Experten warnen vor dem Risiko durch Stürze
Verletzungen durch Stürze können insbesondere bei alten Menschen fatale Folgen haben. „Rund drei Millionen Mal mussten Menschen im Jahr 2014 wegen eines Sturzes ärztlich behandelt werden“, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg unter Berufung auf die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI). Mit dem Alter steige der Anteil der Stürze am gesamten Unfallgeschehen deutlich an.
Insgesamt ist „bei Männern über einem Alter von 70 Jahren jeder zweite Unfall ein Sturz, bei Frauen über 70 sind sogar fast zwei von drei Unfällen Stürze“, so die Mitteilung des Freiburger Universitätsklinikums. Vielfach würden kleiner Stürze als normale Alterserscheinung hingenommen und die Menschen seien sich nicht bewusst, wie gefährlich ein Sturz sein kann, erläutert die Pflegewissenschaftlerin Dr. Johanna Feuchtinger, Leiterin der Stabstelle Qualität und Entwicklung in der Pflege am Universitätsklinikum Freiburg.
Knochenbrüche häufig die Folge
Den Angaben der Expertin zufolge sind Stürze eine der häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen pflegebedürftig werden. Jeder dritte ärztlich behandelte Sturz habe einen Knochenbruch zur Folge, wobei Oberschenkel- und Oberschenkelhalsfrakturen besonders häufig seien, berichtet das Freiburger Uniklinikum weiter. Jeder vierte Sturz müsse sogar im Krankenhaus behandelt werden. Besonders gefährlich sind Stürze für Menschen mit Osteoporose, da ihre Knochen ohnehin eine erhöhte Frakturanfälligkeit aufweisen.
Wie hoch ist das Sturzrisiko?
„Das beste Kriterium für das Sturzrisiko eines Patienten ist, ob er oder sie im letzten halben Jahr gestürzt ist“, betont Dr. Johanna Feuchtinger, die an der Freiburger Uniklinik für eine optimale Sturzprophylaxe im Klinikalltag zuständig ist. Wer in den letzten sechs Monaten gestürzt ist, müsse „jederzeit wieder mit einem Sturz rechnen“, so Feuchtinger. Patienten, die zudem noch über 65 Jahre alt sind, seien besonders gefährdet. Hinzu kommen verschiedene weitere Aspekte, die Stürze wahrscheinlich machen, berichtet die Expertin weiter. Hier seien unter anderem neurologische Vorerkrankungen wie ein Schlaganfall, Kurz- oder Weitsichtigkeit, psychische Beeinträchtigungen wie Angst oder Depression, allgemeine Muskelschwäche oder Medikamente mit Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System zu nennen.
Stolperfallen ein Risikofaktor
Darüber hinaus können auch ein verstärkter Harndrang beziehungsweise Medikamente, die diesen auslösen, das Sturzrisiko erhöhen. „Denn beim raschen nächtlichen Gang auf die Toilette – möglicherweise ohne Brille – sind viele Voraussetzungen für Stürze gegeben“, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg. Grundsätzlich werde die erhöhte Sturzneigung Betroffenen meist dann zum Verhängnis, wenn äußere Risikofaktoren hinzukommen. Als solche seien Stolperfallen wie Türschwellen, Teppiche oder zu lange Kleidung zu erwähnen, aber auch dunkle Lichtverhältnisse, schlecht angepasste Brillen oder Hausschuhe, die das Gangbild verändern.
Sturzprophylaxe sollte einen höheren Stellenwert haben
„Neben den Gefahren durch den Sturz selbst ist auch die anschließende Behandlung, möglicherweise mit Narkose, Operation, langer Bettlägerigkeit und unbekannter Umgebung, für die Patienten belastend“, erläutert Dr. Feuchtinger weiter. Der Sturzprophylaxe muss daher eine erhöhter Stellenwert beigemessen werden. In der Regel lassen sich die Gefahrenquellen im Haushalt mit wenigen Handgriffen beseitigen, berichtet die Expertin. Besonders schwer falle es den Betroffenen allerdings oft, sich „von liebgewonnenen Gegenständen und Gewohnheiten zu trennen. Aber das sollte kein Argument sein“, so Feuchtinger.
Rechtzeitig reagieren, Risiko minimieren
Um das Sturzrisiko zu minimieren sollten auch die verschriebenen Medikamente beim Arzt daraufhin überprüft werden, ob sie die Sturzgefahr erhöhen. Des Weiteren können gut angepasste Brillen und Gehhilfen Sicherheit schaffen, berichtet das Universitätsklinikum Freiburg. Außerdem bestehe die Möglichkeit, Gleichgewichts- und Kraftkontrolle in einer physiotherapeutischen Behandlung gezielt zu trainieren. Laut Dr. Feuchtinger wird am Universitätsklinikum Freiburg außerdem darauf geachtet, dass die Betten bei Risikopatienten möglichst niedrig sind, um eventuelle nächtliche Stürze risikoärmer zu gestalten. Diese Maßnahme könne auch zuhause sinnvoll sein. „Entscheidend ist, dass Angehörige und Betroffene rechtzeitig vorbeugen – und nicht erst aktiv werden, wenn es zu spät ist“, so das Fazit der Freiburger Expertin. (fp)
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