuchung
Bei Neurodermitis entzündet sich die Haut ohne erkennbaren äußeren Anlass. Roter juckender Hautausschlag, der in schweren Fällen großflächig und lange anhaltend auftritt, ist die Folge. „Neurodermitis ist für viele Patienten eine Heimsuchung, gerade für Kinder“, so die Mitteilung des Klinikums der Universität München. Nun haben die Forscher ein neues Medikament mit dem Wirkstoff „Dupilumab“ getestet, dass laut Prof. Wollenberg „sehr schöne Effekte“ zeigte.
TH2-Arm des Immunsystem überaktiv
Das Beschwerdebild des Atopischen Ekzems ist relativ weit verbreitet und hat laut Aussage der Wissenschaftler „große sozialmedizinische Bedeutung.“ Kleinkinder seien besonders oft betroffen, mit meist mildem Verlauf. Insgesamt leide jedes vierte Kind vorübergehend an Neurodermitis. „Erwachsene sind seltener, dafür oft schwerer betroffen“, berichten die Wissenschaftler weiter. Gemeinsam haben alle Patienten, dass ein bestimmter Teil ihres Immunsystems überaktiviert ist. Dieser sogenannte TH2-Arm des Immunsystems bekämpfe normalerweise Infektionen mit Parasiten wie beispielsweise Bandwürmern. Allerdings sind die Neurodermitis-Patienten nicht mit Parasiten infiziert und der TH-2-Arm unterliegt einem Fehlalarm, was eine chronische Entzündung in der Haut auslöst.
Selektive Blockierung des Immunsystems
Bei den herkömmlichen entzündungsbekämpfenden Arzneien, die gegen Neurodermitis eingesetzt werden, wie beispielsweise Kortison, wird nicht nur der TH2-Arm blockiert, sondern alle Arme des Immunsystems – auch jene gegen Viren, Bakterien oder Krebszellen – werden angegriffen. Der neue Wirkstoff „Dupilumab“ hemmt hingegen ausschließlich den TH2-Arm, berichtet Professor Wollenberg. Genauso sollte es nach Auffassung der Mediziner auch sein. „Denn je selektiver ein Medikament wirkt, umso weniger Nebenwirkungen sind zu erwarten und desto besser verträglich ist eine Arznei“, betont Professor Wollenberg.
Wirkstoff an fast 1.400 Probanden getestet
Im Rahmen der Studie wurde der neue Wirkstoff an knapp 1.400 Frauen und Männer mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis getestet. Zwei Drittel der Probanden erhielten vier Monate lang „Dupilumab“ – verabreicht in Form von Spritzen in den Bauch, die wöchentlich oder alle zwei Wochen gegeben wurden. Die restlichen Patienten bekamen ein Placebo in den Bauch gespritzt. Nach einer Zeit von vier bis sechs Wochen entfaltete das Medikament seine Wirkung und „mit der Zeit verschwanden zuerst die Hautekzeme, etwas später auch der Juckreiz bei einem Drittel der mit dem Wirkstoff behandelten Patienten völlig“, so die Mitteilung des Klinikums der Universität München. Dies ist nach Auffassung der Forscher „ein großer Erfolg.“
Neue Behandlungsalternative in Sicht
Der Effekt des Wirkstoff habe etwa drei Monate lang angehalten und auch bei den restlichen behandelten Patienten besserten sich die Symptome deutlich, berichten die Wissenschaftler weiter. Gleichzeitig seien in der Studie keine schweren Nebenwirkungen zu verzeichnen gewesen.. Vereinzelt kam es lediglich zu leichten Infektionen. „Wir werden höchstwahrscheinlich eine neue Alternative für die Behandlung unserer Patienten bekommen“, hofft der Münchner Dermatologe Prof. Wollenberg. (fp)
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