Still leidendes Organ: Deshalb schadet Fett der Leber
Gesundheitsexperten zufolge weisen rund zehn Millionen Deutsche erhöhte Leberwerte auf. Damit steigt auch das Risiko, im Verlauf des Lebens eine Lebererkrankung zu entwickeln. Diese Erkrankungen sind häufig schwer und damit lebensbedrohlich. Die meisten Leberschäden werden heutzutage nicht mehr durch hohen Alkoholkonsum hervorgerufen, sondern durch Übergewicht.
Ein Drittel der Deutschen haben eine Fettleber
Mehr als ein Drittel der Deutschen leidet an einer Fettleber. Viele wissen allerdings zunächst nichts davon, da die Leber gefährlich leise leidet. Weil die Erkrankung des Organs daher meist lange unerkannt bleibt, kann sich aufgrund einer Fettleber oder einer Hepatitis-Infektion unbemerkt eine chronische Leberentzündung entwickeln, deren Folge nach vielen Jahren eine Leberzirrhose oder gar Leberkrebs sein kann. Umso wichtiger ist es, vorzubeugen.
Bauchfett gilt als besonders gefährlich
Wurde die Leberverfettung früher vor allem einem übermäßigen Alkoholkonsum zugeschrieben, gelten heute Übergewicht und Diabetes als Hauptrisikofaktoren, berichtet das Magazin „Apotheken Umschau“ auf seiner Webseite. Schäden an dem Organ werden aber auch durch Infektionen wie Hepatitis C und manche Medikamente begünstigt.
Als besonders gefährlich gilt dabei das Bauchfett, es erhöht das Risiko, an Stoffwechselleiden und Bluthochdruck zu erkranken. Haben Männer einen Bauchumfang von 102 Zentimetern, dann kann Übergewicht gefährlich werden. Bei Frauen gelten 88 Zentimeter als Grenze.
„Dagegen haben die Fettpolster an Beinen, Hüfte und Po sogar eine gewisse Schutzfunktion“, erklärte Professor Norbert Stefan vom Lehrstuhl für klinisch-experimentelle Diabetologie am Uniklinikum Tübingen, in der „Apotheken Umschau“. Das Unterhautfettgewebe ziehe freie Fettsäuren wie ein Schwamm aus dem Blut und schütze so die Gefäße vor Ablagerungen.
Besonders auf die Ernährung achten
In der Regel ist es genetisch bedingt, an welchen Stellen sich überflüssige Pfunde bemerkbar machen. Mann kann aber richtig darauf reagieren: „Wer zum Bauchansatz neigt, sollte besonders auf seine Ernährung achten“, sagte Professor Michael Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Eine kalorienreiche, fett- und zuckerreiche Ernährung kann der Leber offenbar ebenso zusetzen wie größere Mengen Alkohol. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung kann Fasten eine Fettleber zeitnah abbauen.
Die Leber leidet stumm
„Die Fettleber ist eine Multisystem-Erkrankung, die den gesamten Stoffwechsel beeinträchtigt“, so Manns laut dem Magazin. „Vor allem erhöht sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.“ Umgekehrt begünstigt ein bestehender Diabetes Fetteinlagerungen in der Leber. „Bis zu 90 Prozent der stark Übergewichtigen und fast 70 Prozent der Typ-2-Diabetiker haben eine Fettleber“, erklärte der Experte.
Doch die Leber leidet stumm und erst wenn das Organ stark vergrößert ist, kommt es zu Symptomen wie Druckgefühl im Oberbauch, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Entzündet sich das verfettete Gewebe, wird es gefährlich: „Bis zu 30 Prozent der Betroffenen entwickeln eine nichtalkoholische Fettleber-Hepatitis, aus der eine Zirrhose oder ein Leberkrebs entstehen kann“, so Stefan.
Leberwerte nicht bei allen Betroffenen erhöht
Zwar ist eine krankhafte Leber manchmal an den Leberwerten zu erkennen, doch diese „sind nur bei jedem zweiten Betroffenen erhöht“, sagte Stefan.
Häufig ist zum Zeitpunkt der Diagnose bereits der Zucker- und Fettstoffwechsel gestört. „Stellt der Arzt eine Fettleber fest, muss er immer auch Blutdruck, Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte des Betroffenen im Blick haben“, erläuterte Manns.
Professor Stefan erklärte: „Fetteinlagerungen in der Leber erhöhen den Blutzuckerspiegel, sodass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr mit der Bildung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin hinterherkommt.“ Zudem fördere eine verfettete Leber Ablagerungen in den Gefäßen.
Gewicht um mindestens fünf Prozent verringern
Wenn die Auslöser der Verfettung beseitigt und gemieden werden, kann sich das Lebergewebe bei frühzeitiger Diagnose wieder regenerieren. Für Patienten bedeutet dies eine konsequente Änderung des Lebensstils.
„Übergewichtigen empfehlen wir, ihr Gewicht um fünf bis zehn Prozent zu verringern“, erklärte Manns. Er rät zu einer vollwertigen, kalorienreduzierten Kost anstatt radikaler Fastenkuren. Wichtig ist zudem körperliche Aktivität. „Wir empfehlen dreimal wöchentlich mindestens 30 Minuten moderates Ausdauertraining“, so Manns.
Suche nach geeigneten Medikamenten
Bei manchen Patienten reicht ein gesünderer Lebensstil allerdings nicht aus. Zwar werden immer wieder Wirkstoffe getestet, „doch keiner hat bislang die Hürde der Zulassung genommen“, bedauerte Stefan.
„Aber selbst wenn sich die medikamentöse Therapie irgendwann durchsetzen sollte, macht sie nur zusammen mit einer Lebensstiländerung Sinn“, sagte Stefan. „Wer zu viel Alkohol trinkt und sich falsch ernährt, braucht zunächst keine Chemie mit Nebenwirkungen. Da helfen Ernährungsumstellung und Abstinenz.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.