Viele Menschen leiden unter sogenannten Winterdepressionen
Normalerweise ist die Umstellung der Uhren von Sommer- auf Winterzeit schnell und problemlos durchgeführt. Doch durch diese Zeitumstellung können bei vielen Menschen psychische Probleme entstehen. Forscher fanden jetzt heraus, dass die Veränderung der Uhrzeit im Herbst mit einem massiven Anstieg der Häufigkeit von Depressionen zusammenhängt.
Die Wissenschaftler vom dänischen Aarhus University Hospital stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass die Umstellung der Uhrzeit von Sommer- auf Winterzeit bewirkt, dass es einen massiven Anstieg bei der Häufigkeit von Depressionen gibt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „EPIDEMIOLOGY“.
Massive Zunahme der Depressionen im Herbst festgestellt
Viele Menschen haben mit der Zeitumstellung überhaupt keine Probleme. Es gibt aber auch Menschen, bei denen die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit zu ernsten psychischen Problemen führt. Gerade in dieser Zeit des Jahres beobachten Mediziner eine massive Zunahme an Depressionen, was meist mit der verringerten Tageslicht-Exposition in Zusammenhanggebracht wird.
Forscher: Erhöhung von Depressionen ist nicht zufällig
Die Forscher analysierten für ihre Untersuchung die Daten von 185.419 Fällen von Depressionen. Alle dieser Erkrankungen wurden zwischen dem Jahr 1995 und 2012 diagnostiziert. Die Mediziner entdeckten dabei eine massive Erhöhung von Depressionen nach der Umstellung der Uhren. Diese Erhöhung ist zu ausgeprägt, um nur zufällig zu sein, erläutern die Experten.
Winterdepressionen beeinflussen bis zu 20 Prozent der Bevölkerung
Der festgestellte psychologische Effekt gilt für alle Schweregrade der Depression. Es geht nicht nur um schwere Fälle in Krankenhäusern, erläutert Professor Seren Ostergaard vom Aarhus University Hospital. Der Hauptgrund für den Anstieg der Depressionen sei der plötzliche Beginn der dunkleren Tage. Aber auch negative Gedanken über die folgende lange Zeit der Dunkelheit in den Wintermonaten spielen eine Rolle, sagen die Autoren. Die sogenannte saisonale affektive Störung (SAD) sei eine Stimmungsstörung, welche im Zusammenhang mit der Veränderung der Jahreszeiten steht. So beeinflussen Winterdepressionen bis zu 20 Prozent der Bevölkerung, mutmaßen die Wissenschaftler.
Viele Menschen bekommen im Winter nicht genug Tageslicht
Die meisten Menschen profitieren vermutlich morgens weniger vom Tageslicht, weil sie entweder Duschen, Frühstück essen oder gerade mit Auto oder Bus zur Arbeit fahren. Wenn wir dann am Nachmittag freie Zeit zur Verfügung haben, ist es leider meist schon sehr dunkel, sagt Professor Ostergaard.
Symptome für SAD sind am stärksten im Dezember, Januar und Februar
Darüber hinaus ist der Übergang zur Winterzeit wahrscheinlich mit einer negativen psychologischen Wirkung verbunden, weil diese Umstellung den Beginn einer langen, dunkeln und kalten Zeit markiert, sagen die Autoren. Eine saisonale affektive Störung ist mit einer reduzierten Sonneneinstrahlung während der kürzeren Herbst- und Wintertage verbunden. Die Symptome sind am stärksten im Dezember, Januar und Februar.
Mediziner fordern erhöhtes Bewusstsein für Depressionen nach der Zeitumstellung
Unsere Ergebnisse sollten in den Wochen nach der Zeitumstellung ein erhöhtes Bewusstsein für Depressionen schaffen, insbesondere für Menschen mit einer Tendenz zur Depressionen, fügt Professor Ostergaard hinzu. Natürlich sollten auch Angehörige besonders aufmerksam sein.
Mangel an Tageslicht beeinflusst unsere Hormone
Die Haupttheorie für die Gründe der Entstehung einer sogenannten Winterdepression ist, dass ein Mangel an Sonnenlicht einen Teil des Gehirns (der Hypothalamus) beeinflusst, der anschließend nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert, sagen die Experten. Dies senke die Menge eines Hormons namens Serotonin. Das Hormon hat Auswirkungen auf die Stimmung, den Appetit und den Schlaf. Außerdem erhöht sich die Produktion von Melatonin, was zu Schläfrigkeit führen kann. Unsere innere Uhr kann ebenfalls gestört werden, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Was sind mögliche Symptome für eine sogenannte Winterdepression?
– Anhaltende schlechte Stimmung
– Verlust von Interesse an normalen alltäglichen Aktivitäten
– Erhöhte Reizbarkeit
– Gefühle der Verzweiflung, Schuld und Wertlosigkeit
– Schläfrigkeit während des Tages
– Langes Schlafen und Schwierigkeiten morgens aufzuwachen
– Gesteigertes Verlangen nach Kohlenhydraten und damit zusammenhängende Gewichtszunahme
Was tun bei Winterdepression?
Für einige Menschen können diese Symptome sogar so schwerwiegend sein, dass sie einen erheblichen Einfluss auf die täglichen Aktivitäten haben. Betroffene sollten daher eine Behandlung in Betracht ziehen. Eine solche Behandlung umfasst beispielsweise so viel Sonnenlicht wie möglich, eine sogenannte Licht-Therapie mit einer speziellen Lampe zur Simulation von Sonneneinstrahlung, professionelle Beratung oder kognitive Verhaltenstherapie und nicht zuletzt auch den Einsatz von Antidepressiva. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.